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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Enttäuschungen seit Umweltgipfel in Rio  
  Fast zehn Jahre sind seit dem Umweltgipfel in Rio vergangen. Die hochgesteckten Ziele von damals wurden großteils nicht erreicht. Das kritisierte am Donnerstag der Leiter des Umweltprogramms (UNEP) der Vereinten Nationen, Klaus Töpfer.  
Töpfer sprach bei einer Pressekonferenz nach einem Arbeitsgespräch mit Umweltminister Wilhelm Molterer (ÖVP) in Wien.
Noch eine Chance für globales Handeln
Er meint jedoch, dass es noch eine Chance für globales Handeln gibt - und zwar den Umweltgipfel im nächsten Herbst in Johannesburg. Noch einen Gipfel, der nur Lippenbekenntnisse bringt, verträgt die Umwelt nicht.
Enttäuschender Rückblick
Der Rückblick auf die seit Rio vergangenen zehn Jahre bringt mehr Enttäuschungen als Erfolgsmeldungen. Der Unterschied zwischen Arm und Reich hat sich verstärkt.

In Rio wurde beschlossen, den Anteil der öffentlichen Entwicklungszusammenarbeit von 0,4 Prozent des Bruttosozialproduktes jedes Landes auf 0,7 Prozent anzuheben. Jetzt liegt er bei einem historischen Tief von 0,22 Prozent.
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Umweltgipfel Rio 1992
Im Juni 1992 kamen Staats und Regierungschefs aus fast allen Ländern der Erde in Rio de Janeiro (Brasilien) zu einem Gipfeltreffen zusammen, das offiziell unter dem Titel "Konferenz für Umwelt und Entwicklung der Vereinten Nationen (UNCED)" lief. 178 Staaten vereinbarten schließlich einen "Aktionsplan 21. Jahrhundert" - die Agenda 21. Ziel: ein verbesserter Lebensstandard bzw. bessere Unterstützung für die Entwicklungsländer sowie ein besser geschütztes Ökosystem.

Die Industriestaaten, allen voran die USA unter dem damaligen Präsidenten George Bush senior, waren allerdings nicht zu verbindlichen "Abmachungen" bereit. So wurde etwa bei der Debatte um die Erhaltung der Artenvielfalt deutlich, dass die USA mögliche Vorteile durch die Erforschung und Nutzung von Tier- und Pflanzenarten über deren Schutz stellten. Ein weiteres Beispiel ist der Klimaschutz: Die Industrieländer sagten - unverbindlich - zu, ihren Co2-Ausstoß bis zum Jahr 2000 auf den Stand von 1990 zu senken. Das Ziel wurde, wie hinlänglich bekannt, nicht erreicht. Letztlich ließen sich auf keinem Gebiet einschneidende Maßnahmen erzielen.
->   Agenda 21
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Industrie- kontra Entwicklungsländer
Am Geldmangel liegt es nicht. Die Privatinvestitionen sind um das dreifache gestiegen. Doch 80 Prozent der Direktinvestitionen spielen sich zwischen den Industrieländern ab, Afrika hat nur einen Anteil von 1,3 Prozent.

Beim Gipfel in Johannesburg sollen konkrete Ziele beschlossen werden, wie die Armut rasch bekämpft werden kann. Durch bessere Energieversorgung in den ländlichen Regionen der dritten Welt zum Beispiel, durch Ernährungssicherheit oder durch die Versorgung mit Trinkwasser.
Armut als Gift für die Umwelt
"Die giftigste Substanz für die Umwelt ist die Armut, deswegen brauchen wir wirtschaftliche Entwicklung", sagt Töpfer.

Diese wirtschaftlichen Ziele sollen dann auch regelmäßig überprüft werden. Die regionalen Konferenzen dafür laufen derzeit schon - vor wenigen Tagen war eine Konferenz in Genf, nächste Woche findet eine weitere in Nairobi statt - als Vorbereitung auf den Gipfel in Johannesburg im September 2002.
Umweltschutz für Friedenssicherung
"Wichtig ist, dass wir in Johannesburg klar machen, dass Umweltschutz und Nachhaltigkeit wichtig für den Frieden sind. Wir sehen das schon beim Wasser. Die Nachfrage steigt doppelt so schnell wie die Bevölkerung, der Klimawandel verringert zudem die Reserven", meint Töpfer.

Die Spannungen werden steigen, zeigt er sich überzeugt. Weltweit gibt es 300 Wasserreservoirs, die von mehreren Ländern genutzt werden. Da sich die Wasserknappheit durch den Klimawandel verschärft, müsse rasch eine globale Lösung gefunden werden.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
->   United Nations Environment Programme (UNEP)
 
 
 
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01.01.2010