News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Die Lunge setzt Hochleistungssportlern Grenzen  
  Jedes Jahr werden im Sport neue Rekorde gebrochen. Doch längst weiß man auch um die gesundheitlichen Folgen des Spitzensportes. Jetzt haben Sportmediziner entdeckt, dass Sportler ihre Lunge mit besonders starken Belastungen wie etwa beim Triathlon chronisch schädigen können.  
Darauf weist jetzt die Ulmer Sportmedizinerin Sarina Kirchmann hin. Die Lunge ist das einzige Organ des Körpers, das auf Trainingsreize nicht mit Anpassung reagiert.

Da die Lunge schon im Jugendalter fest angelegt ist, stoßen deshalb hoch trainierte Athleten in Extremfällen immer wieder an die Grenzen ihrer Belastbarkeit.
...
Die menschliche Lunge
Die Lunge des Menschen nimmt den größten Teil der Brusthöhle ein. Sie besteht aus den beiden Lungenflügeln, die rechts aus 3, links aus 2 Lungenlappen zusammengesetzt sind. Die Lungenflügel werden vom Lungenfell überzogen, das an der Lungenwurzel in das Rippenfell übergeht. Eine geringe Flüssigkeitsmenge zwischen Lungen- und Rippenfell ermöglicht das Gleiten der Flächen aufeinander, doch kann sich hier auch Luft, weitere Flüssigkeit, Blut oder Eiter ansammeln. Dies geschieht leicht bei Verletzungen und bei Entzündungen und hat ernste Rückwirkungen auf den Kreislauf.
->   Mehr zur Lungenfunktion
...
Studie der absoluten Belastungsgrenze
Kirchmann hatte in ihrer Studie 17 Athleten einer einstündigen Fahrrad-Ergometrie an der absoluten Belastungsgrenze unterzogen. Dabei untersuchte sie mit einer neu entwickelten Messtechnik die Fähigkeit der Lungen, Sauerstoff an die Blutkörperchen abzugeben.

Tatsächlich zeigte sich der Sauerstoffaustausch gebremst, was für die Medizinerin ein Hinweis auf eine Flüssigkeitsansammlung im Lungengewebe darstellte.
Blutstau in der linken Herzkammer
Zugleich beobachtete Kirchmann nach eigenen Angaben mit fortschreitender Belastung einen beginnenden Blutstau in der linken Herzkammer. Dies konnte nicht auf eine primäre Störung der Herzfunktion zurückgehen, da es sich ja um gesunde Probanden handelte.

Wie die Sportmedizinerin erkannte, musste es mit einem erhöhten Gefäßwiderstand in den Muskeln zusammenhängen, der den rechtzeitigen Abfluss des Blutes verhinderte.
...
Der Blutkreislauf des Menschen
Der Blutkreislauf verläuft stets nur in einer Richtung. In den komplizierten Gefäßsystemen der höheren Wirbeltiere kommt es zu einem doppelten Blutkreislauf: dem kleinen oder Lungen-Kreislauf und dem großen oder Körper-Kreislauf; außerdem zu einem Leberkreislauf und einem Lymphkreislauf. Beim Menschen beträgt die Umlaufzeit des Blutes im Blutkreislauf im Durchschnitt 55 Sekunden. Nur etwa 80% des Gesamtblutes befinden sich im Umlauf, der Rest liegt in Reserve (z.B. in der Milz) für Sonderbeanspruchungen bei Blutverlusten, starker Muskelarbeit u. a. Mit einem Herzschlag werden in der Ruhe 50, bei Anstrengung bis 150 cm3 Blut aus der linken Herz-Kammer ausgeworfen.
->   Mehr zum Blutkreislauf
...
Niedriger Gefäßwiderstand besser
Kirchmann schlussfolgerte, dass Sportler mit einem niedrigen Gefäßwiderstand weniger von Leistungseinschränkungen durch gestörten Gasaustausch betroffen sind als Sportler mit hohem Gefäßwiderstand.

Leistungssportler berichten nach harten Belastungen häufig von leichtem Blutgeschmack, Husten oder einer unerklärlichen, nicht auf eine Asthmaerkrankung zurückgehenden Atemnot.

Offenbar treten Störungen im Zusammenspiel zwischen dem Gasaustausch in der Lunge, dem Kreislauf und der Durchblutung auch bei gesunden Menschen auf, wie Kirchmanns Studie belegte. Sie wurde dafür mit einem Nachwuchspreis des 'European College of Sport Science' ausgezeichnet.
->   Sportmedizin Universität Ulm
->   European College of Sport Science
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010