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Nachhilfe für die gute Nacht  
  Die Schlafstörung ist die Zivilisationskrankheit des Computerzeitalters. In einer deutschen Studie klagen ein Drittel der Befragten über Schlafstörungen. Dabei kann man Schlafen lernen wie das Einmaleins, sagt der deutsche Schlafforscher Jürgen Zulley, der ab nächster Woche eine eigene "Schlafschule" anbietet.  
Sein "Unterricht" beruht auf jahrzehntelangen Arbeiten im renommierten Schlaflabor der Universität Regensburg.

Den Wissenschaftern ist es gelungen, den Schlaf so zu entschlüsseln, dass man gleichsam mit einem kleinen ABC die Qualität der Nachtruhe entscheidend verbessern kann.
Diagnose: Schlaflos bei Nacht, müde bei Tag
Die Forschungen der letzten 10 Jahre zeigen es deutlich: das Leben in einer quasi 24-Stunden-Welt hat dramatische Auswirkungen auf die Qualität unseres Schlafs.

Arbeit, Stress, Zukunftsängste, aber auch Fernsehen- Konsum und Computerspiele sorgen schnell für schlaflose Nächte.

Eine Nacht ohne Schlaf ist unangenehm und verstörend genug - doch sie hat auch Auswirkungen auf das Befinden bei Tag. Menschen mit Schlafstörungen fühlen sich oft energie- und antriebslos.
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Schlafstörungen im Überblick
Schlafstörungen sind kein einheitliches Krankheitsbild, die moderne Medizin kennt rund 80 verschiedene Arten.
4 große Gruppen von Schlafstörungen lassen sich unterscheiden:
- Die Insomnie, das sind Ein-und Durchschlaf-störungen. Insomnie ist die häufigste Schlafstörung.
- Die Hypersonie, eine übermäßige Tagesschläfrigkeit, entsteht, weil der Nachtschlaf immer wieder unterbrochen wird z.B: durch Atemaussetzer.
- Die Schlaf-Wach-Rhythmus-Störung, verursacht durch Jet-Lags, aber auch Depressionen.
- Die Parasomnie, eine Schlafstörung, die sich durch Schlafwandeln, Zähneknirschen etc. bemerkbar macht.
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Unser Körper ist konservativ
So fortschrittsfeindlich es klingt: unser Organismus funktioniert wie in der Urzeit. Er braucht Erholung, um etwas leisten zu können, und er muss aktiv sein, um ruhen zu können.

Dieses Wechselspiel ist zudem an eine innere Uhr gebunden. Untersuchungen zeigen, dass sich unser absolutes organisches Tief um ca. 4 Uhr morgens befindet. Da will der Körper nichts als Ruhe.
Hochphase am Vormittag
Wie in einer Wellenbewegung folgt darauf am Vormittag eine Hochphase, wo wir besonders viel leisten können ¿ da will der Organismus auch gefordert werden.

Zu Mittag gibt es das zweite Tagestief. Forschungen zeigen, dass dann z.B. die Unfallhäufigkeit ebenso ansteigt wie in den Nachtstunden.

Der Nachmittag ist dann eine Phase erhöhter Leistungsfähigkeit, bevor die Ruhestunden der Nacht beginnen. So wechseln sich aktive und ruhige Phasen über 24 Stunden hinweg ab.
Tricks zum Einschlafen
Jürgen Zulleys Schlafschule macht sich die Erkenntnisse über die innere Uhr zunutze. Der erste Trick: durch gezielte Tagesaktivität das Ruhebedürfnis des Körpers zu fördern - wer sich unter tags richtig anstrengt, wird abends müde ins Bett fallen.

Modern ausgedrückt: Schlafmanagement beginnt schon am Tag. Ein weiterer Tipp der Forscher vor allem für gestresste Menschen: eine halbe Stunde vorher abspannen, den Tag ausklingen lassen und vor allem keine Aufregungen, keine Probleme und auch keine Arbeit mit ins Bett nehmen.
Beruhigende Musik
Für überarbeitete Top-Manager empfehlen die Regensburger Forscher beruhigende Musik und Entspannungsübungen als weitere Hilfsmittel zur Einstimmung auf den Schlaf.

Zu guter letzt wird eine alte Weisheit jetzt wissenschaftlich rehabilitiert: wer mit der Dunkelheit die Ruhephase beginnt und bei Tageslicht aktiv wird, lebt nicht nur besser nach seiner inneren Uhr, sondern nutzt auch die stimulierende Wirkung von Licht und Dunkelheit.

Dunkelheit regt die Produktion von Melatonin an, einem Botenstoff, der beruhigend wirkt; Sonnenlicht hingegen hemmt sie und macht uns dadurch aktiver.

Tom Matzek/Modern Times
Mehr dazu in Modern Times, Freitag 22.35 ORF2.
->   Modern Times
->   Schlafmedizinisches Zentrum Regensburg
 
 
 
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01.01.2010