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Warten auf Spenderorgane dauert immer länger  
  Organtransplantationen sind für viele Patienten mit unheilbaren Erkrankungen die letzte Hoffnung. Allerdings wird auch in Österreich die Diskrepanz zwischen Patienten auf der Warteliste und der Zahl der durchgeführten Transplantationen immer größer.  
Enorme Zunahme von potentiellen Empfängern
"Die hervorragenden Ergebnisse, die zuletzt mit Organverpflanzungen erzielt werden konnten, und die damit verbundene Etablierung der Transplantation als einzig kurative Therapie ansonsten unheilbarer Erkrankungen, sind eine der Hauptgründe für die enorme Zunahme von potentiellen Empfängern", zitiert die APA Ivo Graziadei von der klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik Innsbruck fest.
Ein bis zwei Jahre warten auf Leber und Niere
Derzeit warten beispielsweise an der Universitätsklinik Innsbruck 45 Menschen auf eine neue Leber. Auf eine Spender-Niere hoffen 300 Patienten.

Die Wartezeit auf eine Spender-Niere dauert durchschnittlich bis zu zweieinhalb Jahre, auf eine neue Leber warten Empfänger derzeit bis zu einem Jahr.
Wartezeit: Kritische Phase für Patienten
Diese Zeit sei, so Graziadei, "eine besonders kritische Phase, die einige der Patienten nicht überleben." Allein im vergangenen Jahr sind neun Menschen, die an der Klinik Innsbruck auf der Warteliste für eine Lebertransplantation standen, gestorben.

Dabei sind die Österreicher vergleichsweise "fleißige" Organspender: Laut einer für das Jahr 2000 veröffentlichten Statistik der europäischen Organisation Eurotransplant liegt Österreich mit durchschnittlich 24 Organspendern pro eine Million Einwohner europaweit an dritter Stelle.
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Eurotransplant - Koordination von Organspenden
n dieser 1967 gegründeten Organisation sind Österreich, Belgien/Luxemburg, Deutschland, die Niederlande und Slowenien Mitglied, um Spenderorgane auszutauschen. Rund 70 Krankenhäuser mit einer Liste von zusammengenommen 15.000 Patienten, die auf ein Spenderorgan warten, sind hier organisiert. Eurotransplant koordiniert vor allem die Organ-Allokation, also wohin schlussendlich ein vorhandenes Spenderorgan geht. Wird in Österreich ein Patient für eine Transplantation empfohlen, so gehen seine Daten an Eurotransplant. Dies ist z.B. für Menschen mit einer seltenen Blutgruppe von Vorteil, da die Suche nach einem geeigneten Spenderorgan über ein sehr viel größeres Gebiet abläuft.
->   Eurotransplant
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Steigender Bedarf - Lösung Lebendspende?
Trotzdem: Der Bedarf an Spenderorganen steigt, und um ihn zu decken kommt der Lebendspende (Entnahme einer Niere oder eines Teiles der Leber eines gesunden Spenders) eine immer größere Bedeutung zu.

Außerdem werden mit Lebend-Transplantationen in der Regel sehr gute Ergebnisse erzielt: "Die Resultate sind etwa nach einer Nieren-Lebendspende nach zehn Jahren um 15 bis 20 Prozent besser als nach Transplantationen von Nieren hirntoter Organspender", betonte der Innsbrucker Transplantationschirurg Wolfgang Steurer.
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Organspenden-Regelung in Österreich
Derzeit dürfen in Österreich von Toten Organe zu Transplantationszwecken entnommen werden, wenn von Seiten des Verstorbenen kein Widerspruch vorliegt. Organspenden dürfen nur in öffentlichen Krankenhäusern stattfinden, während jener Arzt, der den Tod feststellt, nicht dem dem Transplantationsteam angehören darf. Zudem besteht ein absolutes Verbot, Gewinne zu erzielen.
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Höhere Erfolgschancen nach Transplantation
Insgesamt haben sich die Erfolgschancen nach Organtransplantationen in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Im ersten Jahr nach einer Leber-Transplantation überleben heute etwa 90 Prozent, fünf Jahre später sind es rund 70 Prozent.

Die Gründe für diese guten Resultate liegen unter anderem in der besseren Selektion der Patienten und den Fortschritten in der medikamentösen Therapie von Abstoßungen und Infektionen, erklärte Graziadei.
Verbesserte chirurgische Methoden
Zudem seien die chirurgischen Methoden wesentlich verbessert worden. "Vor zehn Jahren dauerte beispielsweise eine Leber-Transplantation noch bis zu 15 Stunden, heute sind es nur noch vier bis acht." Dies bedeute natürlich auch eine viel geringere Belastung für den Allgemeinzustand der Patienten.
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Österreichischer Transplantationskongress im November
Die Lebend-Transplantation ist das Hauptthema des Österreichischen Transplantations-Kongresses, der vom 7. bis 9. November 2001 beim Stanglwirt in Going (Tiroler Unterland) stattfindet. Für die Organisation der Veranstaltung zeichnen die Abteilungen für Transplantationschirurgie sowie die Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Universitätsklinik Innsbruck verantwortlich. Erwartet werden rund 400 Teilnehmer, die unter anderem die medizinischen Aspekte der Lebendspende sowie die rechtliche und ethische Problematik dieses Themas diskutieren.
->   Universität Innsbruck Abteilungen für Transplantationschirurgie
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Xenotransplantation in der Diskussion
Auch die so genannte Xenotransplantation, also die Verpflanzung von Tierorganen in Menschen, wurde in den letzten Jahren verstärkt diskutiert. Die Methode ist allerdings schwierig, medizinisch bei weitem noch nicht ausgereift und vor allem auch ethisch heftig umstritten.
Mehr zum Thema Xenotransplantation in science.orf.at:
->   Probleme der Xenotransplantation
->   Ulrich Körtner: Für und Wider Xenotransplantation
 
 
 
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01.01.2010