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Strahlenschäden bei Radartechnikern  
  Deutsche Soldaten, die an Radargeräten tätig waren, sind überdurchschnittlich stark von Strahlenschäden betroffen. Das Österreichische Bundesheer und die NATO sehen in ihren Reihen allerdings keine analogen Fälle.  
Nach einer am Wochenende bekannt gewordenen Studie aus Deutschland haben Soldaten, die über längere Zeit mit Radargeräten zu tun hatten, ein erhöhtes Krebsrisiko. Dies bestätigte der deutsche Verteidigungsminister Rudolf Scharping am Sonntag gegenüber dem ZDF.
In Österreich keine Fälle bekannt
Befragt von science.orf.at, gab das Österreichische Bundesheer bekannt, dass es dafür in Österreich bislang keine Anzeichen gebe. Die nach der Ö-Norm reglementierten Dosierungen an Röntgenstrahlung bei Radargeräten seien bei den alljährlich durchgeführten Untersuchungen jedesmal deutlich unterschritten worden. Für das militärische Personal bestehe keine Gesundheitsgefahr.
Zudem habe das heimische Militär bis in die 80er Jahre nicht über jene Ausrüstung verfügt, die in Deutschland möglicherweise zu den Strahlenschäden geführt habe.
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Geheimstudie: 24 Krebstote in drei Jahrzehnten
Die bislang geheim gehaltene Studie der Universität Witten/Herdecke beschäftigte sich mit 99 ehemaligen Soldaten der deutschen Bundeswehr, die in den vergangenen drei Jahrzehnten starke gesundheitliche Probleme bekamen.
Alle seien als Radartechniker oder Radaroperator eingesetzt gewesen. Laut Studie seien 69 von ihnen an Krebs erkrankt, 24 inzwischen gestorben. "Im Schnitt" betrage das Sterbealter 40 Jahre. Dokumente und Unterlagen über Messwerte belegen, dass der Bundeswehr bereits seit Ende der 50er Jahre bekannt gewesen war, dass die Radartechniker einer überhöhten Strahlenbelastung ausgesetzt waren.
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Auch NATO kennt keine Radar-Erkrankungen
Die NATO hat bisher keine Erkenntnisse über Erkrankungen nach dem Einsatz von NATO-Soldaten an Radargeräten. Bei der Allianz hieß es am Montag in Brüssel, keines der 19 NATO- Länder habe bisher derartige Probleme in der NATO-Zentrale vorgebracht
Außer aus Deutschland seien bei der NATO auch keine Verdachtsfälle bekannt. Der Ausschuss hochrangiger NATO-Ärzte, der am Montagnachmittag in Brüssel zusammentreten sollte, wird sich nicht mit diesem Thema befassen. Sein einziges Thema ist die Uranmunition und ihre Auswirkung auf die Gesundheit, hieß es.
Deutscher Abschlussbericht unter Verschluss
Das deutsche Verteidigungsministerium stritt derweil die Existenz eines Abschlussberichts über die Radarerkrankungen ab. Man erwarte endgültige Ergebnisse erst 2002, hieß es dort.
Nach Angaben des ZDF liegt der Endbericht der Studie aber längst vor - seit beinahe zwei Jahren - und wurde bislang unter Verschluss gehalten. Denn die Gutachter haben eine Vielzahl ehemaliger Radartechniker ermittelt, deren Krebserkrankungen - u.a. Hirntumore, Leukämie, Lymphdrüsen- und Lungenkarzinome - mit der unzulässigen Strahlenbelastung in Verbindung gebracht werden können.
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'Sicherheitsgrenzwerte überschritten'
Im Ergebnisbericht heißt es laut ZDF: "Im Resultat kann mit Sicherheit davon ausgegangen werden, dass die gesetzlich festgelegten Sicherheitsgrenzwerte für (...) Strahlung überschritten wurde." Die betroffenen Soldaten wurden in ihrer Dienstzeit darüber weder informiert noch davor geschützt.
->   ZDF-Bericht
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Ausmaß noch ungeklärt
Wie viele Radartechniker während ihrer Tätigkeit bei der deutschen Bundeswehr insgesamt verstrahlt wurden, ist bis dato ungeklärt. Abseits der 99 dokumentierten Fälle dürfte die Dunkelziffer weitaus höher sein. Der Vorsitzende des Deutschen Bundeswehr-Verbandes, Oberst Bernhard Gertz, vermutete, ¿dass das Problem noch viel größer sein muss, als der bisher bekannte Personenkreis¿.
Offenbar habe die Bundeswehr sich bei der Erhebung der Studie nicht kooperativ gezeigt. Gleichzeitig kritisierte Gertz, dass die Bundeswehr das Arbeitsschutzgesetz - wie es für alle Arbeitnehmer in Deutschland gelte - für Soldaten noch immer nicht anwende.
->   Bundesministerium für Landesverteidigung
->   Deutsches Bundesministerium der Verteidigung
 
 
 
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01.01.2010