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Zellselbstmord: Neue Schlaganfalltherapie in Sicht  
  Fortschritte für die Behandlung verschiedenster Krebsarten, aber auch für die Schadensbegrenzung nach Herzinfarkten und Schlaganfällen erhoffen sich Mediziner durch die Erforschung der Mechanismen des programmierten Zelltods, auch Apoptose genannt.  
"Bei der Krebsbehandlung geht es darum, die Apoptose-Rate zu erhöhen, während nach Schlaganfällen das Absterben weiterer Zellen in der Umgebung des betroffenen Gebietes verhindert werden muss", sagte Wilfried Bursch vom Institut für Krebsforschung der Universität Wien bei einer Pressekonferenz anlässlich der 9. Euroconference on Apoptosis am Montag in Wien.
Der Selbstmord der Zelle
Der Vorgang des programmierten Zelltods - dass Zellen Selbstmord begehen, um etwa anderen Platz zu machen - ist lange bekannt. Rasch erkannten die Wissenschafter auch den Zusammenhang mit Krebsgeschehen.

"Wir wissen heute, dass Krebszellen nicht etwa den
eigenen Tod vergessen haben, vielmehr steigen bei Tumorzellen meist sowohl Neubildungs- als auch Todesrate, die eubildungsrate allerdings stärker", sagte Rolf Schulte-Hermann, ebenfalls Professor am Institut für Krebsforschung.
Selbstmord der Krebszellen fördern
Zur Behandlung von Krebs versuchen Mediziner daher, die Apotptose in den Tumorzellen zu fördern, sagte Peter Krammer vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und Präsident der European Cell Death Organisation. Die Kunst dabei ist, sehr selektiv vorzugehen, denn die Anlage zum Selbstmord steckt natürlich auch in gesunden Zellen.

Relativ weit in ihren Versuchen, die Selbstmordrate von
Krebszellen zu erhöhen, sind die Wissenschafter bei so genannten hormonartigen Krebsarten, etwa Brust- oder Prostatakrebs. Durch Anti-Hormon-Behandlung gelingt es die Apoptose zu erhöhen und so das Wachstum einzuschränken.

Die Forschungen gehen aber auch in Richtung Prävention, wie der programmierte Selbstmord in Krebsvorstadien abläuft, ist derzeit ein heftig beackertes Forschungsthema.
Bei Schlaganfall und Herzinfarkt unerwünscht
In Krebsgeschwulsten soll die Apoptose-Rate erhöht werden, bei ganz anders gelagerten Erkrankungen wollen Mediziner sie kurzfristig am liebsten ganz ausschalten. Dabei ist in erster Linie an Herzinfarkte und Schlaganfälle zu denken.

Dabei stirbt ein Teil des Gewebes beispielsweise durch mangelnde Durchblutung ab, in der Umgebung kommt es in den folgenden Stunden und sogar Tagen zu programmiertem Zellsterben. Unterbindet man dieses können jedenfalls in Tierversuchen 70 Prozent der Schäden eines Schlaganfalles verhindert werden.

Ähnliches gilt laut Krammer bei Herzinfarkten, betont aber, dass es sich bisher nur um die Ergebnisse von Tierversuchen handelt. Wenn die Forschungen positiv weitergehen, so könnte es innerhalb der kommenden zehn Jahre erste Behandlungsmöglichkeiten für Menschen geben, ist der Experte überzeugt.
->   9th Euroconference on Apoptosis
 
 
 
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01.01.2010