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EU-Agrarpolitik: Nachhaltige Bewirtschaftung wirkungslos?  
  Während die EU verstärkt auf Maßnahmen zur nachhaltigen Bewirtschaftung von Anbauflächen und Erhöhung der Biodiversität setzt, zweifeln Wissenschaftler und Ökologen an deren Effektivität.  
Im Rahmen einer Studie zu nachhaltig bewirtschafteten Agrarflächen in den Niederlanden fanden nun David Kleijn und seine Kollegen von der Wageningen University heraus, dass bei entsprechenden Langzeitprogrammen nicht nur die erwarteten Erfolge ausbleiben, sondern oft gegenteilige Effekte erzielt werden, wie "Nautre" in der aktuellen Ausgabe berichtet.
->   Originalartikel in Nature (413, S. 723-725; 2001) als pdf-File
Biodiversität an Pflanzen und Tieren untersucht
Kleijn und seine Kollegen erhoben letzten Sommer die Anzahl und Artenvielfalt von Pflanzen, Vögeln, Bienen und Schwebfliegen auf 78 Ackerflächen, die seit 1981 nachhaltig bewirtschaftet werden.

Veränderungen der gesamten Biodiversität der Region wurden jedoch nicht erfasst. Die untersuchte Region gilt als repräsentativ für die nördlichen Anbaugebiete Europas, in hügeligen Regionen könnte die Situation anders beschaffen sein.
Nachhaltige Bewirtschaftung für EU-Agrarpolitik wichtig
Mit dem Argument der Wiederherstellung einer ökologischen Diversität in landwirtschaftlichen Gebieten sind etwa 20 Prozent der landwirtschaftlich genutzten Fläche innerhalb der EU der nachhaltigen Bewirtschaftung gewidmet.

Entsprechende Langzeitprogramme gibt es seit 1992. Diese verschlingen mittlerweile 1,7 Milliarden Euro (etwa 23,4 Milliarden ATS) und sollen die Landwirtschaft subventionieren sowie die Problematik der Überproduktion entschärfen.
->   Convention on Biological Diversity
Ergebnis der Studie stellt EU-Programme in Frage
Das überraschenden Ergebnis von Klejins Studie könnte nun den EU-Maßnahmen ihre Legitimation entziehen.

Bei einem Vergleich zwischen nachhaltig und intensiv genutzten Agrarflächen fanden der Wissenschaftler und seine Kollegen heraus, dass bedrohte Vogelarten und gefährdete Pflanzen nachhaltig genutzte Flächen nicht bevorzugten.

Die Artenvielfalt und Biodiversität konnte somit nicht gesteigert werden, in manchen Gebieten fiel sie sogar geringer aus, als in konventionell bebauten Agrarflächen.
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Nachhaltige Nutzung soll Lebensraum wiederherstellen
Mit der Förderung nachhaltiger Bewirtschaftung hoffte die holländische Regierung den durch intensive Landwirtschaft zerstörten Lebensraum von Watt- und Wiesenvögeln wiederherzustellen. So erhielten holländische Landwirte seit 1981 Subventionen, wenn sie den Mähzeitpunkt verschoben und den Einsatz von Düngemittel reduzierten.
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Begleitforschung kaum ausgereift
Zumal es sich bei der holländischen Studie um eine der ersten dieser Art handelt, werden nun Konsequenzen erwartet. Gefordert wird vor allem eine Erfolgskontrolle der Programme sowie wissenschaftliche Begleitforschung.

Dem gemäß betont der Biologe Arie van Noordwijk vom holländischen Centre for Terrestrial Ecologie in Heteren: "Wir verfügen nahezu über keinerlei Daten hinsichtlich der Effektivität dieser Programme, verschwenden aber europaweit eine Menge Geld dafür".
->   Centre for Terrestrial Ecology
EU auf Kurskorrektur
Laut Carlos Matin-Novella, Repräsentant der Europäischen Kommission für Umwelt und Entwicklung, habe die EU ihre Programme bereits adaptiert. Als Beispiel verweist er auf den neuen "Biodiversity Action Plan" der EU, mit dem nun Schritte Richtung Steigerung der Effektivität und begleitender Evaluation gesetzt worden seien.
->   Biodiversity Action Plan der EU
Mehr zur Biodiversität auf Science.orf.at:
->   Salzburg arbeitet an "Biodiversitäts-Datenbank"
->   Wildtiere weltweit bedroht
->   Reiches Leben in der Lobau
 
 
 
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01.01.2010