News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 
Die Philosophie der Gefühle  
  "Emotionen. Eine Philosophie der Gefühle" heißt ein neues Buch des amerikanischen Autors Richard Wollheim. Darin geht er der Frage nach, was Emotionen sind und wie sie entstehen.  
Gefühle sind eine Art von geistiger Disposition. Ihre Entstehung hängt mit bestimmten Wünschen zusammen. Emotionen sind nichts weniger als seelische Veranlagungen oder grundlegende psychische Kräfte, die ähnlich wie Begierden oder Überzeugungen plötzlich bewusst werden.

Der Philosoph Richard Wollheim beschreibt in seinem Buch moralische Emotionen: Die Gefühle von Scham, Schuld, Gewissen und Bedauern. Diese unterscheiden sich seiner Ansicht nach von gewöhnlichen Emotionen.
...
Richard Wollheim
ist Professor für Philosophie und Psychoanalyse an der University of California in Berkeley USA. Im deutschen Sprachraum machten ihn vor allem seine Arbeiten zum Begründer der Psychoanalyse Sigmund Freud und über Objekte der Kunst bekannt.
Sein neues Buch hat im englischen den Titel: "On the Emotions". Die deutsche übersetzung, die nun der C.H.Beck-Verlag München herausgebracht trägt den Titel: "Emotionen - eine Philosophie der Gefühle".
->   Richard Wollheim
...
Landkarte des Geistes
Bei der Antwort auf die Frage, was Emotionen sind, knüpft Wollheim mehrere Traditionen der Psychologie und Philosophie zusammen: von der Phänomenologie über die englische und französische Aufklärungsphilosophie bis zur Sprachphilosophie Wittgensteins und vor allem Sigmund Freuds Psychoanalyse.

Wolheim zeichnet so eine Landkart des menschlichen Geistes mit einem hohen wissenschaftlichen Anspruch.
Der Seele ihr Recht
Die Zielsetzung Wollheims ist, dass die Seele in ihrer eigentümlichen Sphäre verteidigt und ins Recht gesetzt werden soll.

Entgegen den vielen Verkürzungen, durch welche die menschliche Psyche in den aktuellen Debatten um Ethik und Medizin, Gentechnik und Umweltstandards unterzugehen scheint.
Soziale Dimension unübersehbar
Wollheim wendet sich einerseits gegen vordergründige Erfolgsmodelle der Naturwissenschaft wie die Neurologie und Gehirnforschung. Andererseits auch gegen kultur-soziologische Erklärungsansätze.

Auch wenn er bei seiner Erklärung der moralischen Emotionen keine Verbindung zu aktuellen Anwendungen herstellt: die soziale Dimension des Buches bleibt unübersehbar und könnte wohl bis in die heutige Politik reichen, wann immer es um Vergangenheitsbewältigung und Versöhnung geht.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
->   "On the Emotions"- Chapter One
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010