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Impfmüdigkeit in Österreich nimmt zu  
  Schutzimpfungen wurden über viele Jahrzehnte als einer der größten Erfolge der modernen Schulmedizin betrachtet. Gefährliche Krankheiten wie Diphterie und Keuchhusten konnten fast vollständig verdrängt werden. Dennoch sind nur 70 Prozent der österreichischen Kinder gegen hochinfektiöse Erkrankungen wie Masern, Mumps und Röteln geimpft. Diese Impfmüdigkeit - so österreichische Experten - berge jedoch große Gefahren in sich, denn niedrige Durchimpfungsraten können zu einem epidemieartigen Ausbruch führen.  
Impfen soll Pandemien vermeiden
"Auf der einen Seite gibt es Impfungen, die das einzelne Individuum schützen, wo nur die Person erkrankt, die nicht geimpft ist, wie z.B. bei Tetanus. Aber auf der anderen Seite schützen einige Impfungen gegen Krankheiten, die von Mensch zu Mensch übertragen werden können, wie z.B. Masern," erklärt Ingomar Mutz, Leiter der LKH-Kinderstation.

Ziel wäre es, bei infektiösen Erkrankungen durch hohe, lang anhaltende Durchimpfungsraten eine Übertragungskette zu durchbrechen und eine bestmögliche "Herdenimmunität" zu schaffen.
Gefahrenquelle: Masern
Eine große Gefahr sieht Mutz in der mangelnden Immunität gegen Masern, denn selbst bei einer Durchimpfungsrate von 90 Prozent könnte diese Krankheit innerhalb weniger Jahre wieder durchbrechen.

Immer häufiger treten bei an Masern erkrankten Patienten ernste Komplikationen auf. Nach einer Statistik der WHO sterben jährlich rund eine Million Kinder weltweit an dieser hochinfektiösen Krankheit.
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Masern
vorwiegend das Kind befallende, akute, sehr ansteckende Infektionskrankheit, ausgezeichnet durch fleckigen, bläulich roten, verwaschenen Hautausschlag, Fieber, Bindehautkatarrh und Katarrh der oberen Luftwege. In schweren Fällen können Mittelohrentzündung und Lungenentzündung u. a. Komplikationen hinzutreten.

Nach der Ansteckung mit dem Masernvirus, einer unbemerkten Inkubationszeit von etwa elf Tagen beginnt der Ausschlag am Kopf und im Gesicht; gleichzeitig oder kurz vorher zeigen sich weißliche Flecken auf der inneren Wangenschleimhaut der Mundhöhle. Die Dauer des Masernausschlags beträgt rund drei bis fünf Tage, danach allmähliches Abklingen und Übergang in das Abschuppungsstadium. Behandlung: Bettruhe, fiebersenkende Mittel, Vermeidung grellen Lichts, ärztliche Überwachung des Krankheitsverlaufs. Eine vorbeugende Schutzimpfung ist möglich.
->   Mehr zu Masern
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Kritische Stimmen zum Thema Impfen
"Impfstrategien sollten den individuellen Bedürfnissen der Person oder des Kindes angepasst sein und nicht generell erfolgen", meint Johann Moravansky, praktischer Arzt und Antroposoph.

"Die Antroposophie", so Moravansky "richtet sich nicht grundsätzlich gegen Schutzimpfungen, sondern versucht einen vernünftigen Umgang mit Impfungen zu praktizieren, hinterfragt aber die Sinnhaftigkeit von Impfungen."
Beziehung zwischen Krankheit und Gesundheit
"Die Schulmedizin hofft darauf, Krankheiten überhaupt auszuschalten, was", so Moravansky "völlig illusorisch ist. Man sollte eher darauf achten, dass vernünftig in die Beziehung zwischen Krankheit und Gesundheit eingegriffen, also ein gesundes Gleichgewicht geschaffen wird. Durch das Impfen nimmt man die Möglichkeit, krank zu werden."

Dieser Ansicht können sich Schulmediziner jedoch nicht anschließen, denn Kinder müssten genug Krankheiten durchleben. Wenn man gefährliche Erkrankungen, die in vielen Fällen zum Tode führen, vermeiden könne, sollte man das auch tun.
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Impfempfehlungen in Österreich
Die Schulmedizin geht davon aus, dass Krankheiten, die von Mensch zu Mensch übertragen werden - wie etwa Hepatitis B, Masern und Keuchhusten - bei einer anhaltend hohen Durchimpfungsrate eliminiert werden können. Daher sei es empfehlenswert, Impfungen rechtzeitig durchführen zu lassen, außer es liege eine klare Kontraindikation wie etwa fieberhafte Infekte bei einer Körpertemperatur von über 38,5 Grad Celsius vor.

Empfohlen werden eine Grundimmunisierung und weitere Auffrischungsimpfungen bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen gegen: Hepatitis B, Diphterie, Tetanus, Keuchhusten, Hämophilus influenzae B, Kinderlähmung, Masern, Mumps und Röteln. Um den notwenigen Schutz auch im Erwachsenenalter aufrechtzuerhalten sind bei Diphterie, Polio und Tetanus Auffrischungsimpfungen alle zehn Jahre notwendig.
->   Impfplan 2001 Österreich
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Impfschutz schon im Säuglingsalter
Um schwere Infektionen zu vermeiden, sollte schon im Säuglingsalter mit Schutzimpfungen begonnen werden. Besonders wichtig sieht Manfred Götz, Vorstand der Abteilung für Kinderinfektion im Wiener Wilheminenspital, den Schutz vor dem Bakterium Haemophilus influenzae Typ B.

Diese Infektion betrifft die Nasennebenhöhlen, die Ohren, den Nasen-Rachen-Raum, den Kehlkopf und in manchen Fällen auch die Hirnhaut. Besonders gefährlich wird es, wenn es zu einer Kehldeckelentzündung (Epiglottitis) kommt, da diese rasch zur Erstickung führen kann.
Schutz vor Influenza
Gerade am Beginn der kalten Jahreszeit sind sie wieder in aller Munde: die Influenzaviren. Die Influenza ist eine der bedeutendsten Infektionskrankheiten überhaupt und hat bereits Millionen Menschen das Leben gekostet. So hat die spanische Grippe gegen Ende des Ersten Weltkrieges weltweit rund 20 Millionen Tote gefordert.

Besonders der Typ A der Influenza besteht aus besonders gefährlichen Mikroorganismen, die in der Lage sind, von Zeit zu Zeit bestimmte Bestandteile der Virushülle zu verändern und damit eine für das Immunsystem neue unbekannte Gestalt anzunehmen.
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Influenza
eine akute Infektionskrankheit, die vor allem in den Wintermonaten epidemieartig, in größeren Zeitabständen immer wieder pandemisch verbreitet ist. Die krankheitsauslösenden Influenza- oder Orthomyxoviren werden durch Tröpfchen übertragen und schädigen die Atemwegsschleimhaut. Nach einer Inkubationszeit von wenigen Stunden bis Tagen kommt es plötzlich zu Schüttelfrost, hohem Fieber und schwerem Krankheitsgefühl mit Augen-, Kopf-, Glieder- und Brustschmerzen. Meist folgen verschiedene Sekundärinfektionen wie Herpes, Augenbindehautentzündung oder Rachenentzündung.

Bei einem sonst gesunden Menschen dauert die Grippe rund sieben Tage mit bis zu vierwöchiger Rekonvaleszenzzeit. Komplikationen können vor allem durch absteigende Infektionen mit Strepto-, Pneumo- oder Staphylokokken auftreten, die zu schweren Mittelohr-, Lungen-, Herzmuskel-, Darm- oder Gehirnentzündungen führen können.
->   Mehr zu Influenza
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Keine ursächliche Influenza-Behandlung
Da es keine Möglichkeit gibt, eine ausgebrochene Influenza ursächlich zu behandeln, ist der einzige Schutz gegen diese Erkrankung und mögliche Komplikationen wie Herzmuskel- oder Lungenentzündungen die jährliche Influenza-Impfung.

In seltenen Fällen können nach dieser Schutzimpfung lokal begrenzte Rötungen an der Einstichstelle, Kopf- oder Muskelschmerzen sowie leicht erhöhte Temperatur auftreten. Diese Symptome verschwinden aber in der Regel innerhalb von zwei Tagen wieder. Empfohlen wird diese Schutzimpfung Personen über 60 Jahre und Kindern mit chronischen Erkrankungen wie Asthma.
Pneumokokken-Impfung: Schutz gegen Lungenentzündung
Etwa 12.000 Menschen werden jährlich mit Lungenentzündung, die durch Pneumokokken hervorgerufen wurde, in Spitälern stationär aufgenommen. Pneumokokken sind als Bakterien grundsätzlich mit Antibiotika behandelbar, allerdings werden Pneumokokken dagegen immer resistenter.

Den einzigen wirksamen Schutz bietet eine Impfung, so die Experten. Als besonders gefährdet gelten ältere Personen und Personen mit chronischen Erkrankungen wie Diabetes.

Empfohlen wird eine Pneumokokken-Impfung Personen über 60 Jahre, weiter Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen mit erhöhter Gefährdung durch ein Grundleiden (chronische Lungen-, Herz-Kreislauferkrankungen, Erkrankungen der Niere und des Blut bildenden Systems).

Martina Weigl, Ö1-Radiodoktor
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Mehr zum Thema "Impfen"
Mehr zum Thema "Impfen" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 22.10.2001, um 14.05 Uhr in Ö1 erfahren.
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->   Mehr zu Lungenentzündung
 
 
 
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01.01.2010