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Hochschulstandort Österreich  
  Jeder dritte Studienstandort in Österreich hat null bis fünf Absolventen. Das könnte in Zukunft die vielen kleineren Studieneinrichtungen in Österreich gefährden.
 
Das geht aus einer neuen Broschüre des Bildungsministeriums über Entwicklung, Struktur und Planung des Studienangebots in Österreich hervor, die Basisdaten für die im Rahmen der Universitätsreform geplanten "Schwerpunktsetzung" liefert.
356 Studienstandorte in Österreich
Rund 170 Studienrichtungen werden an den zwölf
wissenschaftlichen Universitäten Österreichs angeboten, viele davon mehrfach, sodass sich daraus 356 Studienstandorte ergeben.
Nur null bis fünf Absolventen
Fast zwei Drittel der Standorte haben weniger als 50 Studienanfänger, jeder Dritte (38 Prozent) hatte im Durchschnitt der Studienjahre 1993/94 bis 1997/98 null bis fünf Absolventen.
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Absolventenzahlen
Im Durchschnitt der Jahre 1993/94 bis 1997/98 hatten von den insgesamt 356 Studienstandorten 296 (83 Prozent) bis zu 50 Absolventen. 65 Prozent der Standorte hatten maximal 20 Absolventen, an 136 Standorten (38 Prozent) gab es
null bis fünf Absolventen. Nur an drei Studienstandorten gab es mehr als 500 Absolventen: Betriebswirtschaft (WU Wien) sowie Medizin und Rechtswissenschaften an der Uni Wien.
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'Kein Gradmesser für Existenzberechtigung'
Im Vorwort der Broschüre stellt Bildungsministerin Elisabeth
Gehrer (VP) klar, dass "wirtschaftliches Nützlichkeitsdenken und die Zahl der 'produzierten' Absolventen nicht Gradmesser für die
Existenzberechtigung einer akademischen Ausbildung sein dürfen".
Für Gehrer sind die existierenden Studienangebote "Teil unserer
Kultur und haben einen begründeten Stellenwert in der
Universitätslandschaft".
Sie will die geplante "Schwerpunktsetzung" im Universitätsbereich "nicht unter dem Gesichtspunkt der
Einsparungen, sondern im Lichte der Wettbewerbsfähigkeit und der Schaffung von neuen innovativen Ausbildungsmöglichkeiten" angehen.
Derzeit 571 Studien
In den vergangenen Jahrzehnten wurde das
Studienangebot in Österreich stark ausgeweitet. Derzeit werden an Österreichs Universitäten, Kunstunis und Fachhochschulen 571 Studien - viele davon an mehreren Standorten - angeboten. Davon entfallen knapp zwei Drittel auf die Unis.
Viele kleine Studieneinrichtungen
Die Daten in der neuen Broschüre zeigen auch, wie stark das
österreichische Studienangebot diversifiziert ist: Es gibt zahlreiche kleine Studienrichtungen, die nur über sehr wenige Studenten und Absolventen verfügen. Betrachtet man die Absolventenzahlen, wird das Übergewicht dieser Einrichtungen deutlich.
Verschärfte Konkurrenz um Studenten
Das stärker diversifizierte Studienangebot im Postsekundarbereich - z.B. durch die Einrichtung von Fachhochschulen oder Privatunis - werde in Zukunft zu einer
verstärkten Konkurrenz um Studenten führen, und zwar zwischen und innerhalb der einzelnen Bereiche des tertiären Sektors, ist Bildungsministerin Elisabeth Gehrer überzeugt.
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Studienanfänger in Österreich
So sieht die Situation bei den Studienanfängern aus: Von den 356 Studienstandorten an den wissenschaftlichen Universitäten haben im Durchschnitt der Studienjahre 1994/95 bis 1998/99 nur 17 mehr als 500 Studienanfänger (fünf Prozent). Dagegen haben fast zwei Drittel aller Studienstandorte bis zu 50 Anfänger. An 52 Standorten gibt es sogar nur null bis fünf Erstinskribienten. Die kleinen Studienrichtungen
konzentrieren sich laut Broschüre im Bereich der Geistes- und
Kulturwissenschaften, seien jedoch in allen Studienrichtungsgruppen zu finden, einschließlich der Ingenieurwissenschaften.
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Ab 2005 geburtenschwächere Jahrgänge
Jene Studien, die
bereits in der Vergangenheit relativ geringe Studentenzahlen
aufwiesen, würden davon besonders betroffen sein. Diese Konkurrenz
werde sich noch verschärfen, wenn etwa ab dem Jahr 2005 demographisch
bedingt die Zahl der Studienberechtigten nicht mehr zunehmen werde,
so Gehrer.
Stagnation von Neuzugängen
Den Prognosen zufolge wird die Zahl der Neuzugänge an den Unis in Zukunft auf hohem Niveau stagnieren. Den mittelfristig noch zu erwartenden Zuwachs würden die Fachhochschulen aufnehmen. Deshalb werde es einen "erhöhten Abstimmungsbedarf bei der Entwicklung des Studienangebots der verschiedenen Sektoren, vor allem zwischen Unis und FH's geben", betont die Bildungsministerin.
Große Studieneinrichtungen auf dem Prüfstand
Für den Leiter der Hochschulsektion im Bildungsministerium, Sigurd Höllinger, geht es bei der geplanten Schwerpunktsetzung im Uni-Bereich nicht darum, "die kleinen Studienrichtungen zu rupfen, sondern die großen und teuren Studienrichtungen hinsichtlich Doppel- und Mehrfacheinrichtungen zu prüfen".
Konzentration auf wenige Standorte
Es müsse eine Konzentration auf wenige Standorte geschaffen werden, "aber nicht nur auf einen Standort, denn es muss Konkurrenz geben", so Höllinger im Gespräch mit der APA.
Bei der Schwerpunktsetzung - erste Vorschläge einer eigens eingesetzten Arbeitsgruppe sollen Mitte dieses Jahres vorliegen -gehe es um die Sicherung und Erhöhung der Konkurrenzfähigkeit der Universitäten. Denn deren nationale
Bedeutung verschwinde zusehends.
->   Bundesministerim für Bildung, Wissenschaft und Kultur
->   Akademisches Portal Österreich
 
 
 
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01.01.2010