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Tagesmüdigkeit als Krankheit  
  29 Prozent der Österreicher leiden an krankhafter
Tagesmüdigkeit, 14 Prozent unter Tagesschläfrigkeit. Etwa 4.000 Menschen haben sogar die schwerste Form, die so genannte Narkolepsie. Jetzt vermelden Mediziner erste Erfolge in der Bekämpfung chronischer Müdigkeit.
 
Seit Mai 1999 ist gegen diese Krankheitsformen ein Medikament auf dem Markt. Die Wirkung von Modafinil (Modasomil), das hierfür das erste in Österreich zugelassene Medikament darstellt, hat in den vergangenen Jahren in einigen Untersuchungen seine positive Wirkung bewiesen, gaben heute, Dienstag, Experten bei einer Pressekonferenz in Wien bekannt.
Vielfältige Ursachen
Die Ursachen für diese Krankheit sind vielfältig. Im Vordergrund könne diese exzessive Tagesmüdigkeit ein ernsthaftes Begleitsyndrom bei einer Vielzahl von neurologischen, psychiatrischen und schlafbezogenen Erkrankungen wie Depressionen, Demenz, Multiple Sklerose, Parkinson oder Morbus Alzheimer darstellen, erklärte Bernd Saletu von der Universitätsklinik für Psychiatrie vom AKH Wien.

Die so genannte Narkolepsie, der unwiderstehliche Drang zum "Nickerchen", hat für die von diesem Leiden extrem Betroffenen zum Teil schwere Konsequenzen: Soziale Probleme und Unfälle sind meist die Folge.
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Narkolepsie
Erkrankung mit plötzlich auftretenden Schlafanfällen, Verlust der Muskelspannung, traumartigen Erlebnissen in halb wachem Zustand und Unregelmäßigkeiten im Schlafrhythmus. N. kann nach Schädel-Hirn-Verletzungen, Gehirnentzündungen oder erblich bedingt vorkommen. Unterschiedliche Symptome sind möglich: Während plötzlicher Schlafanfälle können die Betroffenen monotone Tätigkeiten weiterführen. Bei vollem Bewusstsein kann ein plötzliches Erschlaffen der Körpermuskulatur für wenige Sekunden auftreten, ausgelöst durch starke emotionale Erregung. Bei Wachanfällen ist der Betroffene beim Einschlafen oder Erwachen bewegungsunfähig, obwohl er bei hellem Bewusstsein ist. Teilweise erleben die Betroffenen beim Einschlafen quälende Halluzinationen. Eine Besserung kann durch regelmäßigen Nacht- und Mittagsschlaf erreicht werden. Führt dies nicht zum Erfolg, kann eine medikamentöse Therapie nötig werden.
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Psychostimulanzien
"Bei der medikamentösen Behandlung von Narkolepsie richteten sich bisher gegen die Tagesschläfrigkeit so genannte Psychostimulanzien und gegen die Unbeweglichkeit und gegen die Halluzinationen Antidepressiva", erklärte Saletu.

"Bei den Psychostimulanzien kommt jedoch Modafinil sehr gelegen. Es verfügt über kein Abhängigkeitspotenzial, stört nicht den Nachtschlaf und es beeinflusst kaum den Puls und den Blutdruck", so der Mediziner.
Schlaf-Wach-Regulation
"Modafinil wirkt spezifisch auf die Schlaf-Wach-Regulation in der Gehirnregion Hypothalamus und im Gehirnstamm. Es gibt keine Toleranzentwicklung und keine Entzugserscheinungen beim plötzlichen Absetzen", erklärte Saletu.

Dies konnte seit der weltweit ersten klinisch- humanpharmakologischen Publikation aus dem Jahre 1986 in den verschiedensten Tests quantifiziert werden, sagte der Mediziner.
Krankhafte Müdigkeit
"Eines der häufigsten Syndrome bei Multipler Sklerose ist die chronische Fatigue (krankhafte Müdigkeit, Anm.), der Verlust an körperlicher und geistiger Kraft. Doch diese ist absolut unterdiagnostiziert", sagte Udo Zifko von der Kurklinik für Neurologie in Bad Pirawarth. Mit Modafinil seien gute Erfolge in der Therapie erzielt worden.

"Dabei ist eine niedrige Dosierung völlig ausreichend", erklärte Zifko. Auch bei dementen Patienten, die unter häufig auftretenden Schlafstörungen leiden, wurde mit Modafinil aussichtsreich behandelt. "Das Medikament ist in Österreich leider nur für Narkolepsie zugelassen. Für alle anderen Krankheiten steht Modafinil noch in Prüfung", sagte der Mediziner.
->   Mehr zum Chronischen Erschöpfungssyndrom
 
 
 
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01.01.2010