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Die neuen Arbeitswelten!?  
  Es gab und gibt hohe Erwartungen in neue Informations- und Kommunikationstechnologien. Das Internet und die weltweite Vernetzung soll neue Berufe prägen, die Produktivität steigern und die Arbeitsbedingungen und Lebensqualität verbessern. Die Kehrseite: Unsicherheit und Überwachung.  
Bei einer Konferenz der Forschungs- und Beratungsstelle Arbeitswelt (FORBA) wurde versucht, die neuen Arbeitswelten zu beschreiben und zu klären, wie man sich wappnen kann, welche Ausbildung gefragt ist und wo die Interessensvertretungen aufholen müssen.
->   FORBA
Von Transformation zu Evolution...
Reinhard Keil-Slawik, Informatiker an der Universität Paderborn, verwendet die Begriffe Transformation und Evolution, um die zwei Pole der künftigen Arbeitsweisen zu beschreiben.

Transformation sei eine zielgerichtete Veränderung, bei der Evolution würden sich Dinge entwickeln, der Ausgang der Veränderung sei ungewiss. In der Arbeitswelt folge nun auf die Transformation die Evolution und das habe mit den allgegenwärtigen Computern zu tun, sagt Keil-Slawik.

Ein Beispiel: Jede neu gekaufte Software funktioniere anders als die alte Version ¿ ständig müsse dazu gelernt werden. Das könne kein Chef befehlen, jeder Arbeitnehmer sei selbst dafür verantwortlich, mit den Entwicklungen mitzuhalten. Das bezeichnet Keil-Slawik als "Evolution".
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IT ¿ Jobknüller oder Jobkiller?
Digitalisierung und Globalisierung bringen nicht nur neue Jobs, sondern sie sparen auch alte ein. Vor zwei Jahren titelte ein deutsches Nachrichtenmagazin "Informationstechnologien als Jobknüller?" Einer Studie zufolge, wonach 100.000 Arbeitsplätze in Deutschland durch Einsparungen im elektronischen Geschäftsverkehr verloren gehen, hätte wohl der Titel "Informationstechnologien als Jobkiller" besser gepasst.
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Weiterbildung statt Ausbildung
Seit Jahren wird jungen Menschen gepredigt, sie bräuchten EDV-Kenntnisse und Fremdsprachen um in der Arbeitswelt bestehen zu können. Das allein reiche nicht aus, sagt Wilfried Kruse von der Sozialforschungsstelle Dortmund: Selbstmanagement sei gefragt, die Fähigkeit sich auf die eigenen Beine zu stellen.

Einmal ausgebildet reiche nicht mehr für ein ganzes Arbeitsleben, meint auch der Informatiker Keil-Slawik, jeder müsse mit ständig neuen Herausforderungen rechnen, die er kurzfristig bewältigen muss: "Zum Beispiel ein Wartungsarbeiter wird nicht mehr geschult, sondern bekommt das neue Handbuch auf CD-Rom und lernt dann unterwegs."
Komplexität der Arbeit
Je komplexer die Arbeit und je spezieller die Tätigkeiten, desto mehr und unterschiedliches Können ist gefragt.

Dieses Können kann der Betrieb von seinen eigenen Mitarbeitern verlangen und sie schulen, er kann neue spezialisierte Mitarbeiter engagieren oder die Aufgaben auslagern und sie von einem anderen Betrieb lösen lassen.
Outsourcing
Die Hälfte der österreichischen Unternehmen nutzt Telearbeit oder e-work. Damit sind nicht nur Mitarbeiter gemeint, die von zuhause zuliefern, sondern auch ausgelagerte Arbeitsschritte.

Ausgelagert wird aber nicht nach Indien oder in die USA, sagt Flecker, sondern die Aufträge bleiben meist in der Region. Außerdem: Zwar würden Software-Entwicklung und PR außer Haus in Auftrag gegeben, Buchhaltung und Verkauf blieben aber im Betrieb.
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Teleheimarbeit - ein Flop?
Die Teleheimarbeit (die Arbeit fürs Büro zuhause am PC erledigen) wurde für Frauen mit Kleinkindern propagiert, doch nur etwa zwei Prozent der Erwerbstätigen in Österreich arbeiten so. Von ihnen entspricht nur ein Bruchteil dem Klischee, sagt der Soziologe Jörg Flecker: meist sind hoch qualifizierte Männer als Teleheimarbeiter tätig. Immobilienmakler, Universitätsangestellte und Manager "dürfen" von zu Hause arbeiten und bekommen PC, Internetanschluss, etc. zur Verfügung gestellt.
->   Mythen der Informationsgesellschaft
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Ortsunabhängigkeit ¿ der nächste Flop?
Räumliche Entfernungen sollten durch das Internet aufgehoben werden, Mitarbeiter auf der ganzen Welt miteinander vernetzt sein. Die völlige Ortsunabhängigkeit der Arbeit hat sich ebenfalls als Mythos erwiesen, sagt Flecker. Das Team im Raum nebenan arbeiten zu sehen, beruhigt den Arbeitgeber.
Neue Kontrollformen
Hierarchien seien im Umbruch, sagt der Soziologe Flecker. Anweisungen von oben würden weniger, stattdessen gebe es neue Kontrollformen. Der Arbeitnehmer wird mit seinem Produkt in die Pflicht genommen: wieviele Geschäftsabschlüsse hat er geschafft, wie erfolgreich ist sein Programm am Markt?
Neue Dienstverhältnisse
Als normales Dienstverhältnis gilt eine unbefristete Vollzeitarbeit, der regelmäßig nachgekommen wird und durch die der Arbeitnehmer in den Betrieb eingebunden ist.

Als atypische Beschäftigung gelten: befristete Jobs, Teilzeit, Leiharbeit, geringfügig Beschäftigte, Werkverträge, freie Dienstverträge.
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Einschub: Chancengleichheit?
Die atypischen Beschäftigungsformen sind für Frauen typisch: Von den 200.000 geringfügig Beschäftigten in Österreich sind zwei Drittel Frauen. EU-weit arbeiten 28 Prozent der Frauen auf Teilzeitbasis, aber nur 4 Prozent der Männer. Das große Geld bringt immer noch der Mann nach Hause.
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Aktuell: Abfertigung neu
Am Dienstag haben die Sozialpartner ein neues Abfertigungsmodell vorgeschlagen. Grundsätzlich soll es ab dem ersten Tag eines Beschäftigungsverhältnisses einen Anspruch auf Abfertigung geben - und zwar für alle Dienstverhältnisse, auch für Teilzeit oder geringfügig Beschäftigte. Ein Schritt, um den neuen Arbeitswelten gerecht zu werden.
Neue Interessensvertretung
So vielfältig die Joblandschaft, so unterschiedlich Sozialversicherung, Steuer, Urlaub, Karenz und Haftbarkeit. Diese Vielfalt stellt die Gewerkschaften auf die Probe, sagt Flecker. Die Gewerkschaft würden neue Betreuungsformen entwickeln, wie etwa die GPA Interessensgemeinschaften für IT-Beschäftigte hat.

Ein Beitag von Barbara Daser für die Ö1-Dimensionen
 
 
 
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01.01.2010