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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Klimagipfel in Marrakesch: Russland im Blickpunkt  
  Auf der Weltklimakonferenz in Marrakesch sollen endgültig die Weichen für die verbindliche Durchsetzung des Kyoto-Protokolls gestellt werden. Vor allem Russland droht aber nach Angaben aus EU-Delegationskreisen durch neue und überzogene Forderungen einen Erfolg in Marrakesch zu gefährden.  
Mehrere tausend Regierungsvertreter aus rund 180 Ländern verhandeln von diesem Montag an zwei Wochen lang - bis zum 9. November - über das Regelwerk zur vereinbarten Verminderung klimaschädlicher Treibhausgase.
Grundsatzbeschlüsse in Bonn
Auf dem Bonner Klimagipfel im Juli waren nach langwierigen und zähen Verhandlungen bereits so genannte Grundsatzbeschlüsse getroffen worden.
->   science.orf.at: Klimakonferenz in Bonn endet mit "Einigung"
Russland "muss" mitmachen ...
Nach dem Ausscheren der USA aus dem Kyoto-Protokoll ist nun eine Teilnahme Russlands unbedingt erforderlich, damit das Protokoll endlich auch völkerrechtlich verbindlich werden kann.

Denn zum In-Kraft-Treten des Kyoto-Protokolls müssen es 55 Staaten ratifizieren. Diese müssen wiederum für mindestens 55 Prozent des weltweiten Emissionen verantwortlich sein. Die USA alleine produzieren jedoch bereits rund ein Viertel der Emissionen.
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UN-Klimakonferenz in Kyoto
Die Industriestaaten haben sich 1997 auf der UN-Klimakonferenz im japanischen Kyoto in einem Protokoll zur Reduzierung wichtiger Treibhausgase verpflichtet. Danach soll der Ausstoß von sechs dieser Gase im Durchschnitt der Jahre 2008 bis 2012 um 5,2 Prozent im Vergleich zu 1990 gesenkt werden.
->   Der Text des Kyoto-Protokolls
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Russland will erneut verhandeln
Die EU will nun um jeden Preis vermeiden, dass strittige Punkte wieder auf den Tisch kommen. Russland hat aber bereits angekündigt, erneut über die so genannten Kohlendioxid-"Senken" verhandeln zu wollen.

In dieser Frage hatte die EU Staaten wie Russland und Japan weit reichende Zugeständnisse gemacht. Über die Hälfte ihrer CO2-Abbau-Verpflichtungen können sie sich über ihre umfangreichen Waldbestände "anrechnen" lassen.

Allerdings ohne damit zu verhindern, dass auch nur eine einzige Tonne Kohlendioxid weniger aus Auspuffen und Fabrikschloten dringt. Greenpeace hatte den Bonner Klima-Kompromiss daher als "Kyoto light" bespöttelt.
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Bonn: Die Schlüsselpunkte im Detail
1. Anrechnung von Wäldern: Insgesamt können Wälder bis zu einem Gegenwert von 169 Megatonnen Kohlenstoff einbezogen werden.

2. Mechanismen: Die Staaten können ihr Klimaschutzziel auch erreichen, indem sie mit Emissionen handeln oder Umweltprojekte in ärmeren Staaten finanzieren. Es wird entgegen den Forderungen der EU aber nicht vorgeschrieben, dass ein Großteil der Emissionen durch Maßnahmen im eigenen Land zu reduzieren sind. Es ist lediglich von einem "signifikanten Anteil" die Rede.
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Russland "pokert" in Marrakesch
"Die Russen pokern jetzt weiter", erläuterte ein EU-Delegationsmitglied in Vorfeld. "Wir sind nicht sicher, wie sie sich letztlich positionieren."

Dabei gehört Russland ohnedies schon zu den großen Nutznießern der bisherigen Verhandlungen. Im Unterschied zu den anderen wichtigen Industrieländern muss es seine Treibhausgasemissionen gar nicht reduzieren und kann obendrein noch "Verschmutzungsrechte" verkaufen.
Geschäfte mit der "heißen Luft"?
Russland bläst nach dem Ende des Kommunismus und dem Zusammenbruch der Industrie nämlich inzwischen weit weniger CO2 in die Luft, als ihm zugestanden wurde.

Nach Angaben von Michael Zammit Cutajar, dem Leiter des UN-Klimasekretariats, sind das rund 30 Prozent. Mit dieser "heißen Luft" könne Russland im Kyoto-Rahmen gute Geschäfte machen.
Tricks und juristische "Schlupflöcher"
Skeptisch zeigt sich auch Erwin Mayer von Greenpeace Österreich: "Die Erfahrung der letzten Konferenzen hat gezeigt, dass die Schlupflöcher zur Treibhausgasreduktion immer größer werden und immer Tricks und Rechenspiele eingebaut werden."
Umweltschützer: "Österreich setzt auf Schlupflöcher"
Auch Österreich setze auf diese Schlupflöcher, meinen die Umweltschützer - wie etwa auf den Ankauf von Verschmutzungsrechten aus Russland. Deshalb verzögere die Regierung auch die Ratifizierung.

Österreich sei gar nicht in Verzug, heißt es dagegen im Umweltministerium. Die EU habe sich zum Ziel gesetzt, das Protokoll beim nächsten Weltklimagipfel in Johannesburg im September 2002 in Kraft zu setzen - und das sei nach wie vor realistisch.
Mehr dazu in science.orf.at:
->   Klima-Konferenz von Marrakesch: Ein Überblick vorab
->   Österreich: CO2-Ausstoß durch Verkehr gestiegen
->   Was bedeutet Kyoto für Österreich?
 
 
 
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01.01.2010