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Immer mehr Lebend-Transplantationen notwendig  
  Nicht nur in Österreich dauert das Warten auf Spenderorgane immer länger. Um den Bedarf zu decken gewinnt die Lebend-Spende, also die Entnahme einer Niere bzw. eines Teiles der Leber eines gesunden Spenders, immer mehr an Bedeutung.  
Mit diesem Thema beschäftigt sich ein dreitägiger Mediziner-Kongress im Tiroler Ort Going, der am kommenden Mittwoch beginnt.
Einzige kurative Therapie
Einer der Hauptgründe für die enorme Zunahme an potenziellen Empfängern sei die Etablierung der Transplantation als einzig kurative Therapie ansonsten unheilbarer Erkrankungen, erklärte Ivo Graziadei von der Innsbrucker Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie.

Langfristig ein relativ geringes Risiko gehen jene gesunden Spender ein, denen eine Niere entnommen wird. "Diese Menschen können einen leicht erhöhten Bluthochdruck haben, generell sind die Aussichten aber gut", erklärte der Transplantationschirurg Univ.- Prof. Alfred Königsrainer. Problematischer sei die Spende eines Teiles der Leber.
Geringeres Risiko bei kleinem Organteil
Bei Entnahme eines kleinen Teiles des Organs, etwa für Kinder, ist das Risiko für den Spender gering. Mit der Größe des benötigten Leberteiles für einen erwachsenen Empfänger steige jedoch die Gefahr.

"Das Risiko beträgt dabei etwa 0,9 Prozent," führte der Innsbrucker Mediziner aus. Bisher wurden europaweit an 33 Zentren 536 Leber-Lebend-Transplantationen durchgeführt, an der Universitätsklinik der Tiroler Landeshauptstadt waren es 15.
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Indikatoren für Lebend-Transplantation
Als Indikation für eine Leber-Lebend-Transplantation gelten die selben Kriterien wie für jene Empfänger, die auf der Warteliste für ein Organ eines toten Spenders stehen. Zudem muss die Leber "Blutgruppen-kompatibel" sein und von der Größe ein ausreichendes Volumen aufweisen. Patienten, die auf eine Leber warten, haben in der Regel eine Überlebenschance von einem Jahr. Die Empfänger können mit dem neuen Organ alt werden und ein weitgehend normales Leben führen. Bis die Lebendspender wieder körperlich fit sind, dauert es zumeist drei bis sechs Monate. Über 90 Prozent gehen wieder ihrem Beruf nach.
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Druck durch Handlungsbedarf
Bedenken äußerte Königsrainer in Bezug auf die "freie
Entscheidung" des Spenders: "Die rechtzeitige Lebertransplantation ist beinahe immer die einzige Behandlungsoption, um das Leben der Schwerkranken zu retten."

"Der täglich erkennbare Verfall eines nahen Verwandten und das Wissen, mit der Lebendspende sofort helfen zu können, kann auf den potenziellen Spender einen erheblichen Druck erzeugen."
Klare Kriterien notwendig
Auch für den Innsbrucker Moraltheologen Stephan Leher bedarf es klarer Kriterien, die den für die Transplantation notwendigen operativen Eingriff an einem gesunden Menschen rechtfertigen.

"Für die Beurteilung, ob der Spender die Entscheidung für bzw. gegen die Transplantation frei von Zwängen fällt, muss in jedem Fall ein Psychologe in die Vorgespräche mit einbezogen werden", so Leher.
->   Universität Innsbruck
 
 
 
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01.01.2010