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Grobe Missstände in amerikanischen Schulbüchern  
  Amerikanische Schulbücher stecken voller Fehler. Sei es eine Landkarte, auf der sich der Äquator durch die amerikanischen Südstaaten zieht, sei es ein Bild der Sängerin Linda Ronstadt mit der Bildunterschrift "Silikon-Kristalle".

 
Wissenschaftler haben 12 der beliebtesten amerikanischen Schulbücher für eine Studie unter die Lupe genommen und fanden über 500 fehlerhafte Seiten. Keines der Bücher genüge den Ansprüchen, sagte John Hubisz von der North Carolina State University, der die zweijährige Studie leitete.

Schlechte Bücher für Bildungsnotstand verantwortlich?
"Es sind schreckliche Bücher. Wahrscheinlich sind sie mit dafür verantwortlich, dass unsere Schülerinnen und Schüler so schlecht in den Naturwissenschaften abschneiden", betonte er. Nach Schätzungen Hubisz' arbeiten rund 85 Prozent der amerikanischen Kinder mit den untersuchten Schulbüchern.

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"In den Büchern stecken eine Vielzahl von Fehlern, viele überflüssige Fotos, komplizierte Abbildungen, Beschreibungen von Exprimenten, die nicht funktionieren können und Zeichnungen, die unmögliche Situationen darstellen", sagte er zum "Charlotte Observer". Autor der vor kurzem erschienen Studie ist ein Team aus Mittelschul-Lehrern und College-Professoren.

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"Es handelt sich um grundlegende Fehler", meint Hubisz. "Jedem, der sich nur ein bisschen mit Naturwissenschaften beschäftigt hat, müssten sie auffallen."

In einem Buch sei sogar Newtons Erstes Gesetz falsch angeführt, ein Jahrhunderte alter Grundsatz der Physik.

Fehler durch letzte Änderungen verursacht
In der Buchreihe "Science" aus dem Verlag Prentice Hall erschien unter anderem eine falsche Darstellung dessen, was passiert, wenn Licht durch ein Prisma fällt, wie auch die köstliche Bildunterschrift unter dem Foto von Linda Ronstadt. Hubisz meint, diese Reihe gehöre wahrscheinlich zu den fehlerhaftesten.

Prentice Hall bestätigte einige Fehler. Zum Teil seien sie entstanden, wenn ein Staat in letzter Minute Änderungen durchgesetzt habe und der Verlag sich rasch noch um deren Umsetzung kümmern musste.
"Dann ändern wir ein Foto und die alte Bildunterschrift bleibt stehen", sagte Verlagssprecherin Wendy Spiegel.

"Aber wir sind der Meinung, über die beste Praxis zu verfügen, die Genauigkeit garantiert." Im letzten Jahr habe die Firma eine gründliche Revision der Lehrbücher vorgenommen und diese auf Genauigkeit überprüft. Korrekturen seien auf einer Website veröffentlicht worden.
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Lehrbücher werden in der Regel von Lehrern, Schulbeamten, Eltern und Lehrplanspezialisten durchgesehen, bevor sie in Schulen verwendet werden. Doch Hubisz, in seiner Funktion als Präsident der "American Association of Physics Teachers" betonte, dass die Ausbildung der meisten Mittelschul-Lehrer nicht besonders gut sei, so dass sie viele Fehler übersehen würden.

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Autor eines Physikbuchs war Biologe
Die Experten, die die Studie durchführten, hatten versucht, die Autoren der Lehrbücher zu kontaktieren, um Fragen mit ihnen abzuklären. Doch in vielen Fällen wussten die betroffenen Autoren nicht einmal, dass sie als solche angeführt waren. In anderen Fällen seien sie gar nicht die Autoren, so Hubisz. Einige der vermeintlichen Autoren eines Physikbuches beispielsweise entpuppten sich als Biologen.

Hubisz plädiert dafür, Druck auf die Schulbuchverlage auszuüben, "echte" Autoren für ihre Lehrbücher zu gewinnen. "Die Bücher werden daraufhin untersucht, ob sie politisch korrekt sind. Nur scheinen sie sich keinen Deut darum zu kümmern, was Naturwissenschaften eigentlich sind." (AP)

->   North Carolina State University
 
 
 
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01.01.2010