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Sichtbare Gaseruptionen  
  Neuer Untersuchungen über plötzliche, gewaltige Gaseruptionen der Sonne zeigen die Arbeitsweise des Magnetfeldes der Sonne detaillierter als bisher. Bedeutend sind die neuen Ergebnisse auch deshalb, weil jene Sonnenaktivitäten einen wesentlichen und damit kostspieligen Störfaktor für die terrestrische Satellitenkommunikation darstellen.  
Neil Sheely und Yi-Ming Wang vom 'US Naval Research Laboratory' analysieren in der aktuellen Ausgabe der "Astrophysical Journal Letters" ungewöhnliche Gaseruptionen der Sonne, die nach einiger Zeit wieder Richtung Sonne gesogen werden, und zwar gegen den Strom der von dort ausgestoßenen Gase.
->   Artikel in den ' Astrophysical Journal Letters' (562; L107 ¿ L110; kostenpflichtig)
Energie-Rückfluss
Das Gas der ungewöhnlichen Eruptionen wird 'entlang 'überspannter' Magnetfeldlinien zurück zur Sonne gezogen.

Ähnlich elastischen Bändern, bringen diese Magnetfeldlinien damit auch ihre Energie wieder in das solare Magnetfeld ein, schlussfolgern die Wissenschaftler des 'US Naval Research Laboratory'.
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Das Magnetfeld der Sonne
Auf dem Weg in den Raum bildet der Sonnenwind eine magnetisierte Blase heißen Plasmas um die Sonne, die Heliosphäre genannt wird. Der sich ausbreitende Sonnenwind trifft auf die geladenen Teilchen und Magnetfelder des interstellaren Gases. Die Grenzlinie zwischen Sonnenwind und interstellaren Gases wird Heliopause genannt. Die genaue Form und Position der Heliopause dürfte eine ähnliche Form wie das Magnetfeld der Erde aufweisen.

Die Sonne durchläuft einen elfjährigen Aktivitätszyklus, der sich aus der Zahl der Sonnenflecken ableiten lässt. Bis zum Jahr 2012 wird der magnetische Nordpol der Sonne auf deren Südhalbkugel zu finden sein, danach ist für elf Jahre wieder alles beim Alten. Dass sich ein Magnetfeld einfach so umkehrt ist so ungewöhnlich nicht: Auch das Magnetfeld der Erde wechselt hin und wieder, nur nicht in einem solch regelmäßigen Rhythmus wie das unserer Sonne.
->   Mehr zum Magnetfeld der Sonne
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Wichtige Konsequenzen
Die Rückflüsse des Gases machen laut den Forschern jene 'überdehnten' Magnetfeldlinien das erste Mal überhaupt sichtbar.

"Sollten sich die Ergebnisse in weiteren Studien bestätigen, so werden diese Gas-Rückflüsse wichtige Konsequenzen für unser Wissen vom Weltraumwetter nach sich ziehen", folgert Bernhard Fleck, ein Sonnenforscher des 'Goddard Flight Center' der NASA in Greenbelt, Maryland.

Veränderungen im Status des solaren Magnetfeldes ermöglichen das Ausströmen gewaltiger Gasmengen, die auch Koronale Masseauswürfe oder "Coronal Mass Ejections" (CMEs) genannt werden. Diese können mit ihren geladenen Teilchen direkt das Magnetfeld der Erde durchbrechen und damit die irdische Tele- und Satellitenkommunikation massiv stören.
Zusammenhang mit Magnetfeld-Änderung
Das Erscheinen jener Gasrückflüsse könnte nach den vorliegenden Ergebnissen auch direkt mit der regelmäßigen Änderung (alle elf Jahre) des elektromagnetischen Feldes der Sonne zusammen hängen, erläutert George Simnett, ein Sonnenphysiker der 'University of Birmingham'.

Eine genauere Beobachtung jener magnetischen Zyklen und die Klärung ihres Zusammenhanges mit den CMEs könnten auch genauere Vorhersagen ihrer Wirkung auf die Erde ermöglichen, so der Physiker.

 


Das Bild zeigt eine coronal mass ejection (cme), aufgenommen im Röntgenlicht von der Raumsonde SOHO. Der weiße Kreis in der Mitte repräsentiert den vollen Sonnendurchmesser von 1,4 Millionen Kilometer.
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Koronale Masseauswürfe (CMEs)
...sind gigantische Explosionen der Sonne, die riesige Mengen geladener Wasserstoffatome in den Weltraum schleudern. Dazu kommen energiereiche Teilchen wie Elektronen und Protonen. Diese Ausbrüche können auf der Erde starke Störungen des Erdmagnetfeldes auslösen (Polarlichter). Auslöser dieser CMEs können große Protuberanzen und/oder Sonnenflares sein. Damit das Sonnenplasma die Korona verlassen kann, braucht es allerdings die so genannten koronalen Löcher. Diese Löcher sind nahezu materiefrei und immer an offene Magnetfeldlinien gekoppelt. Sie treten hauptsächlich über den Sonnenpolen auf. Koronale Löcher kennt man erst seit den Beobachtungen der Sonne im Röntgenlicht durch spezielle Raumsonden.
->   Mehr zu CMEs
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Keine optische Täuschung
Als Simnett 1998 erstmals solche Gasrückflüsse beobachtete, glaubte er an eine optische Täuschung.

Jetzt haben Sheeley und Wang 8.000 Bilder, die Gasrückflüsse der Sonne abbilden und die seit 1996 vom 'Solar and Heliosperic Observatory' (SOHO) aufgenommen wurden, nach ihrer Frequenz und ihrer Position auf der Sonne ausgewertet.

Die dabei beobachteten Bewegungen des Gases "überschatten" laut den Wissenschaftlern das Magnetfeld der Sonne. Was aber noch interessanter erscheint: Die Anzahl der beobachteten Gasrückflüsse hat seit 1998 deutlich zugenommen.
Mehr Rückflüsse während des Sonnenmaximums
Während jener Periode, als die meisten Rückflüsse beobachtet wurden, hatte die Sonne ihre 'solares Aktivitätsmaximum' erreicht, d.h. sie befand sich kurz vor jenem Zeitpunkt, an dem sich ihr Magnetfeld umdrehte.

Da das Maximum solarer Aktivität jedes Mal mit einem magnetischen 'Aufruhr' einhergeht, glaubten die Wissenschaftler, dass jene Rückflüsse entlang der überdehnten Magnetfeldlinien erscheinen. "Und genau das haben wir auch beobachtet", schlussfolgert Simnett.
->   Aufnahmen von Gasrückflüssen auf dem SOHO-Site
->   Goddard Flight Center
->   Naval Research Laboratory
 
 
 
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01.01.2010