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Strom aus Gras  
  Gras und Getreide könnten in absehbarer Zeit eine ernst zu nehmende Alternative und Konkurrenz für das langsam versiegende Erdöl werden: diese Rohstoffe sind nahezu unbegrenzt verfügbar und absolut ungefährlich für Mensch und Natur.  
Moderne Biogasanlagen machen es möglich: aus Pflanzen wird durch einen gezielten Gärungsprozess Gas, also Energie, die man umwandeln aber auch speichern kann. Eine Metamorphose, die sich rechnet: 1 Quadratmeter Mais liefert fast soviel Energie wie 1 Liter Heizöl
Wie ein technischer Kuhmagen
Die Technik der Biogasanlage ist der Natur abgeschaut. Getreide oder Grünzeug werden in einem sogenannten Fermenter, einem luftdicht abgeschlossenen Behälter gelagert. Durch Beheizung mit etwa 40-50 Grad Celsius wird ein Gärungsprozess in Gang gesetzt. Gärgase entstehen.

Dieses Biogas, das einen hohen Anteil von brennbarem Methan enthält, kann ebenso wie Benzin einen Verbrennungsmotor betreiben. Dieser ist an einen Generator zur Stromerzeugung angeschlossen.

Mit einer modernen Anlage lässt sich aus 1 Hektar Energiepflanzen, wie etwa Mais 20.000 Kilowattstunden Strom erzeugen. Das ist der Jahresbedarf von 10 Haushalten.
Biogas gibt Strom und Wärme
Grundsätzlich wird der gewonnene Strom ins öffentliche Netz eingespeist. Ein Betrieb mit 20 Hektar Anbaufläche kann so rund 200 Haushalte versorgen.

Zudem kann die vom Motor produzierte Abwärme genutzt werden. Mit ihr lässt sich nicht nur der eigene Betrieb versorgen, die Abwärme kann auch in ein Fernwärmenetz eingespeist werden.

Die Vision der Biogas-Pioniere: um noch mehr Strom zu gewinnen, sollen Mikroturbinen oder Brennstoffzellen eingesetzt werden.
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Pilotprojekt Mettmach
Im oberösterreichischen Mettmach läuft derzeit ein wissenschaftliches Untersuchungsprogramm der Universität für Bodenkultur. Der Betrieb des 32jährigen Bauern Hermann Jöchtl dient für die nächsten 3 Jahre lang zur Erforschung des Energiegehalts von Kulturpflanzen. Die bislang ertragreichste Sorte ist Silomais, getestet werden aber auch Zuckerhirse, Grünfutter und Hanf. Entscheidend ist dabei der Gehalt und die Qualität des Methans im produzieren Biogas.
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Alte Technik neu belebt
Die Idee, Energie aus nachwachsenden Rohstoffen zu gewinnen, reicht bis in die 30er und 40er Jahre zurück. Damals wurde aus Holz brennbares Biogas gewonnen. Damit wurden vor allem Fahrzeuge betrieben, sogenannte Holzvergaser, weil Benzin knapp und teuer war.

Die Methode unterschied sich aber grundlegend von modernen Anlagen. Heute wird das Biogas durch die Vergärung von Getreide und Gras, die unter Luftabschluß erfolgt, gewonnen. Bei Holz entsteht das Gas durch gezielte Schwelbrände bei rund 600 Grad.
Sogar der Abfall ist ökologisch
Durch den Gärungsprozess wird die Trockenmasse des Getreides in Gülle umgewandelt. Diese wird als Dünger wieder aufs Feld ausgebracht. So arbeitet eine Biogasanlage in einem geschlossenen Umweltkreislauf.

Was dem Boden entzogen wird, kommt wieder zurück. Die Nährstoffe wie Stickstoff, Phosphor und Kalium werden durch die Gülle wieder zugeführt. Neue Setzlinge finden wieder optimale Bedingungen vor.

Der Dünger von Biogasbetrieben hat aber noch einen großen Vorteil: die Gülle, die durch den Vergärungsprozess überbleibt, hat weniger Nitratgehalt und belastet dadurch das Grundwasser nicht.

Tom Matzek
->   Österreichischer Biomasse-Verband
->   Österreichische Energieverwertungs Agentur
->   "Modern Times"
 
 
 
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01.01.2010