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Der Weg zur eigenständigen Art  
  Der Grünlaubsänger ist der erste Fall in der Evolutionsbiologie, bei dem alle Zwischenschritte sichtbar werden, die bei Entstehung einer neuen Art auftreten, so Wissenschaftler der University of California.  
Ein kleiner, grünlicher Singvogel aus den gemäßigten Breiten Asiens bezeugt, dass aus einer Ursprungsart durch kleine Veränderungen neue Arten entstehen können; so wie Darwin es einst erklärte.

Leichte Variationen im Paarungsgesang der Tiere führten dazu, dass sich die Angehörigen von zwei benachbarten Lebensgemeinschaften nicht mehr als Artgenossen erkennen. Und damit gibt es auch keine gemeinsamen Nachkommen.
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Entstehung von Artenkreisen
Gemäß dem klassischen Modell gilt ein Artenkreis als "perfekte Demonstration der Artenbildung". Denn er vereinigt in sich Populationen eines Organismus, die aus einer Ausgangspopulation hervorgehen und sich geographisch ringförmig verbreitet haben. Benachbarte Populationen können sich in diesem Ring untereinander noch vermehren - mit einer Ausnahme: Die beiden äußersten, überlappenden Populationen verhalten sich wie getrennte Spezies.
->   Entstehung neuer Arten
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Der Grünlaubsänger - Phylloscopus trochiloides
 


Unterbrechung des genetischen Austausches
Da der genetische Austausch zwischen Tieren der beiden weit auseinanderliegenden Populationen unterbrochen ist, gelten die Tiere nach der biologischen Artdefinition als eigenständige Spezies.

Es gibt nur wenige bekannte Beispiele für solche Artenkreise, und auch die sind meist umstritten. Für den Grünlaubsänger konnten Darren Irwin und seine Kollegen von der University of California
nun zeigen, dass er den Regeln für einen Artenkreis entspricht.
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Klassisches Modell
Der Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides) lebt an den Rändern des tibetischen Plateaus in Asien und wurde vor über 60 Jahren zum ersten Mal beschrieben. Obwohl der Laubsänger-Ring nicht vollkommen ausgebildet ist, genügt er dennoch den meisten Vorgaben des klassischen Modells.
->   Grünlaubsänger (Phylloscopus trochiloides)
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Untersuchung der Paarungsgesänge
Die Wissenschaftler untersuchten die Paarungsgesänge einzelner Lebensgemeinschaften, die nebeneinander rund um das tibetanische Hochplateau vorkommen. Dieser Ring aus Populationen ist in Zentral-Sibirien, in der Nähe des Jenissei, unterbrochen, denn die dort auftretenden Lebensgemeinschaften pflanzen sich nicht miteinander fort.

Die Biologen stellten fest, dass die Gesänge der südlichen Exemplare kurz und einfach strukturiert sind. Je weiter im Norden die Vögel leben, desto länger und komplexer werden die Lieder - wobei sich die Strukturen zunehmend unterscheiden.
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Trennung in Sibirien
In Sibirien kommt es schließlich zur Trennung der Populationen. Morphologische Daten und genetische Untersuchungen der mitochondrialen DNA unterstützen die Beobachtung, dass die Angehörigen der einen Population die Paarungsgesänge ihrer eigentlichen Artgenossen nicht mehr erkennen und diese damit nicht mehr als potenzielle Partner für Nachkommen betrachten. Nachlesen lassen sich Details in Nature (Nature 18.01., S.333).
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'Neue Gesichtspunkte bei Arten-Entstehung'
Diese Forschungsarbeit "trägt auf bedeutsame Weise zu verschiedenen Gesichtspunkten des wiedererwachten Interesses an der Entstehung der Arten bei", kommentiert David B. Wake von der University of California in Berkeley. Ein Kommentar von David B. Wake zur aktuellen Arbeit ist ebenfalls im Nature Magazine nachzulesen (Nature 18.01., S.299).
->   Nature Magazine
->   Berkely-University of California
 
 
 
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01.01.2010