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BSE-Erreger mittels Laser diagnostiziert  
  Ein neues BSE-Testverfahren wird derzeit in Deutschland entwickelt. Der Test soll mittels Laser BSE-Erreger im lebenden Organismus nachweisen, so Hans Kretzschmar von der Universität München.  
Markierung der Prionen
Durch Punktieren wird Mensch oder Tier eine geringe Menge Rückenmarksflüssigkeit entnommen. Diese wird mit einem speziellen Fluoreszenzfarbstoff versehen, der die Prion-Partikel markieren soll.

Stößt der Laser beim Absuchen der Flüssigkeit auf einen Erreger, leuchtet dieser gleichsam auf. Das Besondere bei dieser Technik: die Menge der Flüssigkeit, die untersucht wird, ist gerade 1 Femto-Liter groß, das sind 0,0000000000000001 Liter, eine nur unter modernen Spektrometern feststellbare Menge.
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Hochkarätiges Forscherteam steht dahinter
Entwickelt wurde diese Methode vom Prionenforscher Hans Kretzschmar von der Universität München in Zusammenarbeit mit dem Nobelpreisträger Manfred Eigen vom Max-Planck-Institut für biophysikalische Chemie. Die Wissenschafter sehen einen großen Vorteil gegenüber herkömmlichen Testverfahren. Die diagnostische Untersuchung der Rückenmarksflüssigkeit ist wesentlich einfacher als der Nachweis von Prionproteinen im Gehirn.
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Ein erster Erfolg
Bei der Pilotphase an der Universitätsklinik in Göttingen wurden bereits Prionen bei Patienten mit Creutzfeldt-Jacob-Krankheit nachgewiesen. Was die Forscher allerdings noch nicht wissen: ob in jedem Fall Prionen ins Rückenmark gelangen.

Wenn beispielsweise die Prionen nur im Gehirn vorhanden sind und sich nicht weiter ausbreiten, wird sie auch der Laser nicht finden.
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Phantom Prion
Es ist wie die Jagd auf ein Phantom. Einerseits läuft gegen die Wissenschaftler, die an Diagnose und Grundlagenforschung arbeiten, die Zeit. Denn die Rinderseuche gleicht einer tickenden Zeitbombe, solange die Ansteckungsgefahr für den Menschen nicht geklärt ist. Andererseits weiß niemand genau, wie das Phantom, dem man nachjagt, wirklich aussieht. Man vermutet, dass es sich um spezielle gefaltete Moleküle handelt. Wirklich sicher sind sich die Wissenschaftler bisher aber nicht.
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Ob sie vereinzelt oder in Klumpenform auftreten, nur in Gehirn und Rückenmark auftreten, oder im gesamten Körper zu finden sind, ist absolut ungewiss.

Die Messmethoden reichen auch heute nicht aus, um die bis vor einem Jahrzehnt noch unbekannten Eiweißkörper zu beobachten.
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Früherkennung ist Trumpf
Das derzeit wichtigste Argument für den neuen Test: Er kann am lebenden Organismus angewandt werden. Und zwar sowohl bei Tier als auch Mensch. Die bislang verwendeten Tests für BSE arbeiten ja mit Gehirnproben von geschlachteten Tieren. Am lebenden Tier ist bislang noch kein Test möglich. Ein großer Fortschritt wäre es aber vor allem für die Humanmedizin. Hier gibt es noch keine zuverlässige Möglichkeit, Erkrankungen durch Prionen im Frühstadium zu erkennen.
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Eine neue Hoffnung ?
Was den Prionenforscher Prof. Hans Kretzschmar zuversichtlich macht: Bei Labortests mit Hamstern und Mäusen hat sich gezeigt, dass Prionen schon lange vor Ausbruch der Krankheit feststellbar waren.

Laut Kretzschmar gibt es auch Erfahrungswerte mit Patienten, die eine neue Variante der Creutzfeldt-Jacob-Krankheit aufweisen. In diesem Fall wurde der Erreger im Blinddarm drei Jahre vor Ausbruch der Krankheit festgestellt.

Mit verfeinerten Methoden, so Kretzschmar, wäre es also in absehbarere Zeit denkbar, Prionen auf die Spur zu kommen, noch bevor sie ihre tödliche Wirkung entfalten.
Mehr darüber heute in Modern Times, 22.35 Uhr, ORF 2.

Günther Mayr
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01.01.2010