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Wissenschaftler forscht über das Schenken  
  Friedrich Rost ist Pädagogikdozent an der Freien Universität Berlin und ein Geschenke-Spezialist der besonderen Art: Er hat über die Theorie des Schenkens promoviert und weiß, was Weihnachtseinkäufer falsch machen können.  
Stundenlang kann der Wissenschaftler darüber referieren, wie Menschen "richtig schenken". Doch dann dämpft er den Optimismus aller Päckchenpacker. "Perfekt wird man es wohl nie hinkriegen".
Schenken ist wie staatliche Diplomatie...
Rost vergleicht Weihnachten mit staatlicher Diplomatie: Ein sorgfältig ausgesuchtes Geschenk, das Feinfühligkeit erkennen lässt, beeinflusst das Klima der Verhandlungen ganz entscheidend - und damit die Stimmung am 24. Dezember.
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Todsünde Gedankenlosigkeit
Gedankenlosigkeit gehört zum Beispiel zu den Todsünden beim Schenken. "Verlegenheitspräsente können tief kränken", warnt Rost. Wer seiner Freundin, die sich durch zahlreiche Diäten quälte, teure Pralinen auftischt, wird keine Punkte sammeln. Wer einem ehemaligen Alkoholiker eine gute Flasche Cognac kredenzt, erntet peinlich berührtes Schweigen. Auch das berüchtigte "SOS" für die Herren der Schöpfung - Schlips, Oberhemd, Socken - spricht nicht gerade für die Fantasie des Gebers.
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Was bewirken Geschenke?
Rost interessiert nicht, welche Gaben unter dem Tannenbaum liegen. Er erforscht, was sie bewirken. Schenken sei eine hohe Kunst, betont der Wissenschaftler. "Die besten Freundschaften gehen auseinander, wenn über einen längeren Zeitraum die falschen Dinge geschenkt werden".
Psychologisches Wechselspiel
Grundregel Nummer eins des Schenkens lautet deshalb, sich Gedanken über Vorlieben der Mitmenschen zu machen, sich an Wünsche zu erinnern oder unauffällig danach zu fragen.

Eine solche Gabe bewirkt nach Rosts Erkenntnis ein wichtiges psychologisches Wechselspiel: Der Beschenkte freut sich über eine originelle Idee, und das schmeichelt dem Geber.
Absicht: Bindungen schaffen
Beim Schenken geht es laut Rost in erster Linie darum, Bindungen zu schaffen. Eine Einladung zum Essen oder eine Theaterkarte signalisierten zum Beispiel den Wunsch nach einem "außerplanmäßigen" Wiedersehen.
Schenke mit Geist, ohne List ...
Ein griffiges Zitat über sein Forschungsthema hat Rost viel später beim Dichter Joachim Ringelnatz gefunden. Dort heißt es: "Schenke mit Geist, ohne List. Sei eingedenk, dass dein Geschenk du selber bist."

(Ulrike von Leszczynski, dpa)
->   Homepage Friedrich Rost
->   Online-Texte von Friedrich Rost zum Thema "Schenken"
 
 
 
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01.01.2010