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Mädchen lernen Gewalt in der Schule  
  Eine in Wien durchgeführte Langzeitstudie hat das Phänomen der Gewalt an Schulen untersucht. Ein Ergebnis: Sind Mädchen zu Beginn des Schuljahres noch weniger aggressiv als Burschen, so sind zum Ende hin keine Unterschiede mehr feststellbar.  
Bisher wurde die Gewalt an Schulen vor allem an Gymnasien und Hauptschulen erforscht. Wiener Psychologen widmen sich in einer neuen Langzeit-Studie einer großen Forschungslücke: der Gewalt an Berufsbildenden Mittleren Schulen, der Gewalt unter den 15 bis 19-Jährigen.

Burschen wenden in der Schule vor allem physische Gewalt an, sie schlagen, treten hin, machen Dinge kaputt und nehmen anderen Schülern etwas weg.

Beim Schimpfen und Streiten sind Mädchen und Burschen gleich aggressiv. Nur in einem einzigen Punkt sind Mädchen den Burschen in ihrer Aggression überlegen - sie machen sich viel mehr über andere lustig als Burschen.
Zu Schulende mehr Aggression bei Mädchen
Diese Ergebnisse decken sich mit dem bisher bekannten. Bei den 360 Schülern, die vier Mal zwischen Juni 2000 und Oktober 2001 befragt wurden, passierte jedoch folgendes, sagt die Bildungspsychologin Moira Atria von der Universität Wien: "Zu Schulbeginn sehen wir die üblichen Unterschiede: Burschen hauen hin und Mädchen grenzen aus. Zu Schulende verschwinden diese Unterschiede jedoch, dann sind Mädchen und Burschen gleich aggressiv."
Partizipation als Prävention
Mädchen lernen die physische Gewalt im Laufe eines Schuljahres, sie werden körperlich aggressiver, um sich verteidigen zu können, vermutet die Psychologin Atria.

Insgesamt steigt die Aggression während eines Schuljahres an. In den Ferien werden die Jugendlichen wieder beherrschter. Je mehr sie in der Schule mitreden dürfen, über Projekt eingebunden werden, umso weniger aggressiv sind sie untereinander und auch gegen die Lehrer.
Soziales Umfeld
Viele Verbote und ein ausgeprägter Leistungsdruck fördern die Gewalt an Schulen. Genauso macht sich aber auch das Negieren des sozialen Umfeldes bemerkbar.

"Wenn ich sage, die Schule ist nur zum Lernen da und alles andere geht uns nichts an, dann ist das gewaltfördernd", sagt Atria. Denn in der Schule spielen sich oft soziale Dramen ab. Die Studie zeigt, dass es in jeder Klasse ein ausgesuchtes Opfer gibt, das gehänselt wird.
Studie räumt mit Vorurteilen auf
Die Studie räumt auch mit zwei Vorurteilen auf: Ausländerkinder sind keineswegs aggressiver als Inländerkinder, ist ein Ergebnis. Und ein zweites: Insgesamt sind Jugendliche heute nicht gewalttätiger als Jugendliche noch vor 10 Jahren.

Ulrike Schmitzer, Ö1-Wissenschaft
 
 
 
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01.01.2010