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Stopp den Atomtests  
  Seit 1996, als das Atomstopp-Abkommen den Vereinten Nationen vorgelegt wurde, findet ein zähes Ringen um seine Ratifizierung statt. Österreich spielt bei Umsetzung und Überprüfung des internationalen Vertrages eine große Rolle.  
Werden irgendwo auf der Welt Atomtests gemacht, spüren das Messstationen auf - so jedenfalls soll das weltweite Sicherheitsnetz im Endstadium funktionieren. 80 Stationen messen Radioaktivität, davon arbeiten allerdings erst wenige, eine davon, seit gesten, in Seibersdorf
Atomtests auf der Spur...
Durch das weltweite Netz soll im Endausbau ermittelt werden, wo auf der Welt der Atomtest gemacht wurde. Über meteorologische Ausbreitungsrechnungen und die Verfrachtung der Luftmassen sei es möglich, zurückzurechnen, wo die radioaktiven Partikel möglicherweise hergekommen sind, sagt Christian Schmitzer, Leiter des Bereichs Gesundheit bei den Austrian Research Centers in Seibersdorf.
... mittels Luftproben
Bei der Messstation wird Luft angesaugt. Radioaktive Teilchen bleiben an einem Filter hängen. Bei Verdacht auf durchgeführte Atomtests werden diese Proben in einem speziellen Labor untersucht. Das weltweit erste dieser Labors ist ab sofort in Österreich, nämlich in Seibersdorf, in Betrieb.
"Pole-Position"
Bei der Eröffnung des Radionuklidlabors sprach Außenministerin Benita Ferrero-Waldner von einer "Pole-Position" für die Seibersdorfer Forscher und Österreich. Schließlich geht das Labor als das weltweit erste in Betrieb.

Hier können auch minimale Aktivitäten nachgewiesen werden. Die Seibersdorfer Forscher können in der Luftprobe Radioaktivitätsmengen nachweisen, die weit unter der natürlichen Strahlung liegen.
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Deutschland: Infraschallanlage für Atomtests-Teil I
Seit rund eineinhalb Jahren wird das Kernwaffenteststopp-Abkommen in Deutschland mit einem weltweit einzigartigen System überwacht. Die Infraschallstation IS 26 im Bayerischen Wald zeichnet sämtliche seismischen Ereignisse penibel auf. Die Daten werden seit Mai 2000 über eine Satellitenverbindung direkt zum IDC (Internationalen Datenzentrum) in Wien übertragen. Parallel dazu werden die Infraschalldaten zur Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover übermittelt, dort ausgewertet und archiviert. Die BGR ist das Nationale Datenzentrum Deutschlands zur Überwachung des Kernwaffenstoppabkommens.
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Abgeschirmt
Die Luftfilter werden in einer abgeschirmten Kammer untersucht: die Kammer ist aus Stahl, Blei und Kupfer, um Außeneinflüsse abzuhalten.

Um auch noch kosmische Strahlung abzuwenden, müsste das Labor in 300 Meter Tiefe versenkt werden, doch in Seibersdorf hat man das Problem anders gelöst: ein Schutzschild bewirkt, dass bei massiver kosmischer Strahlung die Messung im Labor für Bruchteile aussetzt und das Ergebnis so nicht verfälscht wird.
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Infraschallanlage für Atomtests-Teil II
Die Infraschallstation kann nicht nur die Seismik von Erdbeben aufzeichnen, sondern detektiert auch akustische Signale von unterschiedlichen Quellen. Sie hat bisher zum Beispiel auch die Explosion der Feuerwerkskörperfabrik in Enschede oder die Überschallflüge der Concorde registriert, sagt Jörg Reichling von der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe in Hannover. ¿Wir können damit nicht nur übertägige Explosionen wahrnehmen, sondern auch unterirdische Bewegungen - also nicht nur Atomversuche, die üblicherweise unter der Erde gemacht werden, sondern auch solche, die von einem Gerüst frei abgeschossen werden. Dieser Nachweis gelang bisher nur mit Messungen des radioaktiven Fall-outs, allerdings erst Tage später.
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Stichwort: Atomteststopp-Abkommen
Das Atomteststopp-Abkommen wurde 1996 den Vereinten Nationen vorgelegt. Das Abkommen verbietet jegliche Kernwaffenexplosionen oder andere nukleare Testexplosionen. Die zuständige Organisation heißt CTBTO und hat ihren Sitz in Österreich.

Auch Österreich ist dem Abkommen beigetreten. Noch ist es nicht in Kraft, da nuklearfähige Staaten wie die USA oder China den Vertrag noch nicht ratifiziert haben. Indien, Pakistan und Nordkorea haben noch nicht einmal unterzeichnet.

Die letzte Konferenz hat vor einem Monat in New York stattgefunden. Dort hat auch Außenministerin Benita Ferrero-Waldner an die Staaten appelliert, dem Teststopp-Abkommen beizutreten.
Das Überwachungsnetz
Das Abkommen sieht ein weltweites Sicherheitsnetz aus 321 Überwachungsstationen vor. 80 der 321 Stationen messen Radioaktivität, davon sind allerdings erst wenige in Betrieb.

Die Stationen sind auch in unbesiedelten oder entlegenen Regionen, um "blinde Flecken" auf der Überwachungskarte zu verhindern: Vier solcher Stationen befinden sich z.B. in der Antarktis, eine auf der Insel Tristan da Cunha im Südatlantik.

Neben den Messstationen für Radioaktivität, gibt es noch weitere Stationen: diese liefern je nachdem seismologische Daten, hydroakustische Daten oder Auskunft über Infraschall.

Die Daten werden von Labors überprüft, alle Informationen laufen im Internationalen Datenzentrum in Wien zusammen. Dort werden sie analysiert, verarbeitet und an die Mitgliedstaaten weitergeleitet. Die CTBTO hat ihren Sitz in der UNO-City in Wien.
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Infraschallanlage für Atomtests-Teil III
Ein Netz von rund 60 Infraschallstationen weltweit soll die Lokalisierung von Ereignissen leichter machen - so wie das derzeit schon bei unterirdischen Ereignissen möglich ist.

Mit dem Infraschallsystem können aber auch Meteoriten in der Atmosphäre registriert werden und sie nützt der zivilen Luftfahrt. ¿Ein sehr nützlicher Nebeneffekt ist, daß wir Flugzeuge warnen können, sobald wir einen Vulkanausbruch registrieren. Denn die Vulkanasche ist für die Triebwerke der Flugzeuge gefährlich und so können sie die Routen rechtzeitig ändern¿, meint Reichling.
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Auch Nicht-Mitgleidstaaten erfasst
Das Sicherheitsnetz soll durch die verschiedenen Messstationen so dicht geknüpft werden, dass auch Nicht-Mitgliedstaaten des Atomteststopp-Abkommens erfasst werden.

Barbara Daser und Ulrike Schmitzer,Ö1-Wissenschaft
->   CTBTO
->   Österreichisches Forschungszentrum Seibersdorf, Bereich Gesundheit
 
 
 
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01.01.2010