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Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Der österreichische Wald: Bilanz 2001  
  Die Kronenzustanderhebung 2001 hat für Österreich im Vergleich zum Vorjahr bei allen Baumarten, mit Ausnahme der Eiche, eine Verschlechterung ergeben. Eine Ursache dafür waren die ungünstigen Witterungsbedingungen - weniger Regen und mehr Hitze als im langjährigen Durchschnitt.  
Mit diesem Ergebnis fiel der Baumkronenzustand, der seit 1989 jährlich an rund 7.000 Probebäumen in ganz Österreich erhoben wird, auf das Niveau zu Beginn der 90er Jahre zurück. Daraus ist allerdings noch keine längerfristig negative Prognose ablesbar.
Kiefern am meisten betroffen
Der Anteil der als "nicht verlichtet" eingestuften Probebäume verringerte sich im Jahr 2001 in Summe um 5,5 Prozent. Nach Baumarten getrennt nahm bei der Fichte der Anteil der "nicht verlichteten" Probebäume um 2 Prozent ab.

Die stärkste Verschlechterung gab es bei Kiefer mit einer Abnahme um 19,1 Prozent und bei der Buche mit 18 Prozent.

Rund 38 Prozent der insgesamt 260 Probeflächen weisen allerdings keinen einzigen geschädigten Probebaum auf, lediglich auf etwa 4 Prozent der Probeflächen zeigen sich mehr als die Hälfte der Probebäume geschädigt.
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Untersuchung der Forstlichen Bundesversuchsanstalt
Die Entwicklung des Waldzustandes in Österreich wird von der Forstlichen Bundesversuchsanstalt (FBVA) im Rahmen verschiedener Monitoring-Programme beobachtet. Die wichtigsten Ergebnisse und Trends werden von einem AutorInnenteam der FBVA in diesem Gastbeitrag für science.orf.at zusammengefasst.
->   Forstliche Bundesversuchsanstalt
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Kein längerfristiger Trend zur Verschlechterung
Die heuer festgestellte Entwicklung des Kronenzustandes kann noch nicht als längerfristiger Trend interpretiert werden.

Ob es sich um eine kurzfristige Störung durch zu große Trockenheit oder um ein Anzeichen einer länger andauernden Verschlechterung handelt, werden erst die Ergebnisse des Monitorings in den kommenden Jahren zeigen.
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Waldböden - 10 Prozent stark versauert
In den Jahren 1987 - 1989 führte die Forstliche Bundesversuchsanstalt die erste österreichische Waldboden-Zustandsinventur durch. Ihr Ziel war es, den Zustand der österreichischen Waldböden zu erfassen. Dabei wurden untersucht: Die Nährelement-Ausstattung, insbesondere der Humus, der Säurestatus mit dem wichtigen Indikator der Basensättigung sowie essentielle und toxische Schwermetalle.
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Versauerung der Böden
Auch die Waldböden wurden von der FBVA untersucht: Es stellte sich heraus, dass knapp 30 Prozent aller Böden eine sehr geringe Basensättigung von weniger als 15 Prozent aufweisen.

Ein Teil dieser stark sauren und entbasten Böden sind aber naturbedingt saure Böden der Hochlagen oder saure Silikatgesteine mit daran angepassten Waldgesellschaften.

Es verbleiben insgesamt rund 10 Prozent stark saurer Böden, deren Profilaufbau und Standortbefund nicht im Einklang mit der hohen Acidität steht. In diesen Fällen spielen vermutlich sekundäre Versauerung und Bodendegradation eine größere Rolle.
Belastung mit Schwermetallen
Die vor allem im Auflagehumus und im Oberboden gefundenen Blei- und Cadmium-Gehalte deuten auf eine sich über das ganze Bundesgebiet erstreckende, jedoch unterschiedliche Immissionsbelastung hin.

Die Belastungen nehmen mit der Exposition der Probefläche und damit auch mit der Seehöhe deutlich zu. Insbesondere sind die nord- bis westexponierten Prallhänge des Alpennordrandes betroffen, was ein klares Indiz für Fernemissionen ist.

Zur Absicherung der Ergebnisse und um mögliche Veränderungen festzustellen, wird derzeit eine erste Wiederholung der österreichischen Waldboden-Zustandsinventur vorbereitet.
Schwefel rückläufig, Ozon zunehmend
Zu den in Österreich relevantesten Luftschadstoffen im Zusammenhang mit Waldbelastungen zählen Ozon, Stickstoffoxide, Schwefeldioxid, Stickstoff- bzw. Säure- und Schwefeleinträge sowie lokal Ammoniak und Schwermetalleinträge.

Wie die Untersuchungen im Rahmen des Bioindikatornetzes 1983 -2000 zeigen, werden die gesetzlich festgelegten Schwefelgrenzwerte für Fichtennadeln in weiten Teilen Österreichs noch überschritten.
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Regionale Unterschiede
Eine Verbesserung war im Norden Österreichs, eine Verschlechterung - vor allem durch verstärkte SO2-Importe seit dem Beginn der 90er Jahre - im Südosten des Bundesgebietes zu verzeichnen. Die Nährstoffanalysen der Nadeln zeigen, insbesondere im Hinblick auf Stickstoff, eine zunehmend nicht ausreichende bzw. mangelhafte Versorgung.
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Der Wald wächst weiter
Trotz der angeführten Belastungen besteht für den Wald in Österreich keine Gefahr eines großflächigen Absterbens. Im Gegenteil, die österreichische Waldinventur hat ergeben, dass die Waldfläche zunimmt und rund 30 Prozent mehr Holz zuwächst als dem Wald entnommen wird.
Lokal bedrohliche Situationen
Lokal und speziell für den Schutzwald der Alpengebiete gibt es jedoch durchaus auch bedrohliche Situationen, besonders, wenn Klimaextreme mit anderen regionalen Schadfaktoren wie Luftverschmutzung, Wildüberhege, Tourismus und Waldweide zusammentreffen.
Maßnahmen für den Wald
Für die Erhaltung der Biodiversität - der Vielfalt der Lebensräume und Arten - werden zahlreiche Maßnahmen gesetzt. Die Einrichtung des Naturwaldreservate-Netzwerks dient der langfristigen Absicherung und Verbesserung der biologischen Vielfalt der Wälder.

Die Forstliche Bundesversuchsanstalt hat bis heute 172 solcher Reservate mit einer Gesamtfläche von mehr als 8000 ha eingerichtet.
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Nachhaltige Waldwirtschaft
Eine naturräumlich angepasste und nachhaltige Waldwirtschaft wird durch viele forstpolitische Maßnahmen gefördert. Naturnahe und kleinflächige Nutzung und eine Förderung des Mischwaldes bzw. eine Zunahme des Laubholzanteils tragen zur Überlebensfähigkeit des Waldes bei.
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Wald-Inventur
Die Waldinventur hat ergeben, dass knapp 50 Prozent der österreichischen Waldfläche sich natürlich verjüngt; eine weitere Steigerung ist möglich.

Dort, wo künstlich aufgeforstet wird, muss jedoch verstärkt auf hochwertiges zum Standort passendes Saatgut Wert gelegt werden.
Im europäischen Vergleich
Die österreichische Forstwirtschaft hat in der Vergangenheit gute Arbeit für den Wald geleistet. Zusätzlich tragen die standörtlichen und klimatischen Gegebenheiten sowie umweltpolitische Maßnahmen dazu bei, dass der Waldzustand in Österreich deutlich besser ist als im europäischen Vergleich.
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Weiterführende Links
->   Forstliche Bundesversuchsanstalt
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->   Ergebnisse der Kronenzustandserhebung
->   Waldinventur
->   Bioindikatornetz
->   Waldboden-Zustandsinventur
->   Naturwaldreservate
->   Internationales Waldzustandserhebungsprogramm
AutorInnen dieses Gastbeitrages der FBVA
->   Markus Neumann
->   Franz Mutsch
->   Stefan Smidt
->   Ruth Linhart
 
 
 
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01.01.2010