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Neue Studie bestätigt gesunde Wirkung von Rotwein  
  Dass Rotwein, in Maßen getrunken, vor Erkrankungen der Herz- und Blutgefäße schützen soll, ist seit langem ein gerne diskutiertes Thema. Wie der Rotwein - genauer gesagt in den Weintrauben enthaltene Inhaltsstoffe - tatsächlich zum Schutz der Gesundheit beiträgt, haben jetzt britische Wissenschaftler herausgefunden.  
So ist z. B. in Frankreich, wo überdurchschnittlich viel Rotwein getrunken wird, die Zahl der koronaren Herzkrankheiten viel geringer als in andern Ländern, die vergleichbare Ernährungsgewohnheiten haben. Daher spricht man auch vom "französischen Paradoxon".

"Bisher gab es viele Berichte über die gesundheitsfördernde Wirkung von Rotwein, aber das Meiste davon war sehr vage und hat sich teilweise selbst widersprochen," sagt Tony Turner, Molekularbiologe an der Universität von Leeds. "Unsere Studien konnten jetzt erstmals den Wirkmechanismus des gesundheitlichen Schutzes des Rotweins nachweisen."
Das Geheimnis der Schalen
In Versuchen an Zellkulturen konnten Tony Turner und seine Kollegen nachweisen, dass die in den Schalen der roten Trauben enthaltenen so genannten Polyphenole einer Verengung der Blutgefäße entgegenwirken.

Die Ergebnisse ihrer Studie veröffentlichten sie in der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Nature" (Bd. 414, S. 863).
->   Nature (kostenpflichtig)
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Das französische Paradoxon
Dieses besagt, dass die Häufigkeit von Herzerkrankungen in Frankreich, trotz hoher Aufnahme gesättigter Fettsäuren und Cholesterin, im Vergleich zu anderen Ländern mit ähnlichem Fettkonsum deutlich geringer ist. Als wahrscheinlichste Erklärung gilt der relativ hohe Rotweinkonsum in Frankreich.
->   Mehr über das französische Paradoxon
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Fettablagerungen vermeiden
Die Wissenschaftler konnten in ihren Versuchen beweisen, dass ein alkoholfreier Extrakt aus Rotwein die Herstellung des so genannten Endothelin-1 hemmt. Dieses Peptid wirkt stark Gefäß verengend; seine Überproduktion gilt als einer der wichtigsten Faktoren für Gefäßkrankheiten und Arteriosklerose.

Substanzen die die Endothelin-1 Produktion hemmen, können also Ablagerungen, die auf Grund zu fetten Essens in den Blutgefäßen entstehen, verhindern. Damit tragen sie erheblich zur Senkung des Herzinfarktrisikos bei.
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Endothelin-1
Endothelin-1 ist ein Eiweißstoff, ein aus 21 Aminosäuren aufgebautes Peptid, der bewirkt, dass sich Blutgefäße zusammenziehen. Eine erhöhte Endothelinbildung lässt den Blutdruck ansteigen, verengt die Herzkranzgefäße und fördert die Entstehung von Arteriosklerose.
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23 Rotweinproben analysiert
Alle 23 getesteten Rotweinproben hatten laut Studie einen stark hemmenden Effekt. Bei vier Weiswein- und einer Rose-Probe konnte keinerlei Peptid-hemmende Wirkung festgestellt werden. Roter Traubensaft hingegen hatte eine - wenn auch nur geringe - Wirkung.

Dieses Ergebnis bestätigt die Annahme der Endothelin-1 Wirkung, da diese Substanz nur im Rotwein nachweisbar ist. Die unterschiedlich starke Wirkung der Rotweinproben korrelierte mit dem Endothelin-1-Gehalt des jeweiligen Extraktes.
Optimale Trinkmenge bestimmbar?
Auf Grund dieser Entdeckung kann man nun die Menge Rotwein errechnen, die den größten gesundheitlichen Nutzen hat, sagt ein Mitglied der Studie, Roger Corder of Queen Mary University of London.

"Wenn man die Endothelin-Produktion nach dem Rotweingenuss, im menschlichen Körper messen kann, dann könnte man ganz genau die optimale Trinkmenge bestimmen", meint Corder.
Schon kleine Mengen erzielen große Wirkung
Bis dahin wird aber noch einige Zeit vergehen, denn die Studie wurde an gezüchteten Kuhherzzellen durchgeführt. "Bis zum Einsatz beim Menschen ist noch einige Studienarbeit von Nöten", sagt Turner.

Aber immerhin konnte festgestellt werden, dass schon kleine Mengen des Rotweinkonzentrates beachtliche Effekte erzielen.

Ungefähr die Menge, die ein moderater Trinker konsumieren würde, hat schon eine deutliche Wirkung auf die Endothelinproduktion. "Die Stärke der Wirkung im Labor lässt auf einen, für Menschen bedeutenden Effekt schließen, "meint Turner.
Der "gesunde Rotwein", ein umstrittenes Thema ...
Die Ergebnisse der britischen Forscher stehen damit allerdings im Gegensatz zu älteren Studien, die entweder keinerlei Wirkung des Rotweins festgestellt hatten, oder generell die negativen Effekte des Alkohols gegenüber etwaigen positiven Wirkungen betonten.

Die Annahme, dass regelmäßiger Genuss von Rotwein das Herzinfarktrisiko vermindere, sei ein unbewiesenes Gerücht, erklärten etwa Wissenschaftler der American Heart Association zu Beginn dieses Jahres.
->   Mehr dazu in science.orf.at
->   Queen Mary University, London
->   Mehr Information über Erkrankungen der Herzgefäße
->   University of Leeds
 
 
 
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01.01.2010