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Herz-Stammzell-Therapie: Wiener Experten optimistisch  
  Der ersten Patientin, die an der Wiener Universitätsklinik mit Stammzellen zur Therapie eines Herzmuskelschadens nach einem Infarkt behandelt wurde, geht es gut. Die Untersuchungen nach dem Eingriff zeigen eine deutliche Verbesserung der Durchblutung der Mikrogefäße des Herzens.  
Mit diesem Erfolg könnten die Mediziner den Grundstein für eine neue Herzinfarkttherapie gelegt haben.

"Wichtig ist zunächst, dass wir zu hundert Prozent ausschließen können, dass wir der Patientin nicht geschadet haben. Wir haben sie vor zehn Tagen einberufen und mit genauen und komplizierten Tests begonnen, "sagt Univ.-Prof. Dr. Ernst Wolner, Leiter der Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie der Wiener Universitätsklinik.

"Bei der Bestimmung der Durchblutung des Herzens konnten wir feststellen, dass sich nicht nur der (Blut-)Einstrom ins Gewebe deutlich verbessert hat. Es hat offenbar auch einen deutlichen Effekt auf die Mikrogefäße im Herzen gegeben".
Die Vorgeschichte
Die 64-jährige Patientin hatte auf Grund eines Herzinfarktes einen Herzmuskeltschaden erlitten. Daraus resultierte eine 45 bis 48 Prozent verringerte Auswurfleistung (Pumpleistung) der linken Herzkammer. Im vergangenen Oktober wurde ihr zunächst Knochenmark entnommen. Daraus filterte ein Spezialistenteam so genannte Angioblasten heraus.

Im Rahmen einer Bypass-Operation erhielt die Frau dann am 24. Oktober ihre eigenen Stammzellen in der Form einer zehn Milliliter-Injektionslösung in das betroffene Herzareal. Die Angioblasten sollten dafür sorgen, dass sich der Herzmuskelschaden wieder repariert.
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Angioblasten
Sind Endothelzellen der Kapillaren aus denen neue Gefäße entstehen. Durch die Behandlung mit diesen Vorläuferzellen soll das so genannte Remodeling nach einem Herzinfarkt verhindert werden.

Unter Remodeling verstehen die Ärzte einen Vorgang, bei dem, ausgelöst durch den aufgetretenen Muskelschaden, eine immer stärkere Vernarbung auftritt und so die Pumpleistung des Herzens weiter abnimmt.
->   Mehr Information über Angioblasten
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Studie an 30 Patienten
Die nun am Wiener AKH begonnene klinische Studie soll insgesamt an die 30 Patienten umfassen. Sie beruht auf den Arbeiten des Chirurgen Dr. Alfred Kocher von der Abteilung Wolners.

Aufbauend auf Studien von Univ.-Prof. Dr. Margit Vögele-Kadletz von der selben Abteilung war dem Spezialisten bei einem Studienaufenthalt in den USA ein Durchbruch gelungen.
Ein großartiger Durchbruch
"Wir haben eine bestimmte Art von Stammzellen im menschlichen Blut identifiziert, die man für die Behandlung von Schäden am Herzen nach einem Infarkt einsetzen kann. Zweitens haben wir gezeigt, dass wir mit diesen Zellen durch bloße systemische Injektion (einfache Injektion in den Blutstrom bei den Versuchstieren) die Leistung des geschädigten Herzens wieder verbessern können. Das ist bisher mit keiner medizinischen Therapie möglich," erklärt Kocher.
Noch weiter Studien nötig
Jetzt geht es darum, weitere Patienten mit der Methode zu behandeln und den Effekt der Therapie penibel und langfristig zu untersuchen.

Wolner: "Aber noch einmal: Wichtig ist, dass wir der Patientin auf keinen Fall geschadet haben." Es hätte nämlich auch Befürchtungen gegeben, dass sich aus den Stammzellen unerwünschte "Blutschwämme" bilden könnten.
->   Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie der Wiener Universitätsklinik.
Mehr Informationen über das Thema "Stammzellen und Herzinfarkt" finden sie in science.orf.at unter:
->   Stammzellen regenerieren Herzmuskel
->   Forscher züchten menschliche Herzzellen
->   Stammzellen gegen Herzinfarkt verpflanzt
 
 
 
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01.01.2010