News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Neue Operation gegen Fußlähmung bei Kindern  
  Drei von tausend Kinder sind spastisch gelähmt und leiden an einem sogenannten Spitzfuß. In Graz wurde nun eine neue Operationsmethode entwickelt, die diesen Kindern hilft, richtig gehen zu lernen.  
Ein so genannter Spitzfuß entsteht auf Grund einer spastischen Lähmung der Arme und Beine. Die Folge sind eine Verkürzung der Muskeln, die betroffenen Kinder treten nur mehr auf den Zehenspitzen auf, mit der Zeit bildet sich ein Spitzfuß.
Neue Operation gegen Spitzfuß
Bei einem Spitzfuß wurde bisher meistens die Achillessehne verlängert. Heute operieren die Grazer Experten mit einer neuen Technik. Sie kerben die Hülle der Muskeln quer ein und dehnen schon während des Eingriffs die Muskelfasern.

Den Vorteil dieser Operation, die in der Schweiz entwickelt wurde, beschreibt Dr. Vinay Saraph, Kinderorthopäde am LKH Graz: "Die spastischen Muskeln wachsen teilweise fünfzig Prozent langsamer als die Knochen. Deswegen kommt es zu Muskelverkürzungen. Durch die Operation wird der Muskel verlängert. Er funktioniert so besser und es gibt keinen Verlust von Muskelkraft."
Die Ursachen eines Spitzfußes
Bei den betroffenen Kindern kam es während der Schwangerschaft oder bei der Geburt zu einem kurzen Sauerstoffmangel im Gehirn. Besonders häufig sind Frühgeborene davon betroffen. Die häufigste Folge dieser frühkindlichen Gehirnschädigung sind spastische Lähmungen der Arme und Beine.

Die Muskeln verkürzen sich, die Kinder treten nur noch auf den Zehenspitzen auf, sie leiden an einem sogenannten Spitzfuß. Meist sind diese Kinder normal intelligent, leiden aber an Bewegungsstörungen. Ihr unbeholfener Gang kann sie zu Außenseitern der Gesellschaft machen
...
Zentrum für Behandlung spastischer Lähmungen
An der Kinderorthopädie im LKH Graz gibt es seit 1993 ein eigenen Zentrum für die Behandlung von spastischen Lähmungen bei Kindern. Fast tausend kleine Patienten wurden bisher behandelt. 320 davon wurden operiert, den anderen konnten das engagierte Team von Ärzten, Schwestern und Physiotherapeuten mit konservativen Methoden helfen. Die Planung und Erfolgskontrolle der Therapien erfolgt in einem computerunterstützten Ganglabor und mit Hilfe von Video-Dokumentation.
...
Therapieplanung und Erfolgskontrolle im Ganglabor

Computerdarstellung des Kindes beim gehen.
Stolz der Abteilung ist ein hochtechnisch ausgerüstetes Ganglabor, das den Ärzten eine dreidimensionale Analyse des Gangbildes ermöglicht. Am Körper der kleinen Patienten werden Leuchtmarker befestigt. Sechs Infrarotkameras fangen die Bewegungen ein und übermitteln sie an einen Computer, der den. Patienten als Strichmännchen darstellt.

Die Analysen enthüllen Fehlstellungen und Belastungen der Gelenke beim Gehen und zeigen komplexe Bewegungsabläufe, auch aus ungewöhnlichen Perspektiven. Mit Hilfe der Computerdaten können die Ärzte eine individuelle Therapie planen und den Erfolg der Operation genau verfolgen.
Der optimale Zeitpunkt für die Operation
Der beste Zeitpunkt für die Operation einer spastischen Lähmung ist zwischen sechs und elf Jahren. Dazu Dr. Bernhard Zwick, Kinderorthopäde am LKH Graz: "Wir haben herausgefunden, dass sich die spastischen Gangstörungen auf mehreren Etagen der Beine abspielen. Nicht nur an der Achilles-Sehne, sprich am Sprunggelenk, sondern auch am Kniegelenk, am Hüftgelenk und auch an den Armen. Mit der Gangbildanalyse können wir alle Gelenke dreidimensional analysieren und in einer operativen Sitzung mehrere kleine Eingriffe an den verschiedenen Ebenen anbringen."
Konservative Behandlung spastischer Lähmungen
An der Kinderorthopädie in Graz werden auch konservative Therapien zur Behandlung spastischer Lähmungen angeboten. Ganz wichtig ist dabei die richtige Physiotherapie.

Gute Erfolge haben die Ärzte mit Injektionen von Botulinumtoxin, ein Gift, das die Muskeln vorübergehend lähmt. Anschließend kann mit Gipsverbänden und Physiotherapie die verkürzten Beinmuskeln vorsichtig gedehnt werden.

Sehr wichtig sind auch individuell angefertigte orthopädische Schuhe, die die Füße stützen und das richtige Wachstum der Muskeln und Knochen lenken.
Therapien ersparen Rollstuhl
Die aufwendigen Therapien können den Kindern ein Leben im Rollstuhl ersparen. Das zeigt die Erfahrung der vergangenen acht Jahren. Der Kinderorthopäde Zwick: "Eine Heilung ist nicht möglich. Man kann aber den Kindern ein rundes, flüssiges Gangbild ermöglichen, das weitestgehend kosmetisch akzeptabel ist und mit dem sie vor allen Dingen mit normalen Gelenksbelastungen, normalen Muskelbelastungen gut zurechtkommen können."

Sylvia Unterdorfer, ZIB-Wissenschaft
->   Landeskrankenhaus Graz
->   Mehr Information über frühkindliche Gehirnschädigungen
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010