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ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Mit Generika Medikamentenkosten sparen?  
  Sparen heißt die Devise der Krankenkassen für das Neue Jahr. Der Präsident des Österreichischen Generika Verbandes, Johann Wimmer, nimmt das zum Anlass, an das Einsparungspotenzial durch den verstärkten Einsatz von Generika zu erinnern.  
Kurzfristig könnte so eine Milliarde Schilling (72 Mill. Euro) gespart werden, für eine Legislaturperiode rechnet Wimmer mit bis zu sechs Milliarden Schilling (436.037 Euro).
Gleiche Qualität, niedrigerer Preis
Generika sind Medikamente, die nach dem Freiwerden des Patentes von relativ teuren, aber bewährten Arzneimitteln, in identer Qualität (chemisch ident) zu einem deutlich niedrigeren Preis angeboten werden.

"Generika sind also eine gleichwertige aber preisgünstige Alternative", betonte Wimmer in einer Aussendung.
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Zulassung von Generika
Generika müssen wie alle Medikamente ein strenges staatliches Zulassungsverfahren durchlaufen, zusätzlich werden sie von der Krankenversicherung geprüft.
->   Das Österreichische Arzneimittelgesetz
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Generika: Fünf Prozent Kassenumsatz in Österreich
Länder wie Dänemark, Deutschland und die Niederlande verfolgten bereits seit längerem eine Politik der Generika-Förderung, so Wimmer in der Aussendung.

Der Kassenumsatz mit Generika belaufe sich in Dänemark auf 38 Prozent, in Deutschland auf 29 Prozent und in den Niederlanden auf 21 Prozent. Mit fünf Prozent nehme sich der Kassenumsatz in Österreich mit Generika dagegen bescheiden aus.
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Österreichischer Generika Verband
Um den Einsatz von Generika, mit dem Ziel der Ausgabensenkung bei den Medikamenten, zu forcieren, wurde im Jahr 2000 der Verein "Plattform zur Einsparung von Medikamentenausgaben" (PEMA) gegründet, die mittlerweile den Namen "Generika Verband" angenommen hat. Mitglieder des Verbandes sind die Firmen Arcana, Genericon, Hexal, ratiopharm, Stada und Tyrol Pharma.
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Wimmer: Mehr
"Wenn es den Verantwortlichen im Gesundheitssystem mit ihren Bemühungen um Einsparungen ernst ist, müssen sie die Verschreibung von Generika forcieren", lautet Wimmers Appell.

Da in den nächsten Jahren in Österreich zahlreiche Patente auf Originalpräparate frei würden, steige das Einsparungspotenzial exponentiell an.
Kritische Stimmen: Überzogenes Einsparungspotential
Kritische Stimmen halten allerdings das veranschlagte Einsparungspotential für weit überzogen. Der Generika Verband sei davon ausgegangen, dass Generika um 30 Prozent billiger als Original-Präparate sind, meinten Industrie, Krankenkassen und Apotheken bereits im Februar 2001.

Dies sei jedoch zu hoch bemessen: Bei den meisten Präparaten seien es unter zehn Prozent. Die Preisunterschiede würden zwischen drei und 25 Prozent schwanken, so der Finanzreferent der österreichischen Apothekerkammer Martin Traxler gegenüber dem ORF Radio.
->   Mehr dazu in science.orf.at
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Hauptverband: Kandlhofer will Kassen konsolidieren
Der Sprecher der neuen Geschäftsführung des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, Josef Kandlhofer, hat Montag im ORF-Morgenjournal wiederholt, dass er in den vier Jahren seiner Amtszeit die Kassen konsolidieren will. Detailpläne seines Konzepts verriet er noch nicht, an Beitragserhöhungen denke er aber nicht.

SPÖ-Bundesgeschäftsführerin Doris Bures befürchtet allerdings, dass Kandlhofers Kurs von Sozialabbau und einer Fortsetzung des "Belastungskurses für kranke Menschen" gekennzeichnet sein werde.
->   Hauptverband der österreichischen Sozialversicherungsträger
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Internationale Debatte um Generika
Die Debatte um Generika hat vor allem im vergangenen Jahr für Schlagzeilen gesorgt. Im März 2000 begann im südafrikanischen Pretoria ein Prozess, dessen Ausgang einige Wellen schlug: 39 internationale Pharmafirmen hatten die Regierung Südafrikas verklagt, da sie durch den beabsichtigten Import von Generika ihre Patentrechte verletzt sahen.
Begründung: Gesundheitlicher Notstand
Die Regierung in Pretoria hatte sich darauf berufen, aus besonderem öffentlichen Interesse heraus im Falle eines gesundheitlichen Notstandes Maßnahmen wie Parallelimporte, Zwangslizenzierung oder Substitution bestimmter Medikamente durch Nachahmerpräparate - also Generika - zu ermöglichen.

Diese Maßnahmen stellen Schutzmechanismen dar, die im so genannten TRIPS-Abkommen der Welthandelsorganisation geregelt sind: Darin sind Eigentumsrechte bzw. Patentrechte auf internationaler Ebene festgelegt.
->   Das Trips-Abkommen, nachzulesen bei der WTO
Südafrika: Höchste Aids-Rate weltweit
In dem Land mit der höchsten Aids-Rate Afrikas (und damit der gesamten Welt) - rund 4,2 Millionen Menschen sind mit dem HI-Virus infiziert - sind die teuren Medikamente für die meisten Betroffenen unerschwinglich.
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Krisensituation in Afrika
Die WTO-Regeln gestatten, Pharmakonzerne in Krisensituationen zur Freigabe ihrer Patente zu zwingen. Dadurch können lebenswichtige Medikamente als so genannte Generika billiger hergestellt werden. In den Staaten südlich der Sahara sind mehr als 23 Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. In Südafrika sind es allein 4,2 Millionen. Viele afrikanische Länder stehen vor der größten sozialen Katastrophe ihrer Geschichte. Nach UNICEF-Angaben sterben zehn Mal mehr Menschen an Aids als in gewaltsamen Konflikten, Aids ist dort bereits die häufigste Todesursache.
->   WTO
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Klage zurückgezogen
Nach massiven Protesten verschiedenster Organisationen und Regierungen gerieten die Pharmafirmen jedoch international immer stärker unter Druck und zogen schließlich ihre Klage zurück. Man hatte sich außergerichtlich mit der südafrikanischen Regierung geeinigt.
->   ÖBIG: Generika-Modell Burgenland
Mehr zu diesem Thema in science.orf.at:
->   Hohe Medikamentenpreise in Österreich
->   Pharma-Innovationen und (teure) Mitläufer
->   Teure Medikamente: Marginaler Nutzen zu hohen Mehrkosten
 
 
 
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01.01.2010