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Hanföl: Gesundes 'Highlight' für die Küche  
  Nach dem vielen fetten Essen zu den Weihnachtsfeiertagen und reichlich Alkohol, um das neue Jahr zu begrüßen, ist pünktlich zum Jahresbeginn für die meisten die Zeit gekommen, sich wieder um eine ausgewogenere Ernährung zu kümmern. Glaubt man deutschen Wissenschaftlern, so könnte in Zukunft zum Beispiel aus Hanfsamen gewonnenes Öl als gesunde Alternative unseren Speiseplan ergänzen.  
Aus den Fasern der Hanfpflanze werden bereits seit einigen Jahren wieder verstärkt Produkte entwickelt und hergestellt. Keine allzu neue Idee, denn Jahrtausende lang diente die Pflanze als Rohstoff für Kleider, man denke etwa an die "erste" Jean. Nun könnten sich auch die Samen als nützlich erweisen.
Hanfsamen liefern gesundes Öl
Laut einer Studie aus dem Nachbarland Deutschland ist das aus Hanfsamen gewonnene Öl nämlich durch seinen hohen Gehalt an mehrfach ungesättigten Fettsäuren besonders gesund.

Über die Analyse von Hanföl, durchgeführt von der deutschen Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel und Fettforschung (BAGKF), wird in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazin "ForschungsReport" berichtet.
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Bericht im 'ForschungsReport'
Das Wissenschaftsmagazin "ForschungsReport" wird vom Senat der deutschen Bundesforschungsanstalten herausgegeben und berichtet über aktuelle Projekte aus den Forschungseinrichtungen des Bundesministeriums für Verbraucherschutz, Ernährung und Landwirtschaft.

Die aktuelle Ausgabe mit dem gesamten Bericht kann bei der Geschäftsstelle des Senats in Braunschweig kostenlos bezogen werden (Tel.:0049/ (0)531 / 299-3396, eMail: senat@bba.de).
->   ForschungsReport
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Ölgehalt verschiedener Hanfsorten untersucht
Bild: Photodisc
Hanfpflanze
In einem gemeinsamen Forschungsprojekt mit der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg hat das BAGKF-Institut für Chemie und Physik der Fette in Münster die Ölgehalte verschiedener Hanfsorten und die Qualitätseigenschaften der Öle untersucht.

Hintergrund sei der in den letzten Jahren wieder gestiegene Anbau der Faserpflanze Hanf, die als nachwachsender Rohstoff zunehmend nachgefragt werde.

Denn ließe sich neben den Fasern auch das Öl aus den Hanfsamen nutzen, so würde der Anbau von Hanf auf zwei wirtschaftlichen Standbeinen stehen, heißt es in dem Bericht.
Hoher Anteil an essentiellen Fettsäuren
Der Studie zufolge besteht das Fettsäurespektrum von Hanföl zu 70-80 Prozent aus Linol- und Linolensäure. Diese so genannten essenziellen Fettsäuren sind für verschiedene Stoffwechselprozesse im menschlichen Körper unentbehrlich.

Vor allem bei der Blutgerinnung, der Entzündungshemmung im Gewebe und der damit verbundenen Senkung der Thrombosegefahr sowie bei der Entwicklung der Gehirnfunktion und der Immunabwehr spielen sie eine wichtige Rolle.

Da sie jedoch vom Körper nicht selbst hergestellt werden können, müssen sie über die Nahrung aufgenommen werden. Bei mangelnder Versorgung kann es zu Probleme wie Wachstumsstillstand, Entzündungen der Haut, Nervenschäden und Beeinträchtigung der Fortpflanzung kommen.
->   Mehr Informationen zu den essentiellen Fettsäuren
Das richtige Verhältnis machts aus

Hanfsamen
Laut Studie sind auch andere chemische Details des Hanföls ernährungsphysiologisch von Bedeutung. So sollten in einer gesunden und ausgewogenen Ernährung Omega-6 und Omega-3-Fettsäuren in einem Verhältnis von etwa 4:1 aufgenommen werden.

Bei den heutigen Verzehrsgewohnheiten beträgt es aber laut den Wissenschaftlern im Schnitt 10:1. Das heißt, dem Körper werden zu viel Omega-6-Fettsäuren zugeführt.

Im Hanföl - das ergaben die Analysen der BAGKF - liegt das Verhältnis bei etwa 3:1. Der Verzehr dieses Öls könne also dazu beitragen, das Verhältnis der aufgenommenen Fettsäuren in die richtige Richtung zu verändern, meinen die Experten.
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Kleine Geschichte der Hanfnutzung
Hanf, mit lateinischem Namen Cannabis Sativa), gilt als eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit: Sein Anbau in Europa geht bis in die vorrömische Eisenzeit zurück. Ursprünglich stammt die Pflanze aus Mittelasien, so sie auch heute noch wild wächst.

Jahrhunderte lang fanden Blüten, Blätter, Fasern und Samen - also nahezu sämtliche Pflanzenteile - Verwendung. Vor allem zur Herstellung von Textilien, aber auch von Seilen und Segeltüchern für die Schifffahrt diente die Hanffaser bis ins 19. Jahrhundert hinein. Die Samen wurden in der Nahrung verwendet, die Blüten dienten medizinischen Zwecken.

Erst das Aufkommen der Baumwolle ließ den Markt zurück gehen. Die Einführung der Kunstfaser schließlich brachte den Anbau nahezu völlig zum Erliegen. Doch mittlerweile hat man die Pflanze in vielen westeuropäischen Ländern wiederentdeckt.
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Auch seltene Fettsäuren finden sich
Das Öl der Hanfsamen enthält auch einige seltenere Fettsäuren wie Gamma-Linolensäure und Stearidonsäure, die ebenfalls für den menschlichen Stoffwechsel von Bedeutung sind.

Zudem liegt der Gehalt an Phytosterinen im Hanföl mit 3,6 - 6,7 Gramm pro Kilogramm relativ hoch. Diese Stoffe ähneln chemisch dem Cholesterin und kommen in pflanzlichen Ölen und Fetten vor.

Sie konkurrieren sozusagen mit Cholesterin um die Aufnahme im menschlichen Körper und tragen dadurch zur Senkung des Cholesterinspiegels bei. Auch konnten im Tierversuch krebshemmende Wirkungen nachgewiesen werden.
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Problem: Unterschiedliche Erntezeiträume
Ein Problem scheint allerdings der unterschiedliche Erntezeitraum für Hanfstroh und Samen zu sein: "Der optimale Erntezeitraum für Hanfstroh liegt bei den meisten Sorten vor der Vollreife der Hanfsamen, also vor einem optimalen Ölertrag," beschreibt der Münsteraner Fettforscher Bertrand Matthäus die bisherige Situation in der Praxis. "Mittlerweile sind aber neue, früher reifende Sorten in der Entwicklung, durch die die Hanfölgewinnung interessanter geworden ist", erklärt der Experte.

Das ist auch deswegen von Bedeutung, weil Fördergelder der EU für den Anbau von Hanfpflanzen an eine Bedingung gebunden sind: Will ein Landwirt Hanfsamen zur Ölgewinnung erzeugen, so muss er zugleich den Verkauf von Hanfstroh an einen zugelassenen Verarbeitungsbetrieb nachweisen, so die EU-Beihilferegelung.
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Nachteil: Nicht zum Braten geeignet
Der hohen Anteil an den wertvollen mehrfach ungesättigten Fettsäuren bringt allerdings auch einen Nachteil mit sich: Das Öl ist dadurch relativ anfällig gegenüber oxidativen Schädigungen und sollte deswegen keinen sehr hohen Temperaturen ausgesetzt werden. Zum Braten ist das Hanfprodukt also nicht geeignet.
Hanfgenuss ohne Rauschwirkung
Eine berauschende Wirkung des Öls ist im Übrigen nicht zu erwarten. Laut dem an der Analyse beteiligten BAGKF-Forscher Bertrand Matthäus ist der betreffende Inhaltsstoff (Tetrahydrocannabinol, kurz THC) aus den heute angebauten Hanfsorten weitestgehend herausgezüchtet worden.

Angebaut werden dürfen hochoffiziell nämlich nur bestimmte Hanfsorten, deren THC-Gehalt bei weniger als 0,3 Prozent liegt. Die dafür vorgesehenen Sorten sind im "Gemeinsamen Sortenkatalog der EU" aufgelistet.
->   Bundesanstalt für Getreide-, Kartoffel und Fettforschung (BAGKF)
->   BAGKF-Institut für Chemie und Physik der Fette
->   Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Mehr zum Thema Hanf in science.orf.at:
->   Schmerzforscher fordern Cannabis-Studien in Österreich
->   Hanf als Medizin
 
 
 
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01.01.2010