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Medizin im Internet: Wie man seriöse Informationen findet  
  Immer mehr Menschen suchen im Internet Informationen zu Krankheiten und Behandlungsformen. Doch die Zahl der Gesundheitsseiten im Web ist mittlerweile fast unüberschaubar groß geworden. Damit wird es für Laien, aber auch für Mediziner selbst, immer schwieriger, seriöse Informationen aus der Datenflut herauszufiltern. science.orf.at gibt Tipps, wie man diese dennoch findet.  
Natürlich soll die Suche im Internet den Arztbesuch nicht ersetzen. Die Information im Netz kann aber sehr wohl etwa dazu dienen, den Patienten an kompetente Stellen weiterzuleiten.
Wichtig sind fachlich fundierte und seriöse Angebote
''Daher ist es für den Betroffenen besonders wichtig, in der Informationsflut zwischen seriösen, fachlich fundierten Angeboten und gut gemeinten Ratschlägen unterscheiden zu können,'' meint Wolfgang Bereuter.

Er unterrichtet Literatur- und Informationssuche in naturwissenschaftlichen Datenbanken. Sein Tipp: ''Am besten ist es, wenn man die angegebenen Adressen und Informationen überprüft, ebenso die Kontaktadresse und/oder die Domainadresse.''
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Einige Dinge, auf die Sie achten sollten
Auf einer seriösen Webseite sollten Sie ein Impressum oder eine ''wir über uns"-Rubrik finden. Außerdem müssen Kontaktadressen für den Fall offener Fragen angegeben sein - und zwar nicht nur E-Mail-Adressen, sondern auch Telefonnummern und Ortsangaben.

An Hand der Domainadresse können Sie ersehen, ob es sich um die Seite einer Universität, Organisation oder eines Krankenhauses handelt. Die Kürzel "ac" oder "edu" in der Domainadresse stehen als Zeichen für Universität, das Kürzel "org" steht für Organisation.

Selbsthilfegruppen haben oft das Kürzel "sh" in ihrer Adresse und Spitäler haben oft ihren Namen oder eine Abkürzung ihres Namen in der Domainadresse.

Außerdem sollten Sie auch auf die Zeitangabe des letzten Updates (dies finden Sie meistens am Ende der Seite) achten. Hier können Sie sehen, wie aktuell der Inhalt der jeweiligen Internetseite ist.
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Bewusster Umgang mit der Krankheit
Fachleute stehen der Informationssuche im Web im Übrigen durchaus positiv gegenüber, denn sie meinen, dass ein aufgeklärter, informierter Patient bewusster mit seiner Krankheit umgeht. Für die Heilung hat dies nicht unerhebliche Folgen.
"Wichtige Rolle für den Genesungsprozess"
''Das Wissen um die Prozesse, die im Körper auf Grund einer Erkrankung, aber auch als unmittelbare Folge einer Behandlungsform, wie z.B. einer Chemotherapie, ablaufen, kann eine außerordentlich wichtige Rolle für den körperlichen und seelischen Genesungsprozess spielen,'' meint etwa Christoph Zielinski.

Er ist Leiter der Klinischen Abteilung für Onkologie an der Universitäts-Klinik für Innere Medizin in Wien.
Stichwort Prophylaxe
Die medizinische Information hat aber auch schon vor Ausbruch einer Krankheit, also auf dem Gebiet der Prophylaxe, einen hohen Stellenwert.

Denn ''bei früher Diagnose und damit verbundenem frühen Behandlungsbeginn ist die Prognose in der Regel deutlich besser als bei spät einsetzender Therapie'', berichtet Zielinski.
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Krebszentrum.at
Krebszentrum.at ist das europaweit größte Patienten-Informationsnetzwerk zum Thema Onkologie. Die Seite wurde von einem Team von Krebsspezialisten, unter der Leitung von Professor Zielinski, erstellt.

Sie bietet fachlich fundierte Information zum Thema Krebs, aktuelle "State of the Art"-Informationen und eine Reihe von Serviceleistungen.
->   www.krebszentrum.at
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Auch Angehörige müssen informiert werden
Die Aufklärung über Ursachen, Entstehung, Verlauf, Behandlungsmethoden, Komplikationen und Nebenwirkungen darf aber nicht beim Betroffenen selbst halt machen. Auch die Familie und Angehörige müssen einbezogen werden.

Gerade im Bereich der Kinderchirurgie sei es wichtig, dass auch die Eltern gut informiert sind, erklärt Alexander Rokitansky, Leiter der Kinderchirurgischen Abteilung des Donauspitals in Wien.
Verfassung der Eltern beeinflusst Kinder
Denn die psychische Verfassung der Kinder vor einem operativen Eingriff ist sehr von der psychischen Verfassung der Eltern abhängig. Sind die Eltern ruhig, dann ist auch das Kind ruhig.

''Je ausgeglichener das Kind, umso besser der Heilungsverlauf. Gerade hier kann die Information über das Internet sehr viel zur Beruhigung beitragen,'' meint Rokitansky.
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Kidsdoc.at
Kidsdoc.at wird unter der Leitung von Professor Rokitansky, von Mitarbeitern der kinderchirurgischen Abteilung des Donauspitals - SMZ-Ost-Wien und des Ludwig-Boltzmann-Institutes für kinderchirurgische Forschung betrieben.

Auf dieser Seite findet man ausführliche Informationen über Kinderchirurgie, Operationsverfahren, Krankheitsbilder und erste Hilfemaßnahmen bei Unfällen mit Kindern. Außerdem gibt es viel organisatorische Information (z. B. Verkehrswege, Ambulanzzeiten usw.). Bei offenen Fragen kann man sich per E-Mail direkt an die Ärzte wenden.
->   www.kidsdoc.at
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Selbsthilfegruppen im Internet
Ob Depressionen, MS, Morbus Bechterew oder Parkinson - auch die Zahl der Selbsthilfegruppen im Netz nimmt stetig zu. Die hier angebotenen Informationen stammen hauptsächlich von Betroffenen für Betroffene. Diese Plattformen sind wichtige Ergänzungen zu den Informationen, die der Facharzt bietet.
Beispiel Parkinson: Web als Fenster zur Welt
Im Falle von Parkinson kann ein solcher Internetauftritt auch darüber hinaus gute Dienste leisten, meint Dieter Volc, Vorstand der neurologischen Abteilung in der Privatklinik Confraternität Josefstadt.

''Es gibt viel mehr alte Leute, die einen Internetanschluss besitzen, als man glaubt", sagt Volc. Für diese Menschen ist das Internet ein Fenster zur Welt. Das gilt besonders für Langzeitpatienten, wie es z. B. Parkinson-Patienten sind.
Medizinische Kontrolle per E-Mail
Der Experte meint, dass es in diesem Fall genügen kann, wenn man die Patienten zweimal pro Jahr zu einer Untersuchung bestellt. Die restlichen Kontrollen können per E-Mail durchgeführt werden.

"Wenn in Zukunft noch durch spezielle Softwaresysteme der Augenkontakt dazu kommt, dann könnte dieses System noch viel mehr ausgeweitet werden,'' glaubt Volc.
Diagnose via Internet?
In besondern Fällen, wie z. B. beim so genannten Restless-legs-Syndrom kann der Besuch einer Internetseite zumindest erste diagnostische Anhaltspunkte liefern.

So gibt es auf der Seite "restless-legs.at" einen Fragebogen, den der Interessierte - und möglicherweise Betroffene - ausfüllen und an Hand des Ergebnisses die Dringlichkeit eines Arztbesuches ersehen kann.

''Der Fragebogen ist übrigens mit dem Fragebogen, den Patienten in der Ordination vorgelegt bekommen, ident,'' erklärt Volc. ''Das Internet kann und soll aber nur die kongeniale Ergänzung zum Arztbesuch sein,'' ergänzt Rokitanski.
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Restless-legs.at
Hier finden Sie ausführliche Informationen und Kontaktadressen über das Restless-legs-Syndrom. Die Betroffenen leiden unter äußerst unangenehmen Missempfindungen in den Beinen. Diese Beschwerden treten nur in Ruhe auf und klingen unter Bewegung sehr schnell ab. Trotz dieser typischen Symptome wird die Krankheit auch heute noch oft verkannt oder nicht ernst genommen.
->   www.restless-legs.at
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Großes Angebot kann verwirren
Das große Angebot im WWW kann trotz aller Tipps natürlich dennoch verwirren. ''Alle Angebote zu scannen ist viel zu aufwändig und benötigt auch viel zu viel Zeit'', meint Bereuter dazu.

Für die Standardsuche sollte man sich daher für eine Suchmaschine entscheiden. Das reicht im Allgemeinen, vorausgesetzt man sucht nicht nach für Fachleute bestimmten Informationen.

Walter Gerischer, Ö1-Radiodoktor
Eine kleine Auswahl an medizinischen Adressen im Netz


Medicine Worldwide: Eine gute Homepage mit der Möglichkeit einer Arztsuche in Österreich, Deutschland und der Schweiz, die zudem viele Hintergrundinformationen zu Ursache, Verlauf und Behandlungsmöglichkeiten von vielen Krankheiten gibt - von A wie Aids bis hin zu Z wie Zahnerkrankungen.
->   Medicine Worldwide
Medwell24.at: Eine Seite für interessierte Laien und Ärzte. Geboten werden Informationen zu Gesundheitsthemen sowie medizinischen Fragen (z.B. rund um Schwangerschaft und Babys) - ein eigener Bereich mit Foren und Datenbanken ist medizinischem Fachpersonal vorbehalten.
->   Medwell24.at
Netdoktor.at und Surfmed: Zwei patientenorientiertes Gesundheitsportale, die sowohl aktuelle Informationen aus dem Bereich Gesundheit und Medizin liefern, als auch Hintergrundwissen vermitteln.
->   Netdoktor
->   Surfmed
Pubmed: Die englischsprachige Seite bietet kostenfreien Zugang zu diversen Fachmagazinen (z.B. das "British Medical Journal" oder die "Proceedings of the National Academy of Sciences", kurz PNAS) bzw. zu deren Online-Archiven.
->   Pubmed
Best-Med-Link.de: Diese Seite präsentiert Weblinks zu verschiedensten Themen aus dem Bereich der Medizin. Zu Krebs etwa finden sich Seiten mit Übersichtsdarstellungen ebenso wie allgemeine Links zu Patienteninformationen und Behandlungsmöglichkeiten.
->   Best-Med-Link
 
 
 
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01.01.2010