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Natura 2000: "Österreich säumig"  
  Österreichs Beitrag zum Naturschutzprogramm der EU "Natura 2000" ist unvollständig. Zu wenig heimische Gebiete sind als schützenswerte Lebensräume nominiert worden, warnt der Umweltdachverband. Es drohen Strafen und eine Verurteilung durch den Europäischen Gerichtshof.  
28 alpine Regionen müssen nachnominiert werden, fordern die Experten und zwar von den Bundesländern Vorarlberg, Tirol, Salzburg, Kärnten, Oberösterreich und Steiermark. Diese Lebensräume gehören laut Umweltdachverband als "Natura 2000"-Gebiete nominiert und damit geschützt.
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Stichwort "Natura 2000"
"Natura 2000" ist ein EU-weites Netzwerk aus schützenswerten Lebensräumen. In den Schutzgebieten sollen gefährdete Tier- und Pflanzenarten eine sichere Zukunft finden. Österreich wird im "Natura 2000"-Programm in kontinentale und alpine Regionen unterschieden. Zwei Drittel der Staatsfläche gelten als alpine Region.
->   Mehr zu "Natura 2000" beim Umweltdachverband
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Kärnten soll sieben Gebiete nachnominieren
Von den 28 Regionen, die der Umweltdachverband nachnominieren möchte, liegen vier in Vorarlberg, sechs in Tirol, zwei in Salzburg, vier in Oberösterreich, fünf in der Steiermark und sieben in Kärnten.
EU-Klage wegen Kaisergebirge läuft bereits
So gehöre etwa das Kaisergebirge in Tirol zum "Natura 2000"-Gebiet erklärt, sagt Franz Essl vom Umweltdachverband. Derzeit laufe eine Klage der EU, die diese Region als Schutzgebiet einfordert, erklärt der Experte weiter.

Laut WWF (der sich seit Jahren wegen des Vogelschutzes für die Region Kaisergebirge einsetzt) bietet die Kombination von felsigem Gebirge, intakten Wäldern und wertvollem Feuchtgebiet einen idealen Lebensraum.

Neben Brutplatz für zahlreiche Greifvogelarten sei die Gegend auch ein wichtiger Rastplatz für Zugvögel auf dem Weg über die Alpen nach Süden.
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Weitere Beispiele
Auf der Liste der 28 zu nominierenden "Natura 2000"-Gebiete stehen zum Beispiel auch die folgenden Lebensräume: das Gitschtal und Obere Gailtal. Hier lebt der äußerst seltene Dohlenkrebs; die Niedermoore des Salzkammergutes - in den Mooren am Almsee, den Feuchtwiesen am Traunsee um am Nordufer des Wolfgangsees hausen seltene Schneckenarten; der Untersberg bei Salzburg. Hier findet man den Eschen-Scheckenfalter
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Niederösterreich als "Musterschüler"
Nur Niederösterreich hat seine schützenswerten alpinen Regionen rechtzeitig gemeldet. Sie wurden von der EU zur Gänze akzeptiert, heißt es vom Umweltdachverband.

Diesbezüglich sei Niederösterreich ein "Musterschüler", so Gerhard Heilingbrunner, Präsident des Umweltdachverbandes. Wien und Burgenland fallen nicht in den alpinen Raum und sind damit nicht betroffen.
Umsetzung ist Pflicht für EU-Mitglieder
Als Mitglied der Europäischen Union ist Österreich zur Umsetzung des "Natura 2000"-Programms verpflichtet, wie Heilingbrunner erläutert. Die letzten Verhandlungen zwischen Kommission und Österreich waren im Oktober 2001.

Der Bericht darüber liegt laut Heilingbrunner vor - und zwar ein Mahnschreiben an die Republik Österreich mit der Aufforderung die Gebiete nachzunominieren. Dafür bleibt noch bis 28. Februar Zeit.
Verfahren und Strafe drohen
Falls die Frist nicht eingehalten wird, drohen ein Vertragsverletzungsverfahren vor dem Europäischen Gerichtshof sowie Strafzahlungen, meint Bernd Rajal, Rechtsexperte des Umweltdachverbandes. Deutschland, Frankreich und Irland seien erst vor kurzem diesbezüglich verurteilt worden.

Der Umweltdachverband wird in den nächsten Tagen der EU-Kommission die Liste der nachzunominierenden Regionen übermitteln.

Übrigens: Die Umsetzung der Natura 2000 Richtlinie ist Landessache, die Haftung übernimmt aber die Republik. Rein rechtlich könnte bei weiterer Säumigkeit die Kompetenz der Bundesländer (dass sie die Schutzgebiete nominieren) auf den Bund übertragen werden, so Rajal.
->   Umweltdachverband
Mehr zu "Natura 2000" auf Science:
->   Erstmals gemeinsam für "Natura 2000"
->   Frist für "Natura 2000" Nominierung läuft ab
 
 
 
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01.01.2010