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Antibiotika-Resistenzen bei Kindern nehmen zu  
  Eine australische Studie bestätigt, was Ärzte seit Jahren befürchten: Antibiotika-Resistenzen nehmen auch schon bei Kleinkindern zu. Auch in Österreich fürchtet man ein Ansteigen der Resistenzen.  
Penicillin ohne Wirkung
Das Zentrum für Epidemiologie im australischen Canberra hat bei Kindern unter vier Jahren Pneumokokken-Bakterien gefunden, gegen die Penicillin nicht mehr wirkt. Pneumokokken lösen bei Kleinkindern vor allem Mittelohrentzündungen und Gehirnhautentzündungen aus.

Der Grund von Resistenzen ist die häufige Verwendung von Antibiotika. Die Bakterien werden mit der Zeit gegenüber Antibiotika unempfindlich. Je mehr Antibiotika eingesetzt werden, umso größer ist die Verbreitung von Resistenzen.

Bei Kindern sind nach Ansicht der Forscher zu viel Antibiotika verwendet worden. Denn nur das erklärt den Anstieg der Unempfindlichkeit der Bakterien gegenüber Penicillin. Penicillin bekommen die meisten Kinder, wenn sie Infektionskrankheiten haben.
Neues Antibiotikum
Antibiotika werden bei Kindern gegen Pneumokokken und Streptokokken eingesetzt.

Wenn die herkömmlichen Mittel nicht mehr wirken, gibt es noch eine Möglichkeit: ein neues Antibiotikum mit dem neuen Wirkstoff Ketolid. Diese Substanz hat andere chemische Konfigurationen und deshalb sind die Erreger nicht resistent dagegen.

In Frankreich und Deutschland ist das neue Antibiotikum bereits zugelassen. In Österreich wird es voraussichtlich dieses Jahr zugelassen.
Zu viele Verschreibungen
Nach Ansicht des Infektiologen Prof. Wolfgang Graninger vom Allgemeinen Krankenhaus Wien werden zu viele Antibiotika verschrieben. Die australische Studie hat gezeigt, dass fast der Hälfte der Kinder bereits beim ersten Arztbesuch Penicillin verschrieben wurde.
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Prof. Wolfgang Graninger: "Die Antibiotika-Resistenz ist direkt an den Verbrauch von Antibiotika gekoppelt. In Österreich sind noch nicht so viele resistente Stämme vorhanden wie etwa in Spanien und Frankreich, wo viel Antibiotika verschrieben werden. Es kann uns aber jederzeit blühen, dass die Resistenzlage von derzeit fünf Prozent auf 25 Prozent explodiert."
->   Allgemeines Krankenhaus Wien
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Resistenzen in Europa
Durch die Bakterien verbreiten sich Resistenzen rasch. In Europa sind diese vor allem in Italien, Frankreich, Spanien, Irland und Großbritannien in den letzten Jahren stark angestiegen. Es besteht die Gefahr, dass die resistenten Bakterien durch Reisende auch nach Österreich gebracht werden.

Noch werden in Österreich um ein Drittel weniger Antibiotika verschrieben als etwa in Frankreich und Spanien. Mit zunehmender Verschreibung wird aber auch ein Anstieg der Resistenzen erwartet.
->   Österreich-Studie zu Bakterien-Resistenzen
Impfen statt Antibiotika
Eine Möglichkeit, den Pneumokokken-Resistenzen zu entgehen, ist vorbeugend zu impfen. Einen Impfstoff gibt es bereits, wird aber in Österreich noch selten verwendet, weil ihn die Eltern selbst bezahlen müssen.

Edith Bachkönig, Ö1-Wissenschaft
Mehr zu diesem Thema in science.orf.at:
->   Neues Antibiotikum gegen resistente Keime
->   Künstliche Antibiotika durchlöchern Bakterien
->   Behandlung von Infektionskrankheiten ohne Antibiotika
 
 
 
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01.01.2010