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Früherkennung von BSE bald möglich?  
  Die selektive Bindungsaktivität der BSE-Erreger könnte der Schlüssel zu einem Früherkennungssystem sein, so Wissenschaftler des Universitätsspitals in Zürich.  

Adriano Aguzzi und seine Kollegen vom Universitätsspital in Zürich konnten jetzt einen Einblick gewinnen, wie Prionen BSE und Creutzfeld-Jakob-Erkrankung (CJD) auslösen. Die dabei entscheidende "selektive Bindungsaktivität" der Prion-Proteine könnte hinkünftig dazu genutzt werden, Blutprodukte von Infektionen zu reinigen.
Isoliertes Protein
Die Schweizer Wissenschaftler verwendeten das Protein Plasminogen, das sie aus Blutseren von Mensch und Maus isolierten. Mit diesem bindenden Protein umschließen sie winzige Magnetperlen und mischen sie unter Gewebsproben aus den Gehirnen von Mäusen, die mit der von Prionen verursachten Schafskrankheit Scrapie infiziert waren.
Die Kügelchen binden aber nur an die infektiösen, Scrapie-auslösenden Prionen - jedoch nicht an die nicht-infektiösen Partikel. Darüberhinaus erkennen die Magnetperlen die CJD-auslösenden Prionen in Gewebsproben aus Gehirnen erkrankter Menschen.
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Erste Prion-Theorien belächelt
Als Stanley Prusiner 1982 behauptete, ein Protein könne Infektionskrankheiten verursachen, erntete er überwiegend Spott und Hohn. Stellte er doch damit das bisher geltende Dogma der Molekularbiologen auf den Kopf, nur Nukleinsäuren sind zur Selbst-Verdopplung in der Lage. Inzwischen hat ihn die Wirklichkeit bestätigt. Heute bezweifelt kaum jemand mehr, dass infektiöse Proteine - Prione - den Rinderwahnsinn, die bovine spongiforme Enzephalopathie (BSE), auslösen.
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->   Institut für Neuropathologie Zürich
->   About.com über Prione
Erste BSE-Fälle in Deutschland
Ein konkreter Anlass rückt die Ergebnisse der schweizer Wissenschaftler in den Mittelpunkt öffentlicher Aufmerksamkeit. Erstmals ist bei zwei in Deutschland geborenen Rindern bei Schnelltests die Seuche BSE entdeckt worden. Bei einem der Tiere handelt es sich um eine rot-bunte Kuh, die 1996 in Schleswig-Holstein geboren wurde. Außerdem wurde ein 1995 in Sachsen-Anhalt geborenes Rind in Portugal - genauer auf den Azoren - positiv getestet. Deutschland galt bisher als BSE-frei: Bei den zwischen 1992 und 1997 entdeckten sechs Fällen handelte es sich um Importrinder.
Blutreinigung mit Plasminogen
Die Forscher spekulieren jetzt über die Möglichkeit, infizierte Blutkonserven mit Plasminogen zu erkennen und eventuell sogar zu reinigen. An Prototypen für zukünftige BSE-Testverfahren für Blutkonserven wird schon gearbeitet, auch wenn die Wissenschaftler sich noch zurückhaltend geben. "Im Moment haben wir nur ein biochemisches Ergebnis", meint Christiane Roeckl aus der Zürcher Arbeitsgruppe, "wir wissen einfach nicht, wie sensitiv die Bindung sein kann."
Neuronale Umwandlung lokalisiert
Die Transformation von Plasminogen in Plasmin, das für bestimmte Synapsen-Verschaltungen verantwortlich ist, findet genau an jenen Stellen statt, an denen das normale nichtinfektiöse Prion liegt, entdeckten Wissenschaftler des European Molecular Biology Laboratory. Die infektiöse Variante könnte an jener Stelle Plasminogen binden und damit die Umwandlung in Plasmin verhindern. Und das hat die bekannt fatalen Folgen für das Gehirn.
->   European Molecular Biology Laboratory
->   Weiterführende Informationen zu BSE und Creutzfeld-Jakob-Erkrankung
 
 
 
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01.01.2010