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Waldbrände: Schutz für die Natur?  
  Dass regelmäßige Waldbrände einen Beitrag zur Regeneration von Fauna und Flora leisten, ist bekannt. So sind großflächige Feuer etwa in Australien nicht ungewöhnlich und ungefähr alle zwölf Jahre zu erwarten. Doch die Flammenmeere in Australien zu Beginn dieses Jahres haben einen Streit entfacht, inwieweit sich Brände, auch wenn sie kontrolliert gelegt werden, tatsächlich positiv auf die Vegetation auswirken.  
Halbe Million Hektar Wald zerstört
Mindestens 500.000 Hektar Wald und Weideland sind zu Beginn des Jahres in Australien verbrannt, zahlreiche Koalas, Kängurus, Vögel und seltene Reptilien wurden Opfer der Brände.

Rund um Sydney gingen weitflächige Koala-Reviere in Flammen auf. Der älteste Nationalpark Australiens im Süden von Sydney wurde schon zum zweiten Mal innerhalb von sieben Jahren von einer Feuersbrunst vollständig zerstört.

Kleinere Beuteltiere und Reptilien haben sich nach Angaben einer Sprecherin der Nationalparks eingegraben, um das Ende der Feuer abzuwarten.
->   Australian Koala Foundation
Keine Bäume ohne Feuer
Nichtsdestotrotz: Ganz ohne Brände könnte die australische Landschaft und Tierwelt nicht überleben. Für hunderte Pflanzenarten - darunter Eukalyptus, Akazien, Gräser und Kräuter - bringen die Flammen neues Leben.

Der Grund: Organisches Material wird in mineralhältiges zersetzt, was neues Wachstum begünstigt. Nach den Bränden sprießen junge Triebe aus fruchtbarem Ascheboden.
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Beispiel Eukalyptus-Bäume
Knapp 700 verschiedene Eukalyptus-Arten gibt es in Australien, sie machen etwa 90 Prozent aller Waldbestände des Kontinents aus. Ihre Blätter enthalten leicht entflammbare, ätherische Öle, die zur Weiterverbreitung des Feuers beitragen. Die Rinde ist so entwickelt, dass sie schnell in Flammen aufgeht und abfällt, was eine Art Schutzfunktion darstellt. Sobald das Feuer vorbei ist, beginnt der intakt gebliebene Kern auf Grund einer chemischen Reaktion neu zu sprießen.
->   Koalas fressen Eukalyptusbäume leer
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Kontrollierte Feuer ...
Auch viele Tiere profitieren letztlich davon. Kängurus und Wallabies, Possums und Mäusen bieten die jungen Pflänzchen willkommene Nahrung. In bestimmtem Rahmen werden daher streng überwachte Buschbrände gelegt.

Auch die Aborigines haben seit tausenden von Jahren auf diese Praxis zurückgegriffen, sich damit Land erschlossen und in die sich schnell erholende Landschaft Tiere gelockt.
... und ebensolche Streits darüber
Doch über die Auswirkungen dieser Brände auf die Umwelt ist unter den australischen Forschern ein Streit ausgebrochen.

Auf der einen Seite steht etwa Tony Starts, ein Experte der Westaustralischen Umweltschutz- und Landschaftsverwaltung: Ohne die kontrollierten Brände verwandelten sich die Wälder vielfach in riesige trockene Brennstofflager und bergen Gefahren für um so größerer Flammenherde, meinte er gegenüber dem Fernsehsender ABC.

Eine groß angelegte Studie mit Hilfe der Gemeinschaften der Aborigines hat über acht Jahre hinweg die Auswirkungen der Brände auf die Vielfalt der Tier- und Pflanzenwelt des Kakadu National Parks genau untersucht.
Auf die Regelmäßigkeit des Feuers kommt es an
Überraschung löste unter Biologen vor allem das Ergebnis aus, dass Feuer für die Entwicklung viele Arten weniger unabdingbar ist, als bisher angenommen. Außerdem kommt es der Studie zufolge bei den Auswirkungen weit mehr auf ein regelmäßiges Auftreten der Brände an als auf ihre Heftigkeit.

Die australische Natur kann sich wieder regenerieren - allerdings nur, wenn sich die Brände nicht zu häufig wiederholen.

Etwa alle zehn Jahre könnten die Wälder ein Feuer verkraften, meinte der Tropenwaldexperte Markus Radday vom WWF in einem dpa-Gespräch. "Werden die Abstände geringer, kann der Wald auf Dauer zerstört werden."
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Großfeuer alle zehn Jahre
Regelmäßige großflächige Feuer seien in Australien nicht ungewöhnlich und etwa alle 10 bis 13 Jahre zu erwarten. "Der Kontinent hat das immer verkraftet", sagte Radday. Meist spiele bei den Bränden das Klimaphänomen El Nino eine Rolle, das im südlichen Pazifik für heißere und trockenere Perioden sorgt.

Zuletzt sei dies 1983 der Grund für verheerende Feuer in Australien gewesen. Für die diesjährige Katastrophe sei aber eine Verkettung mehrerer Umstände verantwortlich: Das trocken-heiße Wetter, Brandstifter und die Nähe der Millionenstadt Sydney.
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15 Jahre zur Erholung
Unstrittig ist unter den Experten, dass auch im besonders betroffenen Königlichen Nationalpark südlich von Sydney das Leben keineswegs ausgelöscht ist. Dennoch dürfte es 15 Jahre dauern, bis sich die Eukalyptuswälder wieder erholt haben.
->   New South Wales Bushfire Site
->   State Forests of New South Wales
 
 
 
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01.01.2010