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Was wusste Bohr über deutsche Atombomben?  
  In Kopenhagen sollen bisher geheime Dokumente zum Wissen des dänischen Physikers Niels Bohr (1885-1962) über das deutsche Atomprogramm während des Zweiten Weltkriegs veröffentlicht werden.  
Wie der Chef des Bohr-Instituts, Finn Aaserud, am Dienstag in der Zeitung "Information" bestätigte, hat die Familie des Nobelpreisträgers (1922) auch grünes Licht für die Freigabe eines als zentral geltenden Bohr-Briefs an seinen deutschen Kollegen Werner Heisenberg (1901-1976) gegeben.
Am Atomforschungsprogramm Hitlers beteiligt
Heisenberg war von 1939 bis 1942 führend am Atomforschungsprogramm Hitlers, dem Uranverein, beteiligt. Er hatte 1932 den Physiknobelpreis erhalten.
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Heisenberg und Hitlers Atomforschungsprogramm
Mit dem Ausbruch des Zweiten Weltkriegs 1939 wurde Heisenberg zum Heereswaffenamt nach Berlin einberufen und arbeitete an führender wissenschaftlicher Stelle im so genannten "Uranverein", dem Atomprojekt des Dritten Reichs.

Heisenbergs zentrale Rolle in diesem Projekt wird bis heute diskutiert, obwohl er nie mit dem Nazi-Regime sympathisierte und sich zeitweilig sogar Anfeindungen als "weißer Jude in der Wissenschaft" ausgesetzt sah, denn er hatte es "gewagt" die Theorien des Juden Einstein als "interessant" zu bewerten.
->   Mehr zu Werner Heisenberg in science.orf.at
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Zahlreiche Spekulationen ...
Bohr galt seinerzeit als weltweit führender Atomphysiker und führte im Herbst 1941 im von Deutschland besetzten Kopenhagen ein Gespräch mit seinem ehemaligen Schüler Heisenberg, dessen nie eindeutig geklärter Inhalt Anlass zu zahlreichen Spekulationen gegeben hatte.

Als umstritten gilt vor allem, ob Heisenberg den Dänen für die Mitarbeit an den Atombombenplänen der Nazis gewinnen wollte.
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Der Hintergrund
Dem Zeitungsbericht zufolge reagiert die Bohr-Familie mit der Freigabe der Dokumente auf das Theaterstück "Copenhagen" des US-Autors Michael Frayn vom vorvergangenen Jahr. Darin wird die Auffassung vertreten, Heisenberg habe Bohr vor allem vor der Gefahr einer Atombombe warnen und zum gemeinsamen Handeln von Wissenschaftlern auf beiden Seiten dagegen auffordern wollen.

Bohr, der 1943 nach Schweden flüchtete und danach in Großbritannien sowie in den USA für die Alliierten arbeitete, soll sein Wissen dem Stück zufolge nicht an Kontakte bei den Nazi-Gegnern weitergegeben haben. Dieser These will die Familie entgegentreten.
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Präsentation am 5. Februar
Die Dokumente sollen am 5. Februar der Öffentlichkeit vorgestellt werden, obwohl sonst für alle Dokumente aus dem Bohr-Nachlass eine Sperrfrist von 50 Jahren nach dem Tod des Wissenschaftlers gilt.
->   Bohr-Institut
 
 
 
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01.01.2010