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Eine Antwort auf die Frage des Geschmacks  
  Über Geschmack lässt sich bekanntlich streiten. Doch nicht mehr lange, wenn es nach den neuesten Entwicklungen der High-Tech Forschung geht. Eine elektronische Zunge verspricht exakte und verlässliche Geschmackstests zu liefern, wie das Online-Magazin "Nature Science Update" meldet.  
Die elektronische Zunge könnte im Gegensatz zum schwankenden menschlichen Geschmackssinn gleichbleibende Qualität der Testergebnisse sichern, wie deren Erfinder, Antonio Riul von der EMBRAPA Instrumentacao Agropecuaria in Sao Carlos, Brasilien und seine Kollegen betonen.

EMBRAPA Instrumentacao Agropecuaria
Sensibler, aber auch stabiler Geschmacksinn gefragt
Selbstverständlich können manche Produkte, wie Whisky oder erlesene Weine, nach wie vor allein aufgrund einer bestimmten Geschmackssensibilität unterschieden werden, die dem Menschen vorbehalten bleibt. Allerdings nimmt beim Menschen die Fähigkeit zu schmecken mit der Zeit ab.
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Geschmackssinn lässt im Alter nach
Die Fähigkeit zu schmecken sinkt mit zunehmendem Alter. Verantwortlich dafür sind die Geschmacksknospen. Während ein Säugling rund 10.000 Geschmacksknospen hat, bringt ein Erwachsener es nur noch auf durchschnittlich 5.000. Auf den Knospen befinden sich Tausende von Schmeckzellen (gustatorische Sinneszellen), die durch feste Nahrung oder Getränke aktiviert werden.
->   Rätselhafter Geschmackssinn
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Sensible Elektro-Zunge ...
Anders verhält es sich mit der künstlichen Zunge. Ihre elektronischen Geschmacksrezeptoren gewährleisten eine gleichbleibende Sensibilität.
... als Kenner erlesener Weine?
Tatsächlich scheinen die Möglichkeiten der elektronischen Zunge bemerkenswert. Sie kann bereits geringe Mengen von Verunreinigungen im Wasser feststellen, auch ist sie im Stande, zwischen den Cabernet Sauvignons des selben Jahrgangs, aber verschiedener Herkunft zu unterscheiden. Das Gleiche gilt für unterschiedliche Jahrgänge mit der selben Herkunft.

Darüber hinaus vermag der elektronische Geschmackstester Zucker- und Salzmoleküle zu erkennen, die aufgrund ihrer niedrigen Konzentration für den menschlichen Geschmackssinn nicht erfassbar sind.
Tester berücksichtigt vier Geschmacksrichtungen
Ungeachtet der Tatsache, dass neben den bisher bekannten Geschmacksrichtungen weitere entdeckt worden sind, orientiert sich der künstliche Tester an den vier "Klassikern" süß, sauer, salzig und bitter.
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Ein neuer Geschmacksinn?
Während Ernährungswissenschaftler bisher von vier beziehungsweise fünf Geschmacksrichtungen ausgingen, nämlich "süss", "sauer", "salzig", "bitter" und "umami" (zum Schmecken von Eiweiß) ist nun vom sechsten Geschmackssinn die Rede. Dieser soll auf Fett spezialisiert sein.
->   Sechster Geschmackssinn entdeckt
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Elektronische Rezeptoren auf Geschmackssuche
Wie die Zunge des Menschen enthält die künstliche Zunge Rezeptoren, die Geschmacksimpulse über Nervenfasern an das Gehirn weiter leiten.

In diesem Fall sind es vier chemische Sensoren, die mit einer dünnen Schicht aus drei Polymeren sowie einem winzigen Molekül, bestehend aus Rutheniumionen, ausgestattet sind. Diese Sensoren nehmen jene Substanzen auf, die mit den vier Geschmacksrichtungen korrelieren.
Sensoren reagieren auf Geschmacksstoffe
Dies wiederum führt zur Veränderung der Elektrodenkapazität. Nachdem die Sensoren je nach Geschmacksrichtung unterschiedlich reagieren, lassen sie sich auf einer entsprechenden Skala zuordnen. Dies geschieht durch einen Verbindungssensor, der alle Reaktionen vereint.

Die Geschmacksstoffe bewirken somit eine Reaktion, die einem elektronischen Fingerabdruck entspricht und eine Zuordnung des Geschmacks erlaubt. Geschmack wird somit messbar.

An der Erweiterung der Geschmacksrezeptoren wird noch gearbeitet. Veredeltes Sushi könnte vielleicht Abhilfe leisten, so der Kooperationspartner des brasilianischen Teams, Martin Taylor von der University of Wales in Bangor,
->   University of Wales, Bangor
->   Nature Science Update: "Electronic tongue has good taste"
Mehr über den Geschmackssinn auf science.orf.at:
->   Warum wir sauer schmecken
->   Geschmacks-Schule für kulinarische Analphabeten
->   Geschmack über Nabelschnur geprägt
 
 
 
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01.01.2010