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Schwarzes Loch im Zentrum der Milchstraße  
  Das Röntgenteleskop "Chandra" hat Astronomen die ersten klaren Aufnahmen vom Zentrum der Milchstraße geliefert: Die Bilder des seit 1999 im Weltraum arbeitenden Observatoriums zeigen nach Angaben von Projektleiter Daniel Wang von der Universität Massachusetts ein riesiges schwarzes Loch in der Mitte unserer Galaxie.  
Um das Zentrum gruppieren sich hunderte Neutronen- und Zwergsterne sowie kleinere schwarze Löcher, wie Wang am Mittwoch in Washington auf der Tagung der Amerikanischen Astronomischen Gesellschaft mitteilte.
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Schwarze Löcher
Schwarze Löcher sind Objekte von einer so hohen Dichte, dass nicht einmal Licht ihrer enormen Anziehungskraft entkommen kann. Da nichts schneller ist als Licht, kann folglich nichts aus dem Inneren eines solchen Loches entkommen. Schon zur Zeit Isaac Newtons (1642-1727) spekulierte man über die Existenz dieser Objekte, doch erst Albert Einsteins (1879-1955) Allgemeine Relativitätstheorie machte es möglich, sie genauer zu beschreiben: In einem schwarzen Loch sind Raum und Zeit so verzerrt, dass die Zeit quasi angehalten wird. Unterhalb einer bestimmten Grenze - dem so genannten Schwarzschild Radius - wird jede Masse zu einem schwarzen Loch. Würde die Sonne beispielsweise auf einen Radius von drei Kilometern zusammengepresst, oder die Erde auf ganze neun Millimeter komprimiert, dann entständen so schwarze Löcher.
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Staubpartikel und Sternenlicht verdecken die Sicht
Die Sicht auf das Zentrum der Milchstraße ist für herkömmliche Teleskope von einem Schleier von Staubpartikeln, Gasen sowie dem Licht von Millionen Sternen verdeckt.

Das Röntgenteleskop überwand einige dieser Barrieren und erstellte 30 Aufnahmen, die miteinander kombiniert die bisher detaillierteste Karte der Galaxie ergeben. Die Karte bildet ein Gebiet von 900 mal 400 Lichtjahren ab. Ein Lichtjahr entspricht rund zehn Billionen Kilometern.
Das Zentrum der Milchstraße
 
Bild: NASA

Das supermassive schwarze Loch befindet sich im inneren des strahlend weißen "Flecks" genau in der Mitte des Bildes. Der "Nebel" rund um die Neutronensterne, Zwergensterne und schwarzen Löcher besteht aus Millionen Grade heißem Gas.
Dichte von drei Millionen Sonnen

Darstellung eines schwarzen Loches
Wang verglich das Gesamtbild der Milchstraße mit einem Stadtplan: Im Zentrum liege das riesige schwarze Loch, das Gravitationszentrum der Galaxie mit einer Dichte von drei Millionen Sonnen.

Schon seit mehr als 20 Jahren vermuten Forscher auf Grund radioastronomischer Beobachtungen die Existenz einer solch kompakten Materieansammlung im Zentrum der Milchstraße.

Bisher konnte allerdings nicht völlig ausgeschlossen werden, dass im Herzen der Milchstraße lediglich ein extrem dichter Haufen sehr massereicher Sterne 'lauert'. Denn schwarze Löcher lassen sich nicht direkt beobachten.
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Beobachtung von schwarzen Löchern
Tatsächlich sind schwarze Löcher nicht direkt beobachtbar, da jede Art von Materie oder auch elektromagnetische Strahlen einfach aufgesaugt werden. Weil Atome mit unterschiedlicher Geschwindigkeit um das Loch kreisen, bevor sie aufgesaugt werden (je näher sie dem Zentrum bzw. dem so genannten "event horizon" kommen, desto schneller werden sie: zuletzt erreichen sie fast Lichtgeschwindigkeit), reiben sie sich aneinander. Große Hitze entsteht und die Atome emittieren hochenergetische Strahlung, wie z.B. Röntgenstrahlen. Anhand solcher Röntgenstrahlen können Astronomen auf die Existenz eines schwarzen Loches schließen.
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Hinweise auf schwarzes Loch in unserer Galaxie
Vergangenen September erst hatten Astronomen in einem Artikel im Fachmagazin "Nature" ihre Beobachtungen von Röntgenstrahlen rund um die Materieansammlung im Zentrum der Milchstraße als Hinweise auf ein schwarzes Loch gedeutet.

Das Team um Frederick Baganoff vom Massachusetts Institute of Technology in Cambridge hatte weltweit erstmals Röntgenstrahlung aus der unmittelbaren Umgebung des rätselhaften Objektes beobachtet.
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Gasnebel um Zentrum der Milchstraße
Um das Zentrum herum würden ständig Sterne geboren oder in einer Supernova explodieren. "Was dort passiert, ist bedeutsam für den Rest der Galaxie", erklärte Wang die Beobachtungen der Astronomen weiter.

Um das Zentrum der Milchstraße erstreckt sich ein Gasnebel mit einer Temperatur von schätzungsweise zehn Millionen Grad Celsius, was deutlich weniger ist als die ursprünglich vermuteten Temperatur von 100 Millionen Grad. Die Gase entfernen sich laut Wang vermutlich vom Zentrum der Galaxie, kühlen am Rand ab und strömen dann wieder zurück.
Sonnensystem in "Seitenarm" der Milchstraße
Unser Sonnensystem liegt laut Wang in einem "Vorort der Stadt", etwa 25.000 Lichtjahre vom Zentrum entfernt in einem der spiralförmigen Arme der Milchstraße.

Von der weiteren Analyse der Aufnahmen erhoffen sich die Wissenschafter Aufschluss über die Details der Entwicklung von Galaxien und die Entstehung von Sternen.
->   Harvard: Chandra
->   NASA. Chandra
Mehr zum Thema Schwarze Löcher in science.orf.at:
->   Hans Michael Maitzen: 2001 - Astronomische Odyssee im Weltraum
->   Schwarzes Loch: Schwerer als erlaubt
->   Energie aus Schwarzen Löchern
->   Das schwarze Loch im Teilchenbeschleuniger
 
 
 
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01.01.2010