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Stroh - Baustoff der Zukunft  
  Energetische, baubiologische und ökologische Vorteile machen das traditionelle Baumaterial Stroh für den modernen Hausbau wieder interessant. In Wien hat sich die Gruppe Angepasste Technologie (GrAT) des "alten neuen Baustoffs" angenommen.  
Die jungen Wissenschaftler von GrAT an der Technischen Universität haben eine Strohwandkonstruktion so weiterentwickelt, dass sie nun als Baustoff nach österreichischem Baurecht zugelassen ist. Die Außen- und Innenwände werden entweder schon vorgefertigt geliefert oder erst am Bau errichtet.
Gerüst aus Holz mit gepressten Strohballen
In ein Gerüst aus Holz werden dicht gepreßte Strohballen eingeschlichtet. Danach wird die Wand mit Holz verschalt und mit Lehm verputzt.

Im Idealfall erreichen Strohwandkonstruktionen mit einem Heizwärmebedarf von 0,11 Kilowattstunden pro Quadratmeter Werte, die sogar noch unter jenen von Niedrigenergie-Häusern liegen.
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Das Geheimnis: Die Nanostruktur von Stroh
Aufgrund seiner hervorragenden Wäremedämmfähigkeit, kann selbst bei so genannten Passivhäusern auf zusätzliche Wäremedämmung verzichtet werden. Das Geheimnis dieser hohen Dämmfähigkeit liegt in der Nanostruktur von Stroh. Hier offenbaren sich die vielen Hohlräume innerhalb der einzelnen Halme. Trotz der Massivität der Wand bleiben immer noch Hohlräume offen und verleihen dem Baustoff eine Reihe günstiger Eigenschaften.
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Vorteile: Resistent gegen Ungeziefer ...
So schützt die Struktur von Stroh etwa vor stauender Nässe innerhalb der Strohballenwände. Ein Lehmverputz entzieht den Strohballen zusätzlich Feuchtigkeit und hilft mit, dass Wasserdampf sofort entweichen kann. Ohne Feuchtigkeit haben Schimmelpilze oder andere Mikroben keine Chance zu wachsen.
... und brandschutzsicher
Trotzdem wird die Entflammbarkeit des Materials durch die dichte Pressung der Strohballen eingedämmt. Sie unterbindet die Sauerstoffzufuhr und verhindert so die Ausbreitung eines Brandes.

Nach einer Brandschutzprüfung an der Wiener Versuchs- und Prüfanstalt, MA 39, wurde der Wandkonstruktion der höchste Level der Brandschutzsicherheit "F 90" bestätigt - das bedeutet, dass die Strohballenwand einer Hitze von 1.000 Grad 90 Minuten lang unbeschadet widerstehen konnte.
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Angenehmes Raumklima inklusive
Da die Strohwand mit keinerlei chemischen Substanzen behandelt werden muss, gibt sie auch keinerlei giftige Substanzen an die Raumluft ab - ein Umstand, der vor allem in Zeiten zunehmender Allergien relevant ist.
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Von Anfang bis Ende vorbildliche Ökobilanz
Als nachwachsender Rohstoff auf heimischen Feldern steht Stroh zudem ausreichend zur Verfügung und verursacht keine Transportkosten.

Im Gegensatz zu Bauschutt, der bereits mehr als die Hälfte des gesamten Müllaufkommens in Österreich ausmacht, können die Bauabfälle eines Strohballenhauses kompostiert werden.
Impulsprojekt "Nachhaltig Wirtschaften"
Im Rahmen des Forschungsförderungsprogramms "Fabrik der Zukunft" des Infrastrukturministeriums (BMVIT) werden in einem Pilotprojekt nun die Möglichkeiten einer Infrastruktur für den Einsatz von Stroh als Dämmstoff untersucht.

In das Produktions-Netzwerk sollen neben den Landwirten auch Baustoffhändler und Bauherren einer Region eingebunden werden.

Rike Fochler, Modern Times
->   Modern Times
->   Gruppe Angepasste Technologie (GrAT)
->   Österreichisches Ökologie-Institut
->   Österreichisches Strohballen-Netzwerk (asbn)
->   Natur & Lehm
->   Infrastrukturministerium (BMVIT)
 
 
 
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01.01.2010