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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Studie: Antarktis wird trotz Klimaerwärmung kälter  
  Experten diskutieren über die steigende Erwärmung des Erdklimas. Doch eine Region ist offenbar von dieser Entwicklung ausgenommen, wie ein US-Geologe nun berichtet: In der Antarktis wird es kälter - und ungemütlicher für viele Kleinstlebewesen. Deren Zahl hat sich nach Angaben des Geologen bereits deutlich reduziert.  
Während die Durchschnittstemperaturen der Erde ständig leicht angestiegen sind, sanken sie auf dem eisigen Südkontinent. Die Erde insgesamt habe sich um 0,19 Grad pro Zehnjahresperiode von 1979 bis 1998 erwärmt schreibt der Geologe Peter Doran von der Universität Chikago in "Nature". Dagegen zeigten seine Analysen aus der Antarktis, dass es dort kälter werde.
Weniger Kleinstlebewesen in den eisfreien Tälern
Diese Abkühlung habe die Zahl der Kleintiere in einigen eisfreien Tälern bereits deutlich reduziert, so Doran in seiner vorab online publizierten Studie. Die größte Gruppe unter den untersuchten Tieren sind Fadenwürmer, die im Boden leben.
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"Antarctic climate cooling ¿"
Der Artikel "Antarctic climate cooling and terrestrial ecosystem response" wird in einer der kommenden Print-Ausgaben des Magazins "Nature" erscheinen.
->   Originalartikel (kostenpflichtig)
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Die eisfreien Täler der Antarktis ...
Der US-Geologe und seine Kollegen konzentrierten sich bei ihren Untersuchungen auf die McMurdo-Trockentäler, das größte eisfreie Gebiet auf dem Kontinent.

Diese seltenen Landflächen bilden inmitten der eisigen Flächen schnee- und eisfreie Zonen. Kalte und trockene Winde blasen den Schnee weg und der Boden absorbiert soviel Sonnenenergie, dass Schneereste einfach verdunsten.
... werden immer kälter
Bild: Photodisc
Kaiserpinguine in der Antarktis
Von 1986 bis zum Jahr 2000 habe sich die Oberfläche der trockenen Täler im McMurdo-Gebiet pro Dekade um 0,7 Grad Celsius abgekühlt, berichtet nun der US-Geologe. Dies beruhe vor allem auf kälteren Sommern und Herbstzeiten, in denen zugleich die Windgeschwindigkeit gestiegen sei.

Die südpolaren Trockentäler werden auch als "kalte Wüsten" bezeichnet: Sie gehören zu den Stellen der Erde mit den niedrigsten Temperaturen und dem geringsten Niederschlag. Dennoch existiert dort in den Böden und Seen ein komplexes Ökosystem.
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NASA-Forschung in der Antarktis: Wie schauts auf dem Mars aus?
Trotz oder gerade wegen der extrem lebensfeindlichen Bedingungen in den antarktischen Trockentälern sind diese Gebiete seit Jahren Gegenstand von Forschungen verschiedenster Art. So betreibt etwa auch die NASA dort eine Forschungsstation: Die McMurdo-Station ist die größte aller Forschungsstätten auf dem Kontinent. Bis zu 1.200 Menschen leben hier in den Sommermonaten.

Die Wissenschaftler wollen zum Beispiel herausbekommen, wie die Böden des Mars beschaffen sind. In den Trockentälern der Antarktis forschern sie, da die Bedingungen dort sehr genau mit denen auf dem Mars übereinstimmen.
->   NASA McMurdo-Station
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Deutliche Auswirkungen auf Ökosystem
Bild: Photodisc
Eisige Flächen bedecken den größten Teil des Kontinents
Die von Doran festgestellte Abkühlung hatte der Studie zufolge auch bereits deutliche und schnelle Auswirkungen auf das karge Ökosystem des Gebiets: Die biologische Produktivität der im Sommer eisfreien Seen in den Tälern sank drastisch, wie der Experte berichtet.

Die Untersuchungen zeigten, dass von den in den Seen lebenden Organismen deutlich weniger Kohlendioxid in organische Bestandteile zerlegt wurde. Die Studie beziffert diesen Rückgang mit rund neun Prozent.
Weniger Bärtierchen und Fadenwürmer im Boden
Und auch in den Böden zeigten sich die Auswirkungen der Abkühlung: Die Zahl der Bärtierchen und Fadenwürmer im Boden verringerte sich von 1993 bis 1998 pro Jahr im Schnitt sogar um mehr als ein Zehntel des Ausgangswertes, wie Experte Doran berichtet.

Die neuen Daten zeigten erstmals die dramatischen Auswirkungen der Abkühlung auf das Ökosystem der antarktischen Trockentäler, schreibt der US-Geologe. Nun müssten die Abkühlung des Südkontinents und vor allem die saisonalen Unterschiede in den Temperaturtrends stärker in die bisherigen Klimamodelle integriert werden.
->   Nature
->   University of Chicago
Mehr zum Weltklima in science.orf.at:
->   2001: Jahr der extremen Klimabedingungen
->   Klimagipfel Marrakesch: Einigung durch Zugeständnisse
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01.01.2010