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Neues Medikament stoppt chronische Polyathritis  
  Ein neues Medikament gibt Rheuma-Patienten Hoffnung,
die unter der schwersten und schmerzhaftesten Form dieser Krankheit leiden, der chronischen Polyathritis. Der neue Wirkstoff Anakinra soll die Knochenzerstörung auch dann stoppen, wenn Standardmedikamente versagen.
 
Neues Wirkprinzip
Klinische Studien belegen: Anakinra setzt direkt dort an, wo die Krankheit entsteht. Das Wirkprinzip ist ein vollkommen anderes, als bei den in der Rheumatologie traditionell verwendeten Medikamenten. Heuer soll dieses Medikament auch in der EU und damit in Österreich zugelassen werden.
Krankmachender Botenstoff wird ausgeschaltet
Das Arzneimittel ist der gentechnisch hergestellte Gegenspieler eines im Körper vorkommenden Botenstoffes, dem Interleukin-1. Dieser Botenstoff dockt normalerweise an den Rezeptoren einer Zelle an und ist für ein funktionierendes Immunsystem verantwortlich. Bei Rheumapatienten wird Interleukin-1 aber im Übermaß produziert, sodass es zur Zerstörung der Knochen kommt.
->   Interleukin-1
Bild: ORF
Weil Anakinra fast genau so aussieht, wie die krankmachenden Botenstoffe, passt es auch exakt in deren Andockstellen rund um eine Zelle.

"Diese Botenstoffe, die normalerweise Entzündung und Knochenzerstörung auslösen, können nicht mehr binden, und dadurch wird erstmals nicht nur die Entzündung gehemmt und damit Schwellung und Schmerz, sondern auch die Zerstörung des Knorpels und Knochens verhindert," so der Rheumaspezialist Winfried Graninger vom Wiener AKH.
Heilung noch nicht in Sicht
Noch wissen die Ärzte nicht, warum es zur chronischen
Polyathritis kommt. "Es kann deshalb auch nicht von einer Heilung gesprochen werden, so Graninger. "Wir wissen, dass der Entzündungsprozess und die Knochenzerstörung wieder beginnt, sobald man mit der Medikation aufhört."
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Chronische Polyathritis
Die chronische Polyathritis ist die schwerste aller chronischen Gelenkserkrankungen, bei der das Immunsystem körpereigenes Gewebe innerhalb der Gelenke angreift und zerstört. Am
häufigsten beginnt die Krankheit zwischen dem 35. und 45.
über dem 60. Lebensjahr. In Europa sind etwa drei Millionen Menschen davon betroffen. Bei fortschreitender Krankheit verformen sich die Gelenke, alltägliche Verrichtungen werden zum Problem. Sechs von zehn Patienten müssen schließlich ihren Beruf aufgeben.
->   Rheumatoide Arthritis
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Studien waren erfolgreich

Patientin mit Gerät
Alle bisherigen Studien mit dem neuen Arzneimittel Anakinra sind erfolgreich verlaufen. Bei jedem vierten Patienten, der auf keines der herkömmlichen Medikamente mehr ansprach, konnte die Krankheit dennoch gestoppt oder zumindest deutlich verzögert werden.

Die neue Therapie kann von den Patienten zu Hause durchgeführt werden. Das Mittel muss einmal täglich unter die Haut gespritzt werden. Das ist schmerzfrei, denn die Herstellerfirma hat ein spezielles Gerät dafür entwickelt.
Zulassung noch heuer erwartet
Während das Medikament in den USA bereits im November vergangenen Jahres zugelassen wurde, muss Europa noch warten. Die Ärzte rechnen aber mit der Zulassung von Anakinra noch in diesem Jahr.

Elke Weiss, ZIB-Wissenschaft
->   Mehr über Medikamente für die Rheumatherapie
 
 
 
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01.01.2010