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Punktgenaue Stammzell-Therapie nach Herzinfarkt  
  Für eine erfolgreiche Therapie von Patienten mit schwerem Herzinfarkt setzen viele Mediziner auf Stammzellen. In die geschädigten Herzareale injiziert, sollen sie die Durchblutung der Mikrogefäße und die Pumpleistung des Herzens verbessern. Problem war bisher die zielgenaue Verabreichung der Stammzellen. Eine neue, am AKH Wien erprobte Methode macht nun Hoffnung: Mit dem so genannten NOGA-Mapping konnten sie erstmals ohne chirurgischen Eingriff exakt in das kranke Muskelareal des Organs injiziert werden.  
Anstatt großer Schnitte ...
Im Oktober vergangenen Jahres hatte eine chirurgische Arbeitsgruppe der Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie um den Abteilungsleiter Ernst Wolner bei einer Patientin nach einem Herzinfarkt im Rahmen einer Bypass-Operation selektiv Stammzellen in den Herzmuskel injiziert.

Wie science.orf.at berichtete, verlief die Operation positiv. Wolner äußerte sich kurz vor Weihnachten vorsichtig optimistisch zu den vorliegenden Resultaten.
->   Herz-Stammzell-Therapie: Wiener Experten optimistisch
... Eingriff nun per Herzkatheter
Nun wurde an der Universitätsklinik für Innere Medizin II (Kardiologie), die selbe Behandlung erstmals bei einem Patienten ohne "großen Schnitt" durchgeführt: einfach im Herzkatheter-Labor und mit optimaler Zielgenauigkeit durch ein neu entwickeltes 3D-Verfahren, das "NOGA-Mapping".

Ein Arbeitsgruppe unter Dietmar Glogar verabreichte am Dienstag einem 57-jährigen Patienten acht Wochen nach einem frischen Vorderwandinfarkt eine Injektion von Herz-Stammzellen direkt in die geschädigten Herzkranzgefäß-Areale am Rande der Infarkt-Randzone.
Ohne generelle Narkose
Glogar gab in einem ORF-Interview seiner Hoffnung Ausdruck, dass dadurch "eine gewisse Regeneration des Herzmuskels eintritt". Der Eingriff selbst erfolgte vergleichbar zu einer Herzkatheter-Untersuchung bzw. -Therapie ohne generelle Narkose.
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Vorläuferzellen: Angioblasten
Verwendet werden Stammzellen aus dem Knochenmark, die fähig sind, neue Gefäß- und Herzmuskelzellen zu bilden. Für "Reperaturmaßnahmen" am Herzen eignen sich speziell Angioblasten, Vorläuferzellen der roten Blutkörperchen.

In Tierversuchen zeigte sich, dass diese "Angioblasten" selbst nach einem massiven künstlich herbeigeführten Herzinfarkt die geschädigte Pumpleistung des Herzens um rund 35 Prozent verbessern konnten.
->   Mehr über Angioblasten
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NOGA-Mapping: Elektromagnetische Kartierung
Für die exakte Identifizierung des genauen Injektionsgebietes für die Herz-Stammzellen sorgte das so genannte "NOGA-Mapping". Dabei wird das infarktgeschädigte Herzmuskelgebiet durch sorgfältiges elektromagnetisches Mapping (Kartierung) der gesamten linken Herzkammer mit Hilfe des NOGA Systems festgelegt.

NOGA-Mapping ist ein von Johnson&Johnson entwickeltes Medizintechnik-Verfahren.
Virtuelle Rekonstruktion des Herzens
Dabei wird die linke Herzkammer durch eine über das Gefäßsystem eingeführte Sonde aus 200 Messpunkten dreidimensional in ihrer elektrischen und mechanischen Aktivität "rekonstruiert".

Es wird exakt jenes Areal im Herzmuskel vermessen, das von einer Stammzell-Therapie profitieren könnte.

Gerald Maurer vom Institut für Kardiologie im ORF-Interview: " Mit diesem NOGA-Katheter können wir schauen, wie die elektrische Aktivität an der Herzinnenseite ist und auch wie die mechanische Aktivität dort ist."
Hochsensible NOGA-Injektionen
Auf Grund der gewonnenen Messsignale erfolgt im Anschluss daran die gezielte und selektive Injektion der Stammzellen in den Randbereich des Herzinfarkts über eine spezielle, feine NOGA-Injektionsnadel.

Bei dem ersten Patienten wurden insgesamt an zwölf Punkten je 500 Mikroliter Stammzellen in das betroffene Herzareal gespritzt.
Komplikationsloser Eingriff
Nach Angaben des AKH verlief der Eingriff komplikationslos. Jetzt muss einige Wochen gewartet werden, bis - nach einer Phase der Rehabilitation - der Erfolg gemessen werden kann: Durch eingehende Untersuchung soll bestimmt werden, ob sich die Pumpfunktion des Herzens verbessert hat.

Das gelang bisher bei keiner einzigen Therapie nach einem Infarkt - exklusive möglicher Erfolge der neuen Therapie-Studien in Wien.
->   Abteilung für Herz-Thoraxchirurgie, AKH Wien
->   Kardiologie, AKH Wien
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01.01.2010