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Hepatitis C - das unterschätzte Virus?  
  Nachdem sich vier Patienten aus dem Wiener Donauspital mit Hepatitis C infiziert haben, wird nun fieberhaft nach einer möglichen Infektionsquelle gesucht. Die Untersuchungskommission hofft nun mit Hilfe einer Sequenzanalyse des Virus-Genoms nähere Informationen zu erhalten.  
Zur Panik kein Grund
Das wichtigste zuerst: "Die Hepatitis C ist keine im engeren Sinn tödliche Erkrankung und sich im Krankenhaus damit zu infizieren ist nicht die Regel sondern eher die Ausnahme", so Alfred Gangl, Vorstand der Universitätsklinik IV für Gastroenterologie und Hepatologie im AKH Wien.

"Bei 30 Prozent der Infizierten kommt es zur Heilung, die anderen Patienten leiden über Jahre oder Jahrzehnte hinweg an einer mehr oder weniger starken Entzündung der Leber."
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1 bis 2 Prozent ohne Wissen infiziert
In Österreich wurden nach der letzten Auswertung des statistischen Zentralamtes im Jahr 1999 568 Hepatitis C, 322 Hepatitis B und 340 Hepatitis A- Fälle gemeldet. Experten gehen aufgrund dieser Zahlen davon aus, dass 1 bis 2 Prozent der Bevölkerung den Hepatitis C Virus in sich tragen, ohne es zu wissen. Denn gerade im Anfangsstadium verläuft diese Infektion oftmals ohne Symptome und bleibt daher lange Zeit unbemerkt.
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Chronologie der Ereignisse
Dezember 2001: Bei zwei Patienten, die im September 2001 an der orthopädischen Abteilung des SMZ-Ost Donauspital operiert wurden, konnte Hepatitis C nachgewiesen werden. Ein Untersuchungsausschuss bestehend aus Experten für Hepatitis, Hygiene, Virologie und Vertreter der MA 15 und des Krankenanstaltenverbundes beginnt nach der Infektionsquelle zu forschen.

Anfang Jänner 2002: Drei weitere Infektionen wurden im Rahmen eines Screenings diagnostiziert. 9. Jänner 2002: Einer der infizierten Personen, ein Turnusarzt konnte als mögliche Quelle ausgeschlossen werden.

Um sicher zu stellen, ob tatsächlich alle verbleibenden vier Hepatitis C-Patienten sich diese Infektion im Donauspital zuzogen, wird eine Erbgut-Untersuchung des Virusstammes angeordnet. Das Ergebnis dieser Sequenz-Analyse, das an der Universitätsklinik Essen durchgeführt wird, soll in etwa 2 bis 3 Wochen vorliegen.
Die bisherigen Ergebnisse der Untersuchung
Alle 4 Patienten wurden zwischen 11. und 14. September 2001 in der Orthopädie des Donauspitals operiert. Bei den beiden zuerst bekannt gewordenen Fällen brach die Krankheit Ende Oktober/Anfang November aus. Bei den weiteren zwei Fällen wurden die Erkrankungen Ende Dezember diagnostiziert.

Zwei Patienten werden derzeit im AKH therapiert und sind bereits Virus negativ. Bei einer Patientin verschwanden die Viren nach der akuten Erkrankungsphase wieder aus dem Blut - sie gilt als geheilt.

Der vierte Patient konnte wegen anderer schwerer Erkrankungen noch nicht mit der gegen Hepatitis C gerichteten Interferon-Therapie behandelt werden, berichtet Peter Ferenci von der klinischen Abteilung für Gastroenterologie und Hepatologie der Uniklinik IV für innere Medizin am AKH Wien.
Die Suche geht weiter
Um den Ursprung der Infektionen zu ermitteln, ist - so eine Sprecherin des Wiener Krankenanstalten Verbundes (KAV) - kriminalistische Kleinarbeit notwendig. Zuerst wurden Patienten, das betroffene Personal und das medizinische Instrumentarium auf Viren gecheckt.

Da diese Untersuchungen keine eindeutigen Hinweise lieferten, wurde auch das persönliche Umfeld der an Hepatitis C erkrankten Patienten in die Untersuchung mit einbezogen. Derzeit werden darüber hinaus spitalsinterne Abläufe wie z.B. Verbandswechsel, Blutabnahmen und Medikamentenvergaben verglichen.
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Kleine Viren - gelbe Haut
Entzündungen der Leber können prinzipiell mehrere Ursachen (meist Alkohol) haben. Bei den Virus - Hepatitiden bedingt eben eine Infektion mit dem entsprechenden Virus die Erkrankung. Die Gelbsucht ist nur ein Symptom der Leberentzündung, die durch den Zerfall der Leberzellen bedingt ist, und keine Erkrankung an sich.

Mittlerweile sind fünf für den Menschen relevante Hepatitisformen, bezeichnet mit den Buchstaben A bis E, mit Sicherheit identifiziert. Die Hepatitis B und C werden durch Blutprodukte übertragen, mit anderen Formen kann man sich durch kontaminierte Nahrung infizieren.
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Gefahr durch Bluttransfusionen?
Vor 1989 war Hepatitis C als "Non A/Non B-Hepatitis" bekannt. Sie stellte sozusagen eine Ausschlussdiagnose dar. Seit 1990 kann das Hepatitis C - Virus nachgewiesen werden.

Ab diesem Zeitpunkt konnten somit auch Bluttransfusionen auf Viren untersucht, und somit eine Übertragung durch Fremdblut weitgehend ausgeschlossen werden. Das Restrisiko sich durch Blutkonserven mit Hepatitis C (oder auch Hepatitis B) zu infizieren, liegt bei 1:100.000.
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Hepatitis C
Hepatitis C nimmt in zwei von drei Fällen einen chronischen Verlauf. Die Übertragung erfolgt - ähnlich wie bei der Hepatitis B - durch Blut- und Blutprodukte. Doch in vielen Fällen ist die Übertragung noch nicht endgültig geklärt, als Risikofaktoren gelten: verunreinigte Spritzen (bei Drogenabhängigen zum Beispiel), Bluttransfusionen oder Dialyse, aber wahrscheinlich auch Tätowierungen, Piercings und Akupunktur mit "unsauberen" Nadeln, um nur einige Beispiel zu nennen. Das gemeinsame Verwenden von Geschirr, Handtüchern, Kämmen und ähnlichem scheint - ganz anders als bei Hepatitis B - als Übertragungsweg ausgeschlossen werden zu können.
->   Infos zum Thema Hepatitis
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Die Behandlung der Hepatitis C
"Seit einigen Jahren wird eine Zweierkombination von alpha - Interferon und Ribavirin gegen Hepatitis C eingesetzt", so Alfred Gangl Vorstand der Universitätsklinik IV im AKH Wien.

"Damit kann man ca. 40 Prozent der Erkrankten helfen. Für jene Patienten, die auf diese Medikamente nicht reagieren, steht auch eine Dreierkombination mit zusätzlich Amantadin zur Verfügung. Bei weiteren 10 Prozent der Erkrankten kann damit erfolgreich interveniert werden."

Leider kommt es bei einem geringen Prozentsatz der Hepatitis C Erkrankten nach Jahren oder Jahrzehnten zur Ausbildung einer Leberzirrhose und/oder zur Entstehung eines Leberkrebses. Daher sind das Wissen um eine Infektion und Kontrolluntersuchungen besonders wichtig.

Christoph Leprich und Martina Weigl, Ö1-Radiodoktor
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Mehr zum Thema "Hepatitis C" können Sie in der Sendung "Der Radiodoktor" am Montag, 21.1.2002 um 14.05 Uhr in Ö 1 erfahren.
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01.01.2010