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Strahlen gegen Gefäßverengung  
  Eine winzige Strahlenquelle, die sich in Blutgefäße einführen läßt, soll dort überschießendem Zellwachstum Einhalt gebieten. Damit soll das neuerliche Zuwuchern von einmal aufgedehnten Engstellen verhindert werden.  
Während die Kardiologen die so genannte Brachytherapie, die Bestrahlung überwuchender Zellen mittels einer Sonde, schon seit längerem für sich entdeckt haben, galt ihre Wirksamkeit für Beingefäße als umstritten.

Denn im Unterschied zu den ein bis zwei Zentimeter langen Verengungen in den Herzkranzgefäßen, erreichen die Engstellen in den Beingefäßen bis zu 20 Zentimeter. Eine genaue Positionierung der Strahlenquellen und die Berechnung der Dosis erfordern hier größte Präzesion.
Wiener Studie belegt Wirksamkeit
Am AKH in Wien hat der Gefäßspezialist Prof.Erich Minar hierzu jahrelang Daten und Erfahrungen gesammelt. Nun konnte er und sein Team weltweit erstmals eine randomisierte Studie vorlegen, die die Wirksamkeit der Brachytherapie auch bei langstreckigen Engstellen der Beingefäße belegt. Um fast 50 Prozent konnten die neuerlichen Verwucherungen mit Hilfe der Strahlen gesenkt werden. Eine weitere Verfeinerung der Methode soll dieses Ergebnis künftig noch verbessern.
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Kurz und schmerzlos ¿ Bestrahlung im Inneren des Gefäßes
Bei dieser sogenannten Brachytherapie (Kurzdistanz-Strahlentherapie) kommt ein spezielles Gerät zum Einsatz, das die Bestrahlung direkt "vor Ort" ermöglicht. Die Strahlenquellen (Seeds) werden in einem Katheter hydraulisch zum Zielort in dem Gefäß gebracht. Dort geben sie eine zuvor genau berechnete Dosis an Beta- oder Gammastahlen ab. Sie dringen nur in die äußerste Schicht der Gefäßinnenwand ¿ dort wo die überschießenden Zellen wuchern. Damit wird der Prozeß der sogenannten Rezidiv-Stenose, der neuerlichen Verengung eines Gefäßes, gestoppt oder zumindest gebremst.
Nach wenigen Minuten ist die Behandlung abgeschlossen. Für den Patienten ist alles völlig schmerzlos verlaufen.
->   Mehr Informationen über die Brachytherapie
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Anleihen bei der Krebstherapie
Das therapeutische Potenzial radioaktiver Strahlen ist aus der Krebstherapie längst bekannt. Die technische Entwicklung der winzigen Strahlenquellen für Gefäßinnenräume war allerdings eine Herausforderung.

Da es sich bei der Rezidiv-Stenose um eine Art Tumor handelt, lag es jedoch nahe, diesen ebenfalls zu bestrahlen. Die Wirkungsweise ist dieselbe: Die DNA der wuchernden Zellen wird dermaßen geschädigt, daß sich diese nicht weiter vermehren können.
Ergänzung zu Ballondilatation und Stent
Die Brachytherapie stellt damit eine äußerst erfolgreiche Ergänzung zu der bereits bekannten Ballondilatation dar. Mit dieser Methode werden bereits seit etlichen Jahren Engstellen in den Herzkranz- oder auch in den Beingefäßen aufgedehnt.

Danach wird häufig eine gitterartige Gefäßstütze gesetzt. Dieser sogenannte Stent soll verhindern, daß sich das Gefäß wieder verschließt. Die Gefäßinnenwand reagiert auf diese Prozedur jedoch gereizt mit überschießendem Zellwachstum. Die Brachytherapie kann diesen Wucherungen nun Einhalt gebieten.

Rike Fochler, Modern Times
->   AKH-Wien
->   Modern Times
 
 
 
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01.01.2010