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Mutter-Kind-Pass Untersuchungen wenig genützt  
  Es geht um die Gesundheit des Babys, es ist gratis - und doch geht keine hin. Die Untersuchungen im Rahmen des Mutter-Kind-Passes werden, laut einer neuen Studie, von immer weniger Schwangeren und Müttern in Anspruch genommen.  
Mütter mit niedrigerer Bildung lassen offenbar noch seltener ihr Kind untersuchen als Mütter mit höherer Bildung. Das hat die Soziologin Claudia Pass bei einer Befragung in Oberösterreich herausgefunden.

Bei den konkreten Untersuchungen gingen etwa zum Ultraschall 72 Prozent der Frauen mit Hauptschulabschluss, aber 96 Prozent der Frauen mit Matura.
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19 Prozent weniger Untersuchungen
Die Untersuchungen während der Schwangerschaft und nach der Geburt sind freiwillig und sie sind kostenlos. Österreichweit nimmt die Zahl der Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen seit einigen Jahren ab. Und zwar nicht nur weil weniger Kinder geboren werden. Laut Hauptverband der Sozialversichersicherungsträger wurden zwischen 1995 und 2000 19 Prozent weniger Untersuchungen durchgeführt, die Geburten gingen nur um 11 Prozent zurück
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Schluss mit Rauchen: 64 zu 81 Prozent
Das Gesundheitsbewusstsein der Frauen mit niedrigerer Bildung scheint allgemein schlechter zu sein: Laut Studie haben 64 Prozent der Schwangeren mit niedriger Schulbildung aufs Rauchen verzichtet, bei jenen mit Matura waren es 81 Prozent.

Mütter mit höherem Ausbildungsniveau sind demnach mehr auf ihre gesundheitsbewusste Lebensweise während der Schwangerschaft bedacht.
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Gültig für ganz Österreich
Die Studie hat Claudia Pass für das Institut für Soziologie an der Universität Linz durchgeführt, unterstützt von der oberösterreichischen Gebietskrankenkasse. Die Ergebnisse aus Oberösterreich könne man aber auf ganz Österreich umlegen, so die Studienautorin.
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Geld, nicht Gesundheit wichtig
Das Problem des Mutter-Kind-Passes sei sein falsches Image, sagt Pass: "Nicht die Gesundheit von Mutter und Kind stünden im Vordergrund, sondern das Geld."

Bisher bekamen Mütter, die alle Untersuchungen nachweisen konnten, eine Prämie. 1997 wurde sie gekürzt und für Geburten ab 1. Jänner dieses Jahres fällt der Bonus gänzlich weg. Stattdessen wird der Spieß umgedreht und Mütter bekommen das volle Kinderbetreuungsgeld nur, wenn genug Untersuchungen durchgeführt wurden.

Studienautorin Pass meint, man sei mit der Auszahlung von Prämien, einmal ja dann wieder nein, den falschen Weg gegangen. Eigentliche Aufgabe sei es, den Mutter-Kind-Pass in seiner eigentlichen gesundheitspolitischen Zielsetzung besser in der Öffentlichkeit transparent zu machen.
Waneck-Aufruf: untersuchen lassen
Abgesehen davon: Laut Studie haben viele Mütter die medizinischen Fachausdrücke im Mutter-Kind-Pass bemängelt. Gesundheitsstaatssekretär Reinhart Waneck ruft angesichts der Zahlen dazu auf, zu den Untersuchungen zu gehen.

Barbara Daser,Ö1-Wissenschaft
->   Institut für Soziologie an der Universität Linz
->   Mehr Informationen über den Mutter-Kind-Pass
 
 
 
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01.01.2010