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Philosophen-Talk mit 800.000 TV-Zusehern  
  Philosophie scheint in Krisenzeiten besonders anziehend zu sein: Beim ersten "Philosophischen Quartett" im ZDF verfolgten 800.000 Deutsche einen gedankenschweren Austausch über Angst und Sicherheits-Denken.  
Sloterdijk und Safranski trafen auf Reinhold Messner
An "sehr dehnbaren aber reißfesten Begriffen" ließen sich der provokante Karlsruher Querdenker Peter Sloterdijk und der Berliner Philosoph und Publizist Rüdiger Safranski am späten Sonntagabend im Zweiten Deutschen Fernsehen (ZDF) erstmals in die Befindlichkeiten unserer Zeit fallen.

Die Premiere von "Im Glashaus - Das Philosophische Quartett" wurde live vor Publikum aus der Gläsernen VW-Manufaktur in Dresden gesendet.

Die beiden Philosophen hatten sich den Extrembergsteiger Reinhold Messner und den Theologen Friedrich Schorlemmer als Gäste auf die weißen Ledersofas geholt. 800.000 Menschen (Marktanteil 4,6 Prozent) waren nach Senderangaben vor dem Bildschirm dabei.
Kalkulierte Angst und Angstverarbeitung
Im noblen Ambiente, hoch über leeren Montagebändern für die edle Luxuskarosse "Phaeton", setzten Sloterdijk und Safranski dabei auf Talk-Partner, die sich nicht unterschiedlicher dem Thema hätten nähern können.

Messner - "der ohne Sauerstoffgerät Gott sicher am nächsten gekommen ist" - sucht als Vertreter eines modernen Abenteuertums die kalkulierte Angst. Schorlemmer hingegen - "der Pfarrer zu Wittenberg und direkte Stellvertreter Doktor Martin Luthers auf Erden" - vertritt mit der Religion eine alte Form der Angstverarbeitungskultur.
Anspruchsvoller Diskurs
Begleitet von Bildstörungen, durchleuchtete die intellektuelle Tafelrunde fernab gängiger Statements das Phänomen Angst, das laut dem Nicht-Philosophen Messner weniger intellektuell als instinktiv beherrschbar ist. Die Besinnung auf Grundgefühle nach den Terroranschlägen vom 11. September erfolgte aus religiöser, historischer wie auch mythologischer Sicht und forderte die Zuschauer grundsätzlich. Denn für ein breites Publikum dürfte der anspruchsvolle, einstündige Diskurs streckenweise nur schwer zu folgen gewesen sein.
Sechs Mal Sloterdijks "Libodo des Denkens"
Das ZDF setzt mit dem philosophischen Quartett bewusst auf ein Format, das sich quer zu den handelsüblichen Kultur-Talkshows und Expertenrunden stellt. Vor allem aber hofft es auf die Treue einer Zuschauerschaft aus dem Umkreis des "Literarischen Quartetts".


Wer allerdings Temperamentausbrüche à la Reich-Ranicki erwartete, der wurde enttäuscht. Insgesamt sechs Mal in diesem Jahr will Sloterdijk bei seinen Zuschauern die "Libido des Denkens" anregen, in dem er beispielsweise Skandale, Tugenden und Erotik thematisiert und dabei ganz ohne Politiker als Gesprächspartner auskommt. Hohe Einschaltquoten verspricht er sich zumindest bei einem Disput über Eitelkeit, schließlich liege da die Quote der Betroffenen bei 100 Prozent.
Mehr Zuseher als beim Literarischen Quartett
Der Mainzer Sender war jedenfalls mit dem Interesse beim Auftakt zufrieden. Auch ohne Reich-Ranicki waren mehr Zuschauer dabei als beim "Literarischen Quartett", bei dem sich im vergangenen Jahr im Schnitt 600.000 Menschen vor den TV-Geräten versammelten.

Annett Markschat,dpa/red
->   ZDF: Im Glashaus - Das Philosophische Quartett
 
 
 
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01.01.2010