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Imageschaden für Biodiesel?  
  Eine Studie schwedischer Wissenschaftler, wonach Biodiesel aus Raps angeblich zehnmal mehr Krebs erregende Schadstoffe freisetzen kann, als herkömmlicher Diesel, hat zu einer Kontroverse geführt.  
Für die Untersuchung von Professor Jim Ollson von der Technischen Universtät Chalmer in Gothenburg an der Universität Chalmer verbrannten die Wissenschafter Biodiesel nach eigenen Angaben unter Bedingungen, die in Auto-Motoren herrschen und verglichen die dabei freigesetzen Emissionen mit denen, wenn Mineralöl-Diesel hoher Güte verbrannt wird.
->   Meldung über die Studie von Prof. Ollson
Kritik an der Untersuchung
Das Österreichische Biotreibstoff Institut äußert grundlegende Einwände gegen die schwedische Studie:

"Nach genauem Studium der von Pedersen, Ingemarsson, und Olsson in der Fachzeitschrift Chemosphere 1999 publizierten Studie ist erkennbar, daß verschiedene Substanzen (Pflanzenöle, Biodiesel, fossiler Diesel) in einem eigenen"Reaktor" unter Versuchsbedingungen getestet wurden, welche bei nur 550°C und ohne Druck in keiner Weise irgendwie mit den sehr komplexen, äußerst raschen und dynamischen Verbrennungsvorgängen im Dieselmotor bei hohen Drücken von etwa 100 bar und Temperaturen von etwa 2000°C zu vergleichen sind.

Von den im eher einer Bratpfanne vergleichbaren Reaktor beobachteten Vorgängen auf "Emissionen" eines Dieselmotors zu schließen ist wissenschaftlich absolut unhaltbar und nicht zutreffend.

Es existieren seit vielen Jahren schon umfangreiche und exakte Studien zum Emissionsverhalten von Biodiesel in einer Vielzahl von Motoren unter verschiedensten Bedingungen und Fahrzyklen, zB von der TU-Graz (Institut Prof. Pischinger) zuletzt auch an modernen Common-Rail-Motoren gemessen und wissenschaftlich genau beschrieben."
->   Österreichisches Biotreibstoff Institut
Einwände gegen die Studie
Kritik an der schwedischen Untersuchung (Oxidation of Rapeseed Oil, Rapeseed Methyl Ester (RME) and Diesel Fuel Studied with GC/MS J.Pedersen, A.Ingemarsson, J.Olsson in Chemosphere, vol 38, 2467, 1999) kommt auch in der Stellungnahme von Univ.-Prof. Dr. Martin Mittelbach vom Institut für Chemie, Arbeitsgruppe Nachwachsende Rohstoffe der Karl-Franzens-Universität Graz zum Ausdruck:

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Stellungnahme von Univ. Prof. Martin Mittelbach
Die oben zitierte Arbeit beschreibt die Untersuchung von Raps¿l, Raps¿lmethylester und einem mineralischen Dieselkraftstoff mit geringem Schwefelgehalt. Es werden jeweils 5 Mikroliter (!!!) Kraftstoff in einem Edelstahlreaktor auf 550¿C erhitzt. Mit einem Luftstrom werden die dabei entstehenden gasf¿rmigen Verbindungen in einen Gaschromatographen geleitet und qualitativ analysiert.



Es wurden 72 verschiedene organische Verbindungen bei Raps¿l, 62 Verbindungen bei RME und 27 Verbindungen bei dem Dieselkraftstoff detektiert. Es wird insgesamt festgestellt, dass die Menge an gebildeten Stoffen bei Raps¿l und RME gr¿sser ist als bei dem mineralischen Kraftstoff, eine exakte Quantifizierung wurde nicht durchgef¿hrt. Lediglich bei der Bildung von 1-Alkenen, Dienen und Benzol wird von einem Faktor 10 gesprochen, um den die Menge bei Raps¿l und RME h¿her ist.



Die Autoren kommen zur Schlussfolgerung, dass bei Erhitzung von Raps¿l und RME gegen¿ber dem mineralischen Produkt die Bildung von cancerogenen Stoffen erh¿ht ist und dieser Aspekt bei der Anwendung von Produkten aus nachwachsenden Rohstoffen in Zukunft ber¿cksichtigt werden sollte.

Der Unterzeichnete gibt zu diesem Artikel folgenden Kommentar:



1. Die Arbeit ist wissenschafltich nicht korrekt durchgef¿hrt. Die einzelnen Verbindungen wurden nicht exakt quantifiziert, sodass keinerlei Aussagen hinsichtlich unterschiedlicher Gef¿hrlichkeit der verschiedenen Kraftstoffe zul¿ssig sind.



2. Eine Aussage zu toxikologischen und ¿kotoxikologischen Eigenschaften verschiedener Kraftstoffe aufgrund der qualitativen Identifizierung von fl¿chtigen Stoffen beim Erhitzen auf 550¿C, Bedingungen, die in der Praxis nie auftreten, entspricht auf keinem Fall einer wissenschafltichen Vorgangsweise und ist somit unverantwortlich.



3. In der Arbeit wird immer von Kraftstoffen gesprochen, die experimentelle Anordnung hat nicht einmal im Entferntesten mit den Vorg¿ngen in einem Verbrennungsmotor zu tun, sondern ist, wenn ¿berhaupt, nur mit Bedingungen, wie sie bei stark ¿berhitzten Fritier¿len vorherrschen, vergleichbar. Allerdings betr¿gt hier die Temperatur lediglich 200¿C, bei 550¿C besteht schon die akute Gefahr der Selbstentz¿ndung.



4. Die in der Arbeit verwendeten experimentellen Bedingungen entsprechen in keinem Falle jener einer praktischen Anwendung von Raps¿l und RME. Bei keiner bisher bekanten Anwendung werden diese drastischen Temperaturen erreicht, da hier akute Selbstentz¿ndungsgefahr besteht.



5. F¿r jeden Chemiker ist es eine Binsenweisheit, dass beim Erhitzen von pflanzlichen ¿len auf eine sehr hohe Temperatur aufgrund der g¿nzlich anderen Struktur mehr gasf¿rmige organische Verbindungen entstehen als bei einem reinen Kohlenwasserstoff. Gerade diese strukturellen Unterschiede sind ja daf¿r verantwortlich, dass Pflanzen¿le und deren Derivate in der Natur wesentlich leichter abgebaut werden als mineralische Produkte.



6. Die Autoren m¿ssten als Schlussfolgerung Ihrer Arbeiten zur Aussage kommen, dass man zum Braten und
->   Homepage von Prof. Mittelbach
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01.01.2010