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Herzinfarkt bei Frauen: Risiko größer als angenommen  
  Nicht Krebs ist, wie bisher angenommen, bei Frauen die häufigste Todesursache, sondern Herzinfarkt und Schlaganfall. Eine neue Studie belegt, dass in Österreich jede zweite Frau an einer Herzkreislauferkrankung stirbt.  
Bisher galt der Herzinfarkt in erster Linie als "Männersache". Doch wie jüngste Statistiken belegen, ist gerade bei Männern die Häufigkeit dieser Erkrankung gesunken. Ganz anders bei den Frauen. Ärzte sprechen bereits von einer Trendumkehr.
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Bild:Photodisc
Häufiger letal als bei Männern
Zudem führt der Herzinfarkt bei Frauen häufiger zum Tod als bei Männern. Eine neue amerikanische Studie vergleicht den Krankheitsverlauf bei Frauen und Männern unter 50. Das erschreckende Ergebnis: Nach einem Herzinfarkt sterben verglichen mit den Männern gleichen Alters doppelt soviel Frauen. Bisher war man davon ausgegangen, dass vor allem bei Männern der Herzinfarkt eine der häufigsten Todesursachen sei.
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Suche nach den Ursache
Unklar ist, wieso gerade Frauen nicht nur anfälliger für Herzinfarkte sind sondern diese auch seltener überleben.

Fest steht bisher nur, so der Wiener Gefäßspezialist Helmut Sinzinger, dass die Frauen selbst, ihre Umgebung aber auch die behandelnden Ärzte meist nicht an einen Infarkt denken. Deshalb zerrinnt bis zur richtigen Diagnose und Therapie oftmals die für ein mögliches Überleben ausschlaggebende Zeit.
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Unterschiedliche Symptome
Der Grund dafür liegt darin, dass sich der "weibliche" Infarkt in den Symptomen grundsätzlich von dem des Mannes unterscheidet, erklärt Sinzinger. Beim Herzinfarkt klagen Männer über die typischen, vielfach beschriebenen Schmerzen im Brustbereich. Frauen hingegen leiden unter sehr "atypische" Beschwerden. Denn die Symptome für einen "weiblichen" Infarkt sind zumeist auch Atemnot sowie vermeintliche Magen- oder Rückenschmerzen.
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Fehldiagnosen bei Frauen
Dazu kommt, dass mit den traditionellen Tests vor allem bei jüngeren Frauen Herzinfarkte leichter übersehen werden, berichtet die Soziologin Ursula Hertel vom Humanwissenschaftlichen Zentrum der Universität München.

Der Grund: Die geltenden wissenschaftlichen Erkenntnisse über koronare Herzerkrankungen basieren in erster Linie auf Studien über Männer.

Zwei Drittel aller Frauen mit erhöhtem Cholesterinwert bleiben deshalb auch gänzlich unbehandelt. Über 90 Prozent der Frauen werden zudem unzureichend behandelt, warnt der Salzburger Herzspezialist Fritz Hoppichler.
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Schlechte Prognosen
Risikofaktoren wie ungesundes Essen, Bewegungsmangel und Stress haben auf Frauen einen stärkeren Einfluss, als auf Männer. Dazu kommt, dass immer mehr Frauen rauchen. Bei gleichzeitiger Einnahme der Pille, erhöht sich ihr Risiko, einen Infarkt zu erleiden, um ein vielfaches. Die Prognosen der Ärzte sind dementsprechend schlecht: Bei Frauen werden ¿ im Gegensatz zu Männern - auch künftig Herzkreislauferkrankungen noch weiter zunehmen.
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Mögliche Hoffnung
Frauen haben laut Helmut Sinzinger zwar ein höheres Infarktrisiko, bei richtiger Behandlung ist aber auch ein besserer
Erfolg zu erzielen. Wenn Frauen zum Beispiel ein Medikament zur Blutfettsenkung einnehmen, dann reagieren sie darauf besser als Männer.

Mit mehr Aufklärung für die gefährdeten Frauen und die behandelnden Arzt könnte , so Sinzinger, auch der "weibliche" Herzinfarkt künftig leichter behandelbar sein und seltener zum Tode führen.

Elke Weiss
Sehen sie heute mehr dazu im Wissenschaftsmagazin NANO um 18.30 auf 3sat.
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01.01.2010