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Vorliebe für Parfum: Genetisch bedingt?  
  Menschen wählen ihr Parfum einer neuen Studie zufolge, um den Duft ihres eigenen Körpers zu unterstreichen, und nicht, um ihn zu verdecken.  
Ein deutsch-britisches Forscherteam schließt aus seiner Untersuchung, dass ein wichtiger Teil des Immunsystems bei der Auswahl von Düften eine Rolle spielt, berichtet das britische Fachmagazin "New Scientist" in seiner jüngsten Ausgabe.

Der Mensch könne so den Duft seines eigenen Körpers und damit sein "genetisches Make-up" unterstreichen. Das bevorzugte Parfum sei also nicht die Camouflage des eigenen Geruchs, sondern dessen Verstärkung.
Die Untersuchung: Parfumproben und Gentests
Die Wissenschaftler Manfred Milinski vom Max-Planck-Institut für Limnologie in Plön und Claus Wedekind von der Universität in Edinburgh untersuchten 137 weibliche und männliche Studenten der Universität Bern.

Sie baten die Probanden, an 36 verschiedenen Parfumproben ¿ darunter Flieder, Vanille und Jasmin ¿ zu riechen und auf einer Skala zwischen "angenehm" und "unangenehm" einzuordnen.

Zudem nahmen sie ihnen Blut für genetische Untersuchungen ab. Die Forscher prüften einen Zusammenhang zwischen der Vorliebe für einen Duft und den Genen für einen wichtigen Proteinkomplex (MHC-Gene).
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MHC (Major histocompatibility complex)
MHC-Gene sind eine Gruppe von Genen, die Informationen tragen, welche zur Herstellung von Proteinen dienen, die für die Immunerkennung, die Gewebeverträglichkeit und die immunologische Individualität des Menschen benötigt werden. Darüber hinaus beeinflussen sie den persönlichen Körperduft des Menschen. Die Genprodukte, MHC-Moleküle, sind körpereigene Antigene auf der Oberfläche jeder Körperzelle, die immunologische Vorgänge regulieren. Diese Moleküle kennzeichnen die Zellen als zum Körper gehörig und sind auf weißen Blutkörperchen (v.a. Lymphozyten) besonders leicht nachweisbar.
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Gleiche Gene, ähnliche Duftvorlieben
Die Versuchspersonen, die Übereinstimmungen in ihren MHC-Genen aufwiesen, hatten auch ähnliche Vorlieben bei den verschiedenen Duftvarianten. Das Experiment wurde zwei Jahre später wiederholt und zeigte kaum Abweichungen von den ersten Ergebnissen.
Soziales Umfeld und Alter noch wichtiger
Rachel Herz, eine Geruchsexpertin an der Brown-Universität in Rhode Island, verweist laut "New Scientist" auf weitere Faktoren: "Familiäre Einflüsse und Lernprozesse spielen natürlich auch eine große Rolle dabei, welche Gerüche man mag und welche nicht."

Junge Mädchen und alte Frauen hätten einen unterschiedlichen Geschmack, erklärt Herz, "aber man hat im Alter von 15 Jahren dasselbe MHC-Gen wie mit 75".
->   New Scientist
->   Max-Planck-Institut für Limnologie
 
 
 
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01.01.2010