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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Umweltschonender Pflanzenschutz
Ein Gastbeitrag von Hermann Strasser
 
  Zur Insektenbekämpfung geeignete Pilzarten und neue biologische Planzenschutzpräparate versprechen die Verringerung von Umweltrisiken und eine nachhaltige Schädlingsbekämpfung. Am 24. Januar findet dazu an der Universität Wien ein internationales Symposion zum Abschluss eines dreijährigen EU-Forschungsprojektes statt.  
Die Wirksamkeit biologischer Schädlingsbekämpfung
Zu Beginn der Arbeiten wurden besonders aggressive und gleichzeitig für das Freiland besonders überlebensfähige Pilzstämme aus den Gattungen Beauveria und Metarhizium ausgewählt.

Definierte Mengen dieser Pilze wurden mit Schädlingslarven (u.a. Maikäfer, Junikäfer, Rüsselkäfer) in Kontakt gebracht, um zu messen, wie schnell die unterschiedlichen Stämme ihren Wirt töten können.

Gleichzeitig wurden Studien in Angriff genommen, die sich mit der Frage beschäftigen, inwieweit sich die Anwesenheit dieser Pilze auf Nützlinge wie zum Beispiel den Regenwurm oder die Honigbiene negativ auswirken könnte.

Mit der Beantwortung dieser Frage konnten Umweltrisiken minimiert bzw. ein sicherer Einsatz der neuen Präparate gewährleistet werden.
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Das BIPESCO - Projekt
Dem Projekt mit dem Originaltitel "Biocontrol of Important Soil Dwelling Pests by Improving the Efficacy of Insect Pathogenic Fungi" - kurz BIPESCO genannt - standen für drei Jahre Forschungstätigkeit insgesamt 2,5 Millionen Euro zur Verfügung. Ein Großteil dieser Summe - genauer 64 Prozent - wurde aus dem Forschungsetat der Europäischen Union gefördert. Der andere Teil des Geldes wurde von den beteiligten Industriepartnern als Investion in das Forschungsvorhaben aufgewendet, bzw. von den Schweizer Projektpartnern eingeworben.

Insgesamt waren zwölf Institutionen aus Wissenschaft und Industrie mit 40 Mitarbeitern aus sieben europäischen Ländern an der Umsetzung der Projektziele beteiligt. Die Koordination und Organisation des Gesamtprojektes wurde von einem Forschungsteam der Leopold-Franzens-Universität Innsbruck unter der Leitung von Dr. Hermann Strasser, dem Autor dieses Beitrages, übernommen.
->   BIPESCO
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Leistungsfähiger Pflanzenschutz
Eine Reihe von physiologischen Experimenten mit den insektentötenden Pilzen sollten die Basis für die Entwicklung von leistungsfähigeren Pflanzenschutzmitteln bilden. Es galt zu garantieren, dass die Präparate bei gleichbleibender Qualität und guter Lagerfähigkeit Schädlinge effizient töten können.

Deshalb wurde den Untersuchungen zur Virulenz und deren Stabilisierung besondere Bedeutung zugemessen. Es konnte nachgewiesen werden, dass virulente Pilze andere Stoffwechselprodukte bilden als weniger aggressive Pilze.
Optimierung der Produktion
Durch den raschen Nachweis solcher Stoffwechselprodukte kann die Abschwächung der Aggressivität während der Produktion und Lagerung der Pilzpräparate erkannt werden. Eine wichtige Voraussetzung für die weitere Optimierung der Produktionsverfahren wurde somit sichergestellt.
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Überlebensfähigkeit der Pilze
Durch die Verwendung moderner molekularbiologischer Methoden liegen Ergebnisse zur exakten Unterscheidung der Pilzisolate vor. Eine solche Differenzierung bildet die Grundlage für eine sichere Beurteilung der individuellen Überlebensfähigkeit der Pilze im Freiland bzw. in den Böden.
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Qualität und Wirtschaftlichkeit
Im weiteren Verlauf des Projektes konzentrierte sich das internationale Forscherteam auf Arbeiten zur Produktion und Formulierung von geeigneten Pilzisolaten.

Hohe Wirksamkeit, gleichbleibende Qualität, Wirtschaftlichkeit, Umwelt- und Benützerfreundlichkeit sind die Ansprüche, welche ein solches Produkt erfüllen muss.
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Präsentation des BIPESCO-Projektes
Die wissenschaftlichen Arbeiten aus dem Projekt BIPESCO wurden mit 36 Fachartikeln in internationalen Zeitschriften der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das BIPESCO Team stellte auf zehn internationalen Kongressen die Ergebnisse des Projektes in Form von wissenschaflichen Vorträgen und Posterbeiträgen vor und war an der Organisation von fünf solchen Tagungen beteiligt.
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Anwendung ist gefragt....
Daneben wurden - als ein weiteres Ziel im Projekt - Bauern und Landwirschaftsberater in den verschienen europäischen Ländern durch öffentliche Veranstaltungen über den Nutzen und die Anwendung der biologischen Pflanzenschutzpräparate informiert.

Am Ende des Projektes BIPESCO unternehmen nun Wissenschafter und Vertreter der Industrie aus den Bereichen Produktion und Marketing gemeinsame Anstrengungen die neu entwickelten biologischen Pflanzenschutzmittel einer Anwendung zuzuführen.
...und Anwender sind zu überzeugen
Eines der Erfordernisse dafür ist die Registrierung der in den verschiedenen Formulierungen enthaltenen "Pilzwirkstoffe" gemäß dem Pflanzenschutzmittelgesetz der EU.

Das wichtigste Ziel wird jedoch sein den Bauern die Wirksamkeit, Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit der neuen biologischen Präparate zu demonstrieren.
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Internationales Symposion
Am 24. Januar findet in Wien ein Internationales Symposium über biologische Schädlingsbekämpfung statt. Das Symposium bietet eine gute Gelegenheit für Experten aus Wissenschaft und Industrie, Landwirtschaftsberater und Fachjournalisten, neueste Forschungsergebnisse auf dem Gebiet der biologischen Schädlingsbekämpfung zu erfahren. Dabei werden die Ergebnisse des BIPESCO-Projektes diskutiert, die zu einer effizienten, präventiven und ökologisch sinnvollen Bekämpfung von Bodenschädlingen führen sollen.

Symposion: "Biocontrol of important soil dwelling pests by improving the efficacy of insect pathogenic fungi BIPESCO.) Biologische Kontrolle wichtiger bodenlebender Insektenschädlinge durch Effizienzsteigerung von insektenpathogenen Pilzen).

Veranstaltungsort: Institut für Pharmazeutische Technologie und Biopharmazie; Universität Wien; Althanstraße 14, A-1090 Wien

Ansprechperson:
Dr. Hermann Strasser (BIPESCO-Projekt Koordinator)
Institut für Mikrobiologie der Universität Innsbruck
Tel.: +43-512-507/6008
E-mail: Hermann.Strasser@uibk.ac.at
->   Weitere Informationen über das Projekt und das Symposion
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Mehr dazu in science.orf.at:
->   Biologische Schädlingsbekämpfung made in Austria
 
 
 
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01.01.2010