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Pharmaindustrie in der Krise?  
  "Big Pharma" steckt in einem Dilemma. Selbst bei den größten zehn Arzneimittelkonzernen hat die Produktivität der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten in den vergangenen Jahrzehnten abgenommen.  
"Wir beobachten seit Anfang der neunziger Jahre eine Stagnation, was die Produktivität und die Registrierung neuer Substanzen betrifft," sagt Jürgen Drews, ehemaliger Forschungschef von Hoffman-La Roche, anlässlich der Verleihung der Novartis-Forschungspreise 2001.
Mangelnde Innovationskraft der Pharmakonzerne
"Die Zahl der pro Jahr neu registrierten Substanzen sei von früher 60 auf nunmehr 20 bis 30 zurückgegangen," sagt Drews. Die Zahl ist seit Jahrzehnten rückläufig.

"Keine der globalen Pharmafirmen, keine Sandoz, keine Glaxo, keine Roche hat die für ein zehnprozentiges Wachstum notwendigen 3,5 neuen Substanzen pro Jahr herausgebracht. Das Defizit ist sogar noch größer geworden," meint Drews
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Novartis-Froschungspreise 2001
Den Novartis-Forschungspreis für Medizin erhielt Univ.-Prof. Dr. Michael Roden von der Universitätsklinik für Innere Medizin III am Wiener AKH für seine Studien auf dem Gebiet des Typ-2-Diabetes.

Den Preis für Biologie und Biochemie erhielt Dr. Jan-Michael Peters vom Institut für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien. Er erforscht jene Mechanismen, die zur exakten Aufteilung der Erbsubstanz bei der Zellteilung führen.

Die Chemie-Auszeichnung ging an den Innsbrucker Wissenschafter Univ.-Prof. Dr. Michael Buchmeiser für seine Arbeiten zur Optimierung von Katalyse-Systemen in der Chemie.
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"Tanz um Geld" und thematische Einengung
Früher habe sich die Industrie neben Ärzten und Apothekern als dritte Säule das Gesundheitswesen gesehen, sagt Drews. Heute konzentriere sich die Forschung auf wenige als lukrativ geltende Gebiete wie Koronarerkrankungen oder bestimmte Krebsformen.

Die Medizin werde vulgarisiert, die Forschungsbreite eingeengt, sagt Drews. Als eine Ursache dafür nennt er die hohen Kosten für die Entwicklung neuer Medikamente, die etwa 800 Millionen Dollar betragen.
Pharmaindustrie muss Rolle neue definieren
Zwar habe die Biotechnologie in den vergangenen Jahren Lücken geschlossen und mehr Innovationen gebracht. Wenn die klassische Pharmaindustrie aber überleben wolle, müsse sie selbst neue Wege beschreiten, sagt Drews.

Statt sich einfach treiben zu lassen, müsste sie selbst ihre Rolle in der Gesellschaft neue definieren, fordert Drews.
Neue Netzwerke bilden
Die Pharmaindustrie müsste mit der Biotechnologie-Szene und den Universitäten Netzwerke der Forschung und Entwicklung bilden.

Und sie müsse Wissenschafter fördern, die in der Lage sind, interessante Entwicklungen außerhalb der Pharmaindustrie zu erkennen und zu integrieren, sagt Jürgen Drews.

Franz Simbürger,Ö1-Wissenschaft
->   Novartis - Österreich
->   Vereinigung pharmazeutischer Unternehmen - Pharmig
 
 
 
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01.01.2010