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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Korallensterben: Oasen der Meere in Gefahr  
  Ein Wiener Meeresbiologe erforscht - unterstützt vom Wissenschaftsfonds (FWF) - die Ursachen für das stete Korallensterben. Eines ist bereits sicher: Der Mensch hat seine Finger im Spiel.  
Vor zwei Jahren hat das Wetterphänomen "El Ninjo" für ein weltweites Korallensterben gesorgt. Die "Oasen der Meere" erholen sich zwar langsam von den Auswirkungen der kurzfristig stark erhöhten Meerestemperaturen, die Gefahren für die Korallen sind aber noch nicht gebannt: Kalkrotalgen und Wimpertierchen zählen zu den neuen Bedrohungen der Unterwasserwelt.
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Korallen (Blumentiere, mit mehr als 6.500 Arten die umfangreichste Klasse der Hohltiere)
Korallen, die Oasen der Meere, sind ein wesentlicher Bestandteil des globalen, marinen Ökosystems. Sie besiedeln über 50 Prozent der Meeresoberfläche, bestehend aus den breiten Gürtel tropischer Ozeane, der zwischen den Wendekreisen liegt. Sie gedeihen am besten in nährstoffarmen Wasser und schaffen so einen Lebensraum für viele Meeresbewohner. Ihr Gesundheitszustand beeinflusst deshalb den Zustand
unserer Umwelt ebenso stark wie die Regenwälder.
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Weltweite Verseuchung der Riffe
Der Wiener Meeresbiologe Arnfried Antonius geht den Gründen für das Überhandnehmen dieser natürlichen Riffbewohner auf den Grund. Sicher ist bereits jetzt: Der Mensch hat seine Finger im Spiel.

Seit etwa 20 Jahren beobachten Meeresforscher eine zunehmende, weltweite Verseuchung der Riffe. Große Areale sind krank und vom Absterben bedroht, allein in Mittelamerika sind in den letzten Jahren etwa die Hälfte aller karibischen Riffe verödet.

Abgesehen von der Erwärmung der Meerestemperatur durch das Wetterphänomen "El Ninjo" zeigen sich vor allem ursprünglich natürliche Riffbewohner wie die Kalkrotalge Metapeyssonnelia corallepida oder das Wimpertierchen Halofolliculina corallasia für die beachtlichen Zerstörungen verantwortlich.
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Die Kalkrotalge
Die Kalkrotalge Metapeyssonnelia corallepida , eine für die Wissenschaft noch relativ neue Algenart, überwächst die Korallen vollständig wie eine zweite Haut. Sie verhindert damit die Zufuhr von Nährstoffen und Licht und zerstört jegliches lebendiges Gewebe. Der Meeresbiologe Antonius konnte den Kalkrotalgen-Befall bereits in der Karibik feststellen.
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Diese Bedrohung der Riffe geht nach Aussagen des Wissenschaftlers vor allem auf das Konto der vom Menschen verursachten Umweltveränderungen. "Durch ein Überangebot an Nahrung - hauptsächlich auf Grund der verschmutzten Meere - beginnen diese Lebewesen zu wuchern und befallen ganze Korallenriffe", erläutert Antonius das vom FWF geförderte Forschungsprojekt.

"Weitere Umweltverschmutzungen und die globale Erwärmung zerstören zusätzlich das ökologische Gleichgewicht im Riff."
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Wimpertierchen
Die Wimpertierchen Halofolliculina corallasia , eine neue Art koloniebildender Ciliaten, verursachen das sogenannte SEB (¿Skeleton Eroding Band"), das das Skelett der Korallen zerstört. Die Syndrome erinnern an die sogenannte Schwarzbandkrankheit, eine der bekanntesten Korallenerkrankungen. SEB tritt bereits bei Korallenriffen im Roten Meer (Sinai), im Indischen Ozean (Mauritius) und im Pazifik (Lizard Island) auf.
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Erste Forschungsergebnisse des Meeresbiologen beweisen, dass die Hauptursachen bei dem vom Menschen bedingten Umweltveränderungen liegen. "Den Algen dienen vor allem Düngemittel und ungeklärte Abwässer als Nahrung", so der Wiener Paläontologe. "Wenn der Kalkrotalge nicht rigoros
die Nahrungsquelle entzogen wird, gibt es für küstennahe Riffe keine Zukunft. Und ein Absterben der Riffe hätte unabsehbare Auswirkungen auf das gesamte Ökosystem der Weltmeere."
->   Das Korallen-Projekt von Arnfried Antonius
->   FWF
 
 
 
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01.01.2010